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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0070
Stellen wir nun dem Dilettanten Dambaclier einen Routinier gegenüber,
dessen Illustrationen denen Dambachers zeitlich unmittelbar folgen. Im Jahre
1839 erschienen in J. Scheibles Buchhandlung in Stuttgart die „Schwanke des
Hebeischen Rheinländischen Hausfreundes (1805—1831) mit allen spaßhaften
Geschichten vom Zundelf rieder, rothen Dieter und Heiner" — so der Titel — „in
zwei Teilen mit 120 Abbildungen"; die Schwanke stammen also nicht alle ans
Hebels Feder, doch berührt dies unsere Fragestellung nicht durchaus, da wir
es nur mit den Illustrationen des Werkchens zu tun haben und aus ihnen die
auswählen können, die zu echten Hebelgeschichten gehören. Die Illustrationen
tragen z. T. unauffällig als Monogramm oder Initialen die Buchstaben
C. S., hinter denen sich ein Zeichner namens Schulz verbirgt, wie aus gleichartigen
Illustrationen der gleichen Hand in einem andern Buch hervorgeht56.
C. könnte als Carl aufzulösen sein. So werden denn diese Hebel-Illustrationen
dem Maler und Stecher Carl Friedrich Schulz (genannt Jagdschulz)
zugeschrieben57. Die Illustrationen sind recht manieriert gearbeitet. Am sorgfältigsten
ist das einleitende Bild (Abb. 7) gemacht58, auf dem die drei Gaunergestalten
beim Bier zu sehen sind, Pfeife rauchend und Streiche ausheckend,
in Physiognomie und Kleidung reichlich karikiert; Schulz hebt den Schwankcharakter
der Erzählungen hervor und überspielt so ein wenig den tiefen
Ernst, der auch in ihnen steckt und den der fast gleichzeitige Dambacher noch
sichtbar machte. Die Illustrationen sind stets zu zweien übereinander auf
einem Blatt angeordnet. Auf einer Bildseite z. B. ist oben dargestellt, wie der
Zundelfrieder dem Stadtsoldaten, der ihn ins Zuchthaus bringen soll, während
der nächtlichen Rast den Begleitbrief aus der Tasche zieht39. Die mit
sparsamen Mitteln recht summarisch gezeichneten Figuren sind in natürlich
wirkender Bewegung gegeben, Mobiliar und Szene verhältnismäßig genau
geschildert. Der Strich ist dünn, bei der Kleinheit des Formats nicht weiter
verwunderlich. Das Bild darunter, den „Schimmel" illustrierend, hat kleinere
Figuren, die sich den anderen Dingen der Szene gegenüber nur schwer behaupten
können; so wirkt der aufgeregte Disput abgeschwächt. Das Nachtgewand
des „kuriosen Herrn", die Adjustierung des Postillons und nicht zuletzt
die Postchaise machen das jedoch durch Genauigkeit im Detail wieder
wett.

Auf einer anderen Bildseite (Abb. 8) illustriert Schulz im oberen Teil „die
Schlafkameraden"80, jenen Schwank, in dem Herr und Diener im Rausch ins
gleiche Bett steigen und im Schlaf miteinander zu raufen beginnen; dabei
tun sie aus dem Bett heraus einen Fall, „daß alle Fenster zitterten und der
Perpendikel an der Wanduhr sich in die Ruhe stellte". Die beschwipsten Raufenden
sind bereits auf dem Boden gelandet und der Wirt tritt eben in das
Zimmer und konstatiert, daß sein Rotwein gewirkt habe. Das untere Bild soll

56 Vgl.: Felix Weikert, Neues Narrenschiff in Freud und Leid zu lustiger Kurzweil, mit 60 Abb., Stuttgart
1S40, Bild bei S. 86 zu S. S9.

57 So Arthur Rümann, Die deutschen illustrierten Bücher des 19. Jahrh., Stuttgart 1926, S. 309. — Carl
Friedrich Schulz, geb. 2. 11. 1796 in Selchow, gest. 3. 3. 1S66 in Neuruppin. Vgl. Thieme-Becker Bd. 50,
Leipzig 1936, S. 332; G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstlerlexikon etc., Bd. 16, München 1846,
S. 58—59, der eine lange Lisle von Werken dieses Schulz kennt, weiß indessen von den Hebel-Illustrationen
nichts. Ein von Nagler a. a. O. S. 68—69 aufgeführter Stedier C. Fr. Schulze, der anfangs
19. Jahrh. in Stuttgart arbeitete, kann wegen der feststehenden Namensform „Schulz" kaum der Urheber
unserer Illustrationen sein.

58 a. a. O. Bd. 1, S. 3.

50 a. a. O. Bd. 1. Tafel nach S. 46 zu den S. 146 u. 149.
co a. a. O. Bd. 1, Tafel nach S. 168 zu den S. 167 u. 171.

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