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Ludwig Richter anschließen, wenn man der Zeit nach weitergehen wollte. So
reizvoll es wäre, die Reihe der Hebel-Illnstratoren lückenlos vorzuführen,
es muß darauf verzichtet werden, um zeitraubende und sachlich nicht angängige
Wiederholungen zu vermeiden. Dieffenbacher hat die ersten hundert
Jahre der Hebel-Illustrierung mit Liebe und Eifer durchforscht und dargestellt
. Daß seine Urteile zeitgebunden sind, muß man ihm zugute halten;
jedes kunstkritische Urteil trägt den Stempel seiner Entstehungszeit. Man
wird in seinem Aufsatz das, was nun ausgespart wird, nachlesen können.
Wenden wir uns also der Zeit nach Dieffenbachers Aufsatz zu.

Dabei stoßen wir in den dreißiger Jahren etwa auf Hermann Stock-
in a n n , der die Erzählungen des „Rheinländischen Hausfreunds" illustrierte71
. In flottem, rundem, etwas teigigem Strich, der nahe der Manier ist.
sparsam im Ausdruck, in der Auffassung gemütlich-gemütvoll, zutraulich und
jovial bis zur Unverbindlichkeit, entwirft Stockmann noch glaubhafte Charaktere
. Wie dümmlich und gutgläubig in Typus und Haltung, Gestik und Mimik
z. B. die Wirtin aus der Illustration zum „Schlauen Pilgrim", wie gemütlichpfiffig
der Pilgrim selbst, ein alter Mann, ohne jede Bosheit, dem die erschwindelte
Mahlzeit wohl zu gönnen ist72! Alles Überflüssige ist bei dieser
im Text sitzenden Zeichnung weggelassen. Der Schwank ist auf die einfachste
Formel gebracht, die nur den Vorgang an sich aussagt und darüber die von
Hebel in dieser Erzählung mitgeschilderte Epoche außer acht läßt. Hier
kündigt sich eine andere Art Treue
in der Nachschilderung an: die
Treue zur Quintessenz des anekdotischen
Bestandes, die Treue zum
Gedanken der Erzählung, der ja
schließlich in jeder Zeit seine eben
an diese Zeit gebundene Gestalt
annehmen kann.

Etwas anders ist es mit Zeichnungen
wie etwa der, auf der „die
drei Diebe" bei der Beratung ihres
nächsten Streiches zu sehen sind
(Abb. 11)7:!. Die Zeichnung füllt
eine ganze Seite, ist von einem
Rahmen umgeben und betont so
ihren selbständigen Charakter als
Bild; das Ganze wirkt genrehaft
gemütlich. Schon die Szenerie: Dec
alte Baum, die Yögel, die strohgedeckte
schiefe Hütte, der Krug
auf der Bank. Die drei Diebe sind
dargestellt als zerlumpte Strolche,
mit Säcken, frei getragenem gestohlenem
Huhn, mit Stock und
verwegener Kopfbedeckung über

Tl Hermann Stockmann, geb. 28. 4. 1S67 in Passau, gest. 4. 1. 1959 in München. Vgl. Vollmer Bd. 4. Leip-

( /ig 1958, S. 565. 1
72 J. P. Hebel, Erzählungen aus dem Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes, mit vielen Bildern

von H. Stockmann. Leipzig 1951, S. 29.
T3 ebd. S. 45.

Abb. 11 Hermann Stockmann: Die drei Diebe.

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