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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0088
Kehren wir zurück zum Hebel des Schatzkästleins: Ein kleines Hefteten,
das nur die Erzählung „Kannitverstan" enthält, ist von mehreren, zum Teil
leicht kolorierten Zeichnungen von AVilli Probst illustriert. Probst104 ist
1915 in Mainz geboren und lebt heute in Rüdesheim. Es scheint, die Heiterkeit
seiner Geburts- und Lebelandschaft habe an der Bildung seines zeichnerischen
Stils mitgewirkt. Sein Strich ist skizzenhaft, impressionistisch, fast flüchtig,
oft unverbindlich. Die Phantasie des betrachtenden Lesers wird in eine bestimmte
Richtung gelenkt, doch ohne daß das Gefühl eines Zwanges aufkäme.
So ungenau der Strich des Stifts erscheint, er stellt doch alles Nötige und mehr
recht ausführlich vor uns hin: So etwa auf der Eingangszeichnung105 das Zeitkolorit
in dem wandelnden Paar und in der nachromantischen Ausstaffierung
des Handwerksburschen, die von der Geschichte geforderte Tumbheit im
naiv lächelnden Gesicht des Burschen, seine Wanderlust und seine Weltoffenheit
in der Bewegung des Mützeschwenkens. Eine leichte, angenehme,
fröhliche - - man möchte fast sagen „rheinische" Auslegung Hebels, die sich
bei aller Modernität im Stil gut mit Hebel verträgt.

Eine besondere Art der Illustration wird durch eine von Robert Pud-
Ii c h 10(3 illustrierte Einzelausgabe des „Seltsamen Spazierritts" vertreten107.
Man muß diese Zeichnungen zusammen mit den sie umgebenden, in Anordnung
und Umfang auf sie abgestimmten Textzeilen sehen. Robert Pudlich -
1905 in Dortmund geboren und in Düsseldorf als Graphiker und Bühnenbildner
wirkend — hat hier versucht, ohne Rücksicht auf Zeitliches oder
Landsmannschaftliches den reinen Lehrgehalt der Hebel-Anekdote herauszustellen
. Doch diese Figuren ohne weiteres mit Hebel in Verbindung zu bringen
, käme einem wohl nicht in den Sinn, würde man nicht den Text lesen oder
aus den Bildern erkennen, daß es sich um eine Geschichte von Hebel handelt;
sie wirken beziehungslos, ja abstrakt in ihrer hingestrichelten, oft nur angedeuteten
Existenz, in ihrem leeren Umrißdasein. Der Sohn — ist er nicht mit
Gestalten Olaf Gulbranssons verwandt? - - hockt unbeteiligt, der Yater mit
Pfeife und seltsamem Kittel, gegenüber der schwitzend stehenbleibende Spaziergänger
, — das wirkt alles etwas skurril und dünn und wenig unserer
Auffassung von Hebel entsprechend, so interessant und buchkünstlerisch
gelungen auch solche Lösungen für sich gesehen sein mögen.

Auf den ersten Blick mögen die zarten, zurückhaltenden Federzeichnungen
, die Maja von Arx108 zu einigen Geschichten aus dem „Rheinländischen
Hausfreund" geschaffen hat, jenen von Pudlich verwandt erscheinen. Doch
Maja von Arx gibt bei aller Leichtzügigkeit, Flüssigkeit und Genügsamkeit
ihres Strichs doch den genaueren Umriß, bei aller Sparsamkeit und Zartheit
die ungleich präzisere Aussage, die sie nur höchst selten durch geringe Schattenlagen
zu ergänzen braucht. Auch sie setzt ihre Zeichnungen in enge Beziehung
zum Satzbild der Seiten; allein der Satzspiegel bleibt das beherrschende
Element; die Zeichnung — schon durch Graudruck vom Schwarzdruck des Textes
abgehoben - - begnügt sich oft mit dem Rand des Blattes oder schiebt sich
höchstens ein wenig in den Text hinein und verklammert sich mit ihm, aber

104 Willi Probst, Holzschneider, Illustrator, Reklamezeichner, geb. 21. 12. 1915 in Mainz; vgl. Vollmer
Bd. 3, Leipzig 1956, S. 628.

105 J. P. Hebel, Kannitverstan, Bilder von Willi Probst, Leipzig 1948, S. 1.

106 Robert Pudlich, Maler, Graphiker, Bühnenbildner, geb. 25. 1. 1905 in Dortmund, lebt in Düsseldorf;
vgl. Vollmer Bd. 3, Leipzig 1956, S. 653.

107 J. p. Hebel, Seltsamer Spazierritt, Zeichnungen von Robert Pudlich, Frankfurt a. M. 1931. S. 6—7.

108 Daten waren in den einschlägigen Handbüchern nicht festzustellen.

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