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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0089
Abb. 22 Hildegard Hudcmann: Der Zahnarzt. Abb. 25 Ernst Cinccra: Vater und Sohn.

ohne ihn zu stören. Was die Auffassung betrifft, so hebt die Künstlerin bei
aller Ernsthaftigkeit das Komische, das Schlitzohrige und Knitze der Geschichten
etwas hervor, womit sie — in dieser Dosierung — einen nicht unbedeutenden
Wesenszug dieser Geschichten trifft. In der Darstellung ihrer bürgerlichen
Gestalten (Abb. 21)100 führt sie das Wertherzeitliche oder das Biedermeierliche
in Kostüm und Mobiliar kenntnisreich vor und trifft so den historischen Charakter
der Hebelerzählungen getreu. Trefflich gezeichnet der kartenspielende
Bürger am Tisch einer guten Wirtsstube, die durch nichts weiter als durch
Tisch und Fugenlinien des Fußbodens suggeriert wird; man beachte auch das
stilrichtige Tischbein. In der Darstellung von Bauern ist sie weniger glücklich
; dort streift sie gelegentlich die Manier Wilhelm Büschs110.

In einem kleinen Auswahlbändchen aus dem Jahre 1955, das der äußeren
Aufmachung nach für Kinder bestimmt erscheint, finden sich interessante und.
gekonnte Illustrationen von Hildegard H u d e m an'n , einer gebürtigen
Hamburgerin111. Der Strich ist flüssig, die Feder gleitet und kurvt sehr leicht.
Ohne großen Aufwand werden Zeitumstände und Situationen wiedergegeben;
das künstlerische Niveau ist gut. Der Amtmann z. B., kenntlich an Uniform und
Zweispitz, der beim Goldschmied die dort von Gaunern hinterlegten Pretiosen
besichtigt, ist recht gelungen. Unter dem Arm trägt er ein Schreibbuch,
in das die strittigen Dinge verzeichnet werden sollen; auch die Tinte hierfür
steht bereit112. Auf einem anderen Bild (Abb. 22) sitzt ein Tagdieb in einem
Wirtshaus und mimt den Zahnwehkranken, um seinen Kumpan beim Verkauf
der falschen Zahnwehpillen wirksam zu unterstützen. Das verschmitzte Gesicht
, der flotte Hut mit der keck schwankenden Blume kennzeichnen einen
fast liebenswerten Taugenichts, dessen Auftreten gewiß überzeugend und
werbekräftig im Sinne der Hebel-Anekdote gewesen wäre113.

1 J. I'. Hebel, Geschichten aus dem Rheinischen Hausfreund, für junge Leser ausgesucht und mit einem

Nachwort versehen von P. Erismann, Zeichnungen von Maja von Arx, Aarau 1950, S. 49.
ho vgl. ebd. S. 78.

in Hildegard Hudcmann, Graphikeriii. geb. 19. 2. 1914 in Hamburg, lebt dort; vgl. Kürschner S. 79.

112 J. p. Hebel, Der Zundelfrieder und andere Kalcndergcschichtcn, Illustrationen von Hildegard Hudemann
, München 1955. s. 55.

113 ebd. S. 74.

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