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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0090
Ebenfalls recht fein empfunden präsentieren sich die Federzeichnungen
von Ernst Cincera114 zum Scliatzkästlein, mit denen wir bereits in das
Jahr 1957 gekommen sind. Der zarte, zittrige, oft wiederholte, sich zu zierlichen
Bildern verwickelnde Strich hat etwas Nervöses und Unbestimmtes.
Die Sachverhalte finden sich manchmal nur angedeutet. Das wirkt sich natürlich
besonders störend bei den Figuren und ihrer Mimik aus. Sehr gut jedoch
kommt Gegenständliches heraus, und Cincera führt manche Geschichte auf
die darin mitspielenden Dinge zurück, die er dann allein darstellt und deren
Eigenleben er durch kräftigeren Strich oder energische Schattenkanten betont.
Hierfür mag als Beispiel dienen Cinceras Illustration zu „Vater und Sohn"
(Abb. 23)llr>, zu jener Geschichte also, in der der Sohn durch heftiges Auf-
ziehen der Schublade ein darin aufbewahrtes Tintenfaß umwirft und der
Vater ihn mit den Worten tadelt, er — der Sohn - - hätte vor dem Aufziehen
erst nachsehen sollen, was in der Schublade sei. Was sieht man von dieser
Geschichte als Niederschlag in der Illustration? Einen einfachen Rokoko-
Polsterstuhl und ein schlichtes Kommödchen mit weit offener Lade, in der das
zerbrochene Tintenfaß sichtbar ist. Cincera hat also das Materielle der Anekdote
dargestellt und tat recht daran, denn die Pointe ist bildlich nicht darstellbar
. Was allzugroße Bescheidung in der Motivwahl scheint, ist in Wirklichkeit
sicheres Herausgreifen des allein Darstellbaren. Mag an Cinceras Illustrationen
das Figürliche als allzu subjektiv-lyrisch interpretiert erscheinen, hinsichtlich
solcher gegenständlicher Darstellung wird er Hebel gerecht.

Auch farbige Flebel-Illustrationen sind zu verzeichnen, so die lavierten
Feder-Pinselzeichnungen von Theodor J a c o b i110 zu Kalendererzählungen
. Unter ihnen findet sich die bekannte Szene zu den „Drei Dieben"117, in
der die Frau, abgelenkt durch das Stöhnen des schlafenden Mannes, nicht bemerkt
, wie die beiden anderen mit einem Stänglein aus dem Kamin herunterlangen
und Stück für Stück des Säuleins aus
dem Kessel spießen. Jacobis Zeichnung ist
locker, salopp im Strich, randlos. Die Massen
sind kräftig zusammengefaßt, die Gewichte in
Zeichnung und zurückhaltendem Kolorit gut
ausgewogen. Figürlich gibt er Typen. Meist
sucht er den anekdotischen Punkt. Trotz der
Wuchtigkeit von Kontur und Schattierung, trotz
der Kolorierung bleibt das Andeutende, Beiläufige
einer echten Illustration erhalten.

Ein jüngst erschienenes Hebel-Brevier enthält
Zeichnungen von FritzFischer 11S. Die
Illustrationen des Bandes zeigen dem Text gegenüber
zweierlei Haltung: Die zu den Gedichten
sind freundlich-konventionell, unter ihnen
sind z. B. die Kinder aus dem „Habermus" recht
gelungen. Die Illustrationen zu den Schatzkästlein
-Erzählungen erdrücken durch ihre Zahl

114 Daten waren in den einschlägigen Handbüchern nicht festzustellen.

Iis J. P. Hebel, Schatzkästlein und Alemannische Gedichte, Zeichnungen von Ernst Cincera, Dietikon

(Zürich) 1957, S. 99.
116 Daten waren in den einschlägigen Handbüchern nicht festzustellen.

iiT J. P. Hebel, Aus dem Scliatzkästlein, mit farbigen Lithographien von Theodor Jacobi, Bern 1955,

bei S. 32.
HS Vgl. Kürschner S. 48.

ILLUSTRIERTES

Hebel-Brevier

Abb. 24 Fritz Fischer:
Titelseite zum
„Illustrierten Hebel-Brevier".

90


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