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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0093
Dambacher vorweg marschiert, also links zu sehen ist, während ihn Kölbel
rechts von der Mitte plaziert. Kölbel hat auch die Soldaten zu einer lockeren,
waagrecht über das Blatt gehenden Kette auseinandergezogen, während sie
bei Dambacher gedrängter und mehr aus dem Hintergrund herankommen.
Kölbel hat • falls eine solche Anregung überhaupt vorliegt ■ - mit seinen
eigenen stilistischen Mitteln Ähnliches in seine ganz andere Aussageart übersetzt
und ein kleines Kunstwerk originaler Prägung geschaffen.

Grundsätzlich ähnliches möchte man zu Kölbels Illustration zum „Großen
Schwimmer"120 sagen. Die Szenerie mit Quaimauer, angepflocktem Boot, die
Anordnung und gedrängte Fülle der Zuschauer, nicht zuletzt die beiden
Schwimmer, der Gascogner und der Neger, - - all das erinnert wieder an die
entsprechende Lithographie von Dambacher. Dennoch ist alles wieder neu
gesehen: Die Buben, die Zuschauer, die Schwimmer sind etwas anders angeordnet
, so daß ein liebenswürdig unprätentiöses, unbeschwertes und flüchtiges
Momentbild einer Hafenszene verbleibt, das mit seinen knappen Andeutungen
ebenso dicht wirkt wie das genau ausgeführte lithographische Blatt des
Mathematikprofessors aus Rastatt.

„Das fremde Kind" regte Kölbel zu einer Illustration von bester Einfühlung
und zarter Genrehaftigkeit an127. Der „arme Taglöhner im Gebirg" fragt
eben inmitten seiner vielköpfigen Familie das naiv und selbstverständlich
dastehende Kind aus der Fremde nach seiner Herkunft aus. Die Familie hört
interessiert und gutwillig dem zu, was der neue Spielkamerad erzählt. An
den Kostümen ist eben noch eine Andeutung von Tracht zu erkennen. Viel
Wert ist darauf gelegt, die verschiedene Intensität der Anteilnahme der einzelnen
wiederzugeben. Gegen seine Gewohnheit macht Kölbel auch nähere
Angaben zum Mobiliar: Der Kasten, Fenster mit Fensterbank, Hocker,
Schemel und Topf, alles ist recht schlicht, aber vollauf genügend dargestellt
und bildet den rechten Hintergrund für die Vorgänge der Anekdote.

Ebenso köstlich ist auch die Illustration Kölbels zum „Seltsamen Rezept"128.
Breit und stur steht das Ochsengespann vor dem schweren Dielenwagen -
gerade als wolle oder solle es die in der Anekdote gelobte stille Bedächtigkeit
und unbeirrte Konsequenz des Denkens und Handelns sinnbildlich machen.
Die eigentliche Handlung ist in den Hintergrund gedrängt, in den oberen Bildraum
: Der Bauer, der die Tür herbeischleppt, ist ebenso klein gezeichnet wie
der Apotheker, der mit der Feinwaage in der Hand unter die Tür getreten
ist und den seltsamen Kunden in die Offizin bittet.

Zum Schluß endlich sei der Graphiker vorgestellt, dessen schöne Federzeichnungen
zu Hebels Gedichten und zum „Schatzkästlein", die 1958—1959 bei
Birkhäuser in Basel erschienene dreibändige Ausgabe der Werke Hebels
schmücken. Es ist F e 1 i x H o f f m a n n 12l). Er gehört zu den besten lebenden
Illustratoren, und es ist ein glücklicher Zufall, daß ihn der Erscheinungszeitpunkt
seiner Hebel-Zeichnungen an das Ende unserer Reihe neuerer Künstler
stellt, denn in Hoffmann wird auch der Leistung nach ein Abschluß und eine
Krönung sichtbar. Felix Hoff mann ist gebürtiger Aarauer. Von 1931 bis 1934
besuchte er die Karlsruher Kunstakademie und war Schüler von Ernst Wür-

126 Vgl. Der Rheinländische Bildcrmann, II. Heft, Hebels Rheinländischcr Hausfreund. 1. Lieferung, Karlsruhe
1829, Tafel V; Kölbels Zeichnung a. a. O. S. 173.

127 a. a. O. S. 12S.

128 a. a. O. S. 52.

129 X§,:,^üHd,ncr S' "5 G- K- Schauer, Der Schweizer Illustrator Felix Hoffmann und die Trajanus-Presse
(Philobiblon 4 |1960], S. 21—33, mit Abb.).

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