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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0096
auch Hoffmanns „Wiese" ein
Naturkind, doch zwängt er es
nicht in eine lokalisierbare
Tracht, zwingt es nicht zu
menschlich-nützlichen Beschäftigungen
; er läßt das Naturwesen
ohne Aktion, in sich
selbst versunken, zeitlos beharren
, so wie umgekehrt der
Natur gegenüber stille Anschauung
am Platze ist. Wie
anders die Illustration zum
„Karfunkel" (Abb. 29)! Keine
genrehafte Einleitungsszene,
wie sie Ludwig Richter seinerzeit
so vollendet geschaffen
hatte, nein, die mit der größten
Spannung geladene Szene

Abb. 29 Felix Hoffmann: Der Karfunkel.

des einzigen dramatischen Gedichtes Hebels hat Hoffmann trefflich sicher herausgegriffen135
. Das Bild ist beherrscht von der Halbfigur der angstvoll betenden
Frau mit den zerstörten, verzweifelten Gesichtszügen; aus der dunklen
Wand heraus schiebt sich drohend die Gestalt des Mannes, der zum Mörder
werden wird. Die Kerze, die das Gebetbuch beleuchtet, flackert im Luftzug
der jäh geöffneten Tür. Augenblick der größten Spannung, der Entscheidung!
Und das ist eine Illustration zu Hebel, den man vielerorts als gemütvollen und
gemütlichen ländlichen Dichter ansieht? Gewiß — zu jenem Hebel der ernsten,
entschiedenen Stellungnahme, der über dem liebenswerten und freundlichen,
tröstenden und alles verstehenden Hebel etwas in Vergessenheit geraten war
und ist.

Auch die Illustration zu dem Gedicht „Die Vergänglichkeit" gehört zum
vergessenen oder aus Bequemlichkeit ausgeklammerten Hebel130. Der Bub
und der Aetti „auf der Straße nach Basel, zwischen Steinen und Brombach
in der Nacht" sind auf ihrem Fuhrwerk kaum mehr zu sehen. Das kleine
Menschenwesen geht unter neben den fühllos ragenden Stämmen des hohen
Tannenwalds, geht unter im lastenden Schweigen der Nacht - - eine rechte
Szenerie für die düsteren Gedanken des Dichters über die Zukunft der Welt
und der Menschen —, Hebel adäquat, nur daß bei Hoff mann nicht mehr wie
bei Hebel Sterne und Milchstraße eine Tröstung in das existentiale Dunkel
hineinleuchten; auch die Hochwald-Szenerie hält sich wenig an die vom
Gedicht verlangte Ortssituation.

Auch vor der Darstellung des Zauberischen, Feenhaften, Übersinnlichen
scheut die Feder Hoffmanns nicht zurück. Nehmen wir als Beispiel den „Geisterbesuch
auf dem Feldberg" (Abb. 30)137. Der Erzähler des Gedichts, ein
Stadtkind, neuzeitlich gekleidet, wenn auch nicht recht passend für eine Wanderung
hinterwärts Todtnau, etwas töricht und ängstlich blickend, findet sich
plötzlich vor der Erscheinung des Denglegeists. Der ist für einen Geist recht
kräftig und stramm gewachsen, ein richtiger junger Bauer; er ist so echt ge-

135 ebd. S. 53.

136 ebd. S. 118.

137 ebd. S. 144.

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