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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0101
sunt habita, sed, nervis pecuniarum deficientibus, corpus Imperii ad bella
maxime ardua non erat sufficiens. Contribuere autem multi consenserunt
verbis, sed rebus contrarium facere multi non f ormidarunt"; mit diesen Worten
schließt Johannes Trithemius in seinem Chronicon Sponheimense den Bericht
über diesen Reichstag2*.

In die langwierigen und durchaus nicht erfreulichen Verhandlungen des
Freiburger Reichstages fällt nun die Episode, welche die im Anhang abgedruckten
Aktenstücke beleuchten. Unter den in Freiburg versammelten
Reichsständen befand sich auch der Vertreter des Deutschmeisters des Deutschen
Ordens. Obgleich der Deutsche Orden seit seiner Gründung durch bindende
Bestimmungen der Kurie keinerlei lehnrechtliche Beziehungen zu einer
weltlichen Gewalt eingehen oder unterhalten durfte, sondern allein dem Papst
unterstellt war, wuchs er im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts durch die
zahlreichen und zum Teil bedeutenden Besitzungen in den verschiedenen Teilen
des Reiches mehr und mehr in die territorialen und lokalen Verhältnisse
hinein. Als Ratgeber und enge Vertraute der Könige hatten die Deutschmeister
, die den größten Teil der Besitzungen in deutschen und welschen Landen
verwalteten, schon seit dem Ende des 13. und vor allem im 14. Jahrhundert
in der Reichspolitik eine bedeutende Rolle gespielt. Ein Mann, wie Wolfram
voii Nellenburg, der Karl IV. nahestand, hat mit seinem diplomatischen Geschick
in zahlreichen wichtigen Verhandlungen mit den verschiedenen Reichsständen
ausgleichend gewirkt3. Die Deutschmeister verstanden es, in den
bewegten Zeiten nach der Mitte des 13. Jahrhunderts Besitzungen und Rechte
des Deutschen Ordens im Reich nicht nur zu bewahren, sondern auch zu vermehren
, ja, die einzelnen Balleien und Komtureien entwickelten noch im
15. Jahrhundert ansehnliche finanzielle Kräfte, die dem Staat des Hochmeisters
in Preußen zugute kamen4. Freilich hatten die Deutschmeister gegenüber dem
Llochmeister eine selbständige Stellung errungen. Auch gingen die Interessen
von Hochmeister und Deutschmeister durchaus nicht immer zusammen5. Einen
schweren Schlag für den inneren Zusammenhalt des Ordens bedeutete der dem
Hochmeister auferlegte Zweite Friede zu Thorn mit Polen und den preußischen
Ständen. Seither schlug die Politik des Deutschmeisters vielfach eigene
Wege ein. Eine wichtige Maßnahme seitens des Königs war die Belehnung des
Deutschmeisters Andreas von Grumbach mit den Besitzungen im Reich durch
Maximilian I. (1494). Es geschah zum ersten Maie, daß der höchste Gebietiger
des Deutschen Ordens im Reich förmlich durch den König investiert wurde0.
I) amit wurde freilich noch keine grundsätzliche Regelung getroffen — diese
erfolgte später unter Karl V. —, aber es war doch schon eine Einfügung des
Deutschen Ordens im Reich in die geltende Reichsverfassung.

1 o ganz ähnlicher Weise wurden zur gleichen Zeit andere Besitzungen des
Ordens, die Bailei Apulien und die Bailei Sizilien, bisher unter Landkomturen
selbständige Organisationen, in den Prozeß der inneren Abrundung des Staates

ZaOpera Johannis Trithenii II (Frankfurt 1601), S. 480: Braun, a. a. O. S. 115.

:! Über ihn gibt es seit der populären Schrift von O. S c h ö n h u t , Wolfram von Nellenburg (Mergent-

heim 1859) keine monographische Untersuchung.
1 Dazu R. ten Ha a f . Deutschordensstaat und Deutschordensballeien. Untersuchungen über Leistung und

Sonderung der Deutschordensprovinzen in Deutschland vom 13. bis zum 16. Jh. (Göttingen 1951, 2. Aufl.

1954); dazu meine Bemerkungen im Hist. Jahrb. 75. 1956, S. 205 ff.
3 Dies zeigt sich insbesondere in dem Streit um die sog. Statuten Werners von Orseln. Dazu A. Sera-

p h i m . Zur Geschichte und Kritik der angeblichen Statuten des Hochmeisters Werner von Orseln. In:

Forschungen zur brandenburg. u. preufi. Geschichte 28, 1915, S. 1 ff.
«Dazu Edmund E. Stengel, Hochmeister und Reich. In: ZRG, germ. Abt. 58, 1958, S. 178 ff.:

T Nl ><">•• Fürsten und Staut (W eimar 1950), S. 234 ff. Eine Untersuchung über die rechtliche und

politische Stellung der Deutschmeister ist dringend erforderlich.

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