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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1960/0102
(im modernen Sinne) einbezogen. Schon im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts
wurde von Seiten der königlichen Regierung von Aragon und Sizilien und des
päpstlichen Legaten für Spanien und Aragon in die Rechte des Deutschen
Ordens auf Sizilien eingegriffen und seine Exemtion mißachtet. 1491 unternahm
der Deutschmeister Andreas von Grumbach einen letzten Versuch, die
Rechte des Ordens durchzusetzen: er ernannte den Landkomtur der Bailei
Lombardien, Wilhelm von Waiblingen, und den Priesterbruder Adolf von
Geroldseck, Komtur von Priscenico in der Lombardei, zu Visitatoren. Sie sollten
den seit 1471 amtierenden, im Einverständnis mit der vizeköniglichen Regierung
auf Sizilien handelnden und die Interessen des Ordens mißachtenden
Landkomtur Heinrich Hoemeister zum Gehorsam gegenüber seinen Ordensoberen
zurückzubringen versuchen. Aber Lloemeister widersetzte sich den Anordnungen
der Visitatoren, so daß Wilhelm von Waiblingen im Oktober 1491
an den königlichen Hof in Spanien reiste. Er erreichte wenig, denn Papst
Innozenz VIII. überwies am 9. Mai 1492 die Bailei Sizilien auf Lebenszeit dem
Kardinal Rodrigo Bor ja. Als dieser wenig später, am 11. August 1492, Papst
Alexander VI. wurde, erhielt der Kardinal Federigo di Sanseverino die Ballei.
Adolf von Geroldseck, am 10. August 1493 vom Deutschmeister zum Statthalter
der Ballei Sizilien ernannt, versuchte nun viele Jahre lang die verlorenen
Besitzungen für den Deutschen Orden wiederzugewinnen. Die Lage war insofern
erschwert, als König Ferdinand der Katholische die Ballei seinem natürlichen
Sohn Alfons, Erzbischof von Saragossa, übertragen ließ (11. März 1495)
und damit die Interessen des spanischen Königshofes unmittelbar berührt
wurden. Adolf von Geroldseck versuchte, König und Reichsstände für die
Sache seines Ordens zu gewinnen: 1495 war er auf dem Reichstag zu Worms,
1496 und 1497 unternahm er Reisen nach Spanien, erreichte auch, daß Maximilian
sich für die Interessen des Ordens einsetzte, und erschien im Auftrage
des Deutschmeisters auf dem Reichstage zu Freiburg.

Er selbst hat über den jahrelangen, ermüdenden und schließlich erfolglosen
Kampf um die Wiedergewinnung der Ballei, den er selbst nach 1500 aufgegeben
zu haben scheint, in einer ausführlichen Aufzeichnung, einer Art von
Tagebuch, berichtet. Er erzählt darin nicht nur - in etwas umständlicher
Weise und unter häufigen Wiederholungen von seinen eigenen Bemühungen
, sondern er fügt auch Abschriften aller einschlägigen Dokumente,
Briefe, Berichte und Resolutionen bei. Seine Aufzeichnungen sind bereits von
Bruno Schumacher für die Gesamtgeschichte der Balleien Apulien und Sizilien
verwertet worden7.

Sie bieten indes darüber hinaus mancherlei an Einblicken in die Verwaltungspraxis
am Hofe des Deutschmeisters in Horneck und insbesondere in die
Verfahrensweise eines Reichstages. Es zeigt sich, wie bedeutend bereits der
Einfluß der Bürokratie geworden ist - - die Schilderung über die Verhandlungen
mit dem Protektor des Deutschen Ordens im Reich, dem Erzbischof
von Mainz, zeigt dies in aller Deutlichkeit —, wie sehr es darauf ankam, König
und Reichsständen Dinge mundgerecht und in einem günstigen Zeitpunkt vorzutragen
. Adolf von Geroldseck erreichte durch seine Zähigkeit immerhin, daß
der Deutschmeister auf einem Tage zu Mergentheim sich von den Bemühungen
in Spanien berichten ließ und ihn und den Komtur von Blumenthal, Hans

7 B. Schumacher. Studien zur Geschichte der Deutschordensballeien Apulien und Sizilien. In: Altpreußische
Forschungen Jhg. 18, 1941, S. 187 ff. u. 19, 1942, S. 1 ff. Vgl. ferner A. delaTorre, Unas
noticias de la Orden militar de Caballeros teutones (und mein Nachwort dazu). In: Spanische Forschungen
der Görres-Gesellschaft, Bd. 13 (Münster 1958), S. 271 ff.

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