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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1961/0044
Die Schüler von Ulrich Zasius 1

Von Hans Winterberg

Das Wirken des Ulrich Zasius als Lehrer beginnt im Jahre 1496, als der
damals 35jährige Konstanzer das von ihm erst zwei Jahre zuvor übernommene
Amt des Stadtschreibers von Freiburg abgab und die Leitung der Städtischen
Lateinschule übernahm. Zasius wollte nicht sein ganzes Leben als Schulmeister
verbringen; wie damals üblich - - auch seine späteren Nachfolger und Schüler
Sebastian Derrer und Gervasius Sauf fer verhielten sich so - - hatte er ein Amt
gewählt, das zwar nur geringe Einkünfte erbrachte, ihm dafür aber Zeit
ließ, seine klassische Bildung zu vervollkommnen und vor allem seine Kenntnisse
in der Jurisprudenz zu erweitern. Es erwies sich bald, daß Zasius über ein
außergewöhnliches pädagogisches Talent verfügte. Sein Ruf als Lehrer bewog
sogar seinen Gönner Kaiser Maximilian, ihm einige Knaben persönlich zur
Erziehung anzuvertrauen; dies zeigt ein kaiserlicher Auftrag an die Fugger
vom Herbst 1500, dem Ulrich Zasius neben 340 Gulden für ihn selbst 31 Gulden
Kostgeld für diese Knaben zu überweisen2.

Ende 1499 verzichtete Zasius auf das Magisteramt und trat, als akademischer
Lehrer in die Universität ein. Zunächst dozierte er an der Artistenfakultät.
Nachdem er 1500 zum doctor iuris promoviert worden war, begann er juristische
Vorlesungen zu halten, zuerst als Vertreter seines von ihm sehr verehrten
Lehrers, des Mailänders Paulus Cittadinus und vom Jahre 1506 an, nachdem
er mit Hilfe der Bürgerschaft und seiner Hörer die anfänglichen Widerstände
seiner Kollegen gegen ihn überwunden hatte, als Ordinarius der Pandekten.
Von da an bis zu seinem Tode im Jahre 1535 ist Zasius als erfolgreicher und
hochgeschätzter Rechtslehrer tätig gewesen.

Im Gegensatz zu anderen berühmten Rechtslehrern seiner Zeit war sein
Auditorium recht klein. Andreas Alciat in Frankreich und Mudäus in den
Niederlanden lasen vor bis zu tausend Hörern. Zasius dagegen als Lehrer an
einer kleineren Hochschule hat selbst in den besten Zeiten - - in den Jahren vor
Beginn der Reformation und kurz vor seinem Tode - - nie mehr als hundert
Hörer gleichzeitig unterrichtet. Dieser unfreiwilligen Beschränkung auf einen
kleinen Hörerkreis ist es aber neben seinen besonderen pädagogischen Fähigkeiten
zu verdanken, daß er eine ungewöhnlich starke Wirkung zu entfalten
vermocht hat.

Einer der ersten Schüler von Ulrich Zasius war der Schlettstädter Jakob
Spiegel, ein Neffe des oberrheinischen LIumanisten und Zasiusfreundes
Jakob Wimpfeling. Schon 1504 trat er in die kaiserliche Kanzlei ein, wurde

1 Diesem Aufsatz liegt eine ausführliche, gleichnamige Darstellung des Verfassers zugrunde, die als
Bd. 18 der Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
1961 erschienen ist (Kohlhammer). Dort finden sich Nachweise zu dem hier Vorgetragenen.

2 G. v. P ö 1 n i t z , Jakob Fugger, II, Tübingen 1951, S. 87.

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