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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0036
stelle fußend, das „opidum Endingen Jahr 763"! Ludwig Heiz m a n n11 sucht
das Hudingen in Hüttenheim, einem Dorf bei Benfeld im Unterelsaß oder auch
in Hüttingen, einem abgegangenen Ort bei Oltingen im Oberelsaß.

Doch auch die Lesart Hudingen (Hüdingen) dürfte falsch sein, es muß
Nüdingen heißen. Damit ist der ehemalige Weiler Nidingen bei Kenzingen
gemeint, der seit dem Jahre 1200 immer mehr von seinen Bewohnern aufgegeben
und später so vergessen wurde, daß nicht einmal ein Flurname sein
Andenken festhält.

Warum aber Nüdingen, nicht Hüdingen?

Da ist einmal allgemein zu sagen, daß man dem gewissenhaften, historisch
und paläographisch geschulten Schöpflin von vornherein die richtige Lesart
zutrauen darf, welche er im Vidimus von 1457 vorfand.

Dann aber sagt W a 11 e n b a c h12 beim Buchstaben N: „Die Unzialformen
von N und LI wurden damals (= 11. bis 13. Jahrhundert) allmählich ganz miteinander
vertauscht", so daß die Majuskelform H bisweilen auch ein N bedeutet.
„Diese Majuskelformen sind überhaupt sehr der Willkür unterworfen und
lassen sich oft schwer oder gar nicht mit Sicherheit bestimmen."

Ich vermute nun: Die Urschrift hatte Nudingen. Die 1121 erfolgte Erneuerung
hatte ein nnziales N, das später auch für H gelesen werden konnte. Die
1457 geschehene, beglaubigte Abschrift der Erneuerung hatte wieder ein N, das
aber von weniger Geschulten auch als ein H angesehen werden konnte.
Schöpflin las richtig Nudingen und gab es so im Druck wieder, die
Archivare im Kloster Ettenheimmünster lasen dagegen ständig Hudingen, so
daß ihre sämtlichen Kopien diesen Irrtum aufweisen.

Daß das Kloster Ettenheimmünster das N wirklich als H gelesen hat, dafür
haben wir auch einen sicheren Beweis: Als nämlich Bischof Ulrich von Konstanz
im Jahre 1350 die Pfarrei Riegel dem Kloster Einsiedeln inkorporierte, bestimmte
er für den stellvertretenden Vicarius neben den Einkünften aus der
Pfarrei Riegel auch „de capella sancti Nicolai in Nidingen" 6 Mutt 2 Sester
Roggen usw.13. Aber als das Kloster Ettenheimmünster später, nachdem es 1483
Patronatsherr der Pfarrkirche von Riegel geworden war, von dieser in Einsiedeln
liegenden Inkorporationsurkunde Abschrift nahm, las es „Hidingen"
statt Nidingen. Ja, Pater Bulffer, der nimmermüde Klosterarchivar gegen Ende
des 18. Jahrhunderts, bezeichnet in seinem „Archivum manuale" (5,323) bei Erwähnung
der Inkorporationsurkunde den ihm unbekannten Ort sogar als
„Hindingen".

Schließlich steht fest, daß der Ort nicht im Ober- oder Unterelsaß, auch nicht
im obern, sondern vielmehr im niederen Breisgau liegen muß, denn in der
Urkunde wird er zwischen lauter niederbreisgauischen Dörfern, die beieinanderliegen
, genannt. Erst nachher erscheinen die Güter in der Ortenau, im
Elsaß und anderswo.

Diese Beweisgründe bestimmen mich zur Annahme, daß im Testament des
Bischofs Heddo Nüdingen und nicht Hüdingen zu lesen ist, und daß dieses
das ums Jahr 1200 abgegangene Dorf lein Nidingen zwischen Riegel und
Kenzingen ist. Archivdirektor Dr. Albert Bruckner in Basel, welcher die
letzte Druckausgabe des Testaments 1949 besorgt hat, pflichtet meiner Meinung
bei. Er schrieb mir am 18. Dezember 1961 zu dieser Frage:

11 Das Benediktinerkloster Ettenheimmünster (1932).

12 Anleitung zur lateinischen Paläographie (1872).

13 Documenta Einsiedl. XII. 80.

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