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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0068
der Sakristeitüre in der Rekollektenkirche Antwerpens100 hing, finden. J. B. Sellingers
Kreuz im Gräberfeld hinter der Kirche von Freiburg-St. Georgen ist,
deutlich erkennbar, eine spiegelverkehrte, steinerne Nachahmung des genannten
Rubens-Bildes. Kritisch geprüft, kann diese Feststellung aber doch keinen sicheren
Beweis für einen Studienaufenthalt unseres Meisters in Antwerpen geben,
obschon sich die Angabe des Ratsprotokolles zu bestätigen scheint. Die Möglichkeit
, daß Sellinger das Rubensbild durch einen zeitgenössischen Stich gekannt
hatte, ist nicht auszuschließen. Im übrigen gibt es ein Verbindungsglied zwischen
dem St. Georgener Friedhofskreuz und dem Rubens-Kreuzbild. Im Langhaus
der Pfarrkirche zu Merdingen hängt ein Ölbild (101X72 cm), das, spiegelverkehrt
gemalt, bis in Einzelheiten mit dem Kreuzbild P. P. Rubens' übereinstimmt
: Kopfhaltung, Gesichtszüge, Haarsträhne auf der Schulter, entblößter
Leib, Lendentuch, über die Querbalken hochragende Fäuste und ein das obere
Kreuzende ganz überdeckendes INRI-Schild mit aufgebogenem Zipfel über
dem geneigten LIaupt. Dieses Merdinger Kreuzbild ist allerdings von schlechter
Qualität und erregt das Interesse nur im Zusammenhang mit Bildhauer
Sellinger, dem die Arbeit zugeschrieben werden muß. Ich vermute, daß wir hier
eines der sieben „gemählede" vor uns haben, die 1781 im Erbschaftsinventarium
der Bildhauerfamilie erwähnt wurden. Über die verwandtschaftlichen Beziehungen
könnte es in die Pfarrkirche Merdingen geraten sein. Warum sollte der
Merdinger Yogt Anton Gerteisen (Ziff. 9) seinen in Not geratenen Freiburger
Verwandten nicht durch Ankauf von Bildern geholfen haben? Vogt Gerteisen
hatte sich in jenen Jahren tatkräftig für die erste Renovation der Merdinger
Pfarrkirche eingesetzt und in dem Zusammenhang auch einen wertvollen
Kreuzweg von Simon Göser101 angekauft, so daß ähnliche Geschäfte mit den
Hinterbliebenen des Bildhauers Sellinger in den Bereich der Möglichkeiten
einbezogen werden müssen.

Welche Bedeutung den verwandtschaftlichen Beziehungen unseres Bildhauers
beizumessen ist, zeigt ebenfalls das Schitterer-Kreuz in Freiburg - St. Geor-
g e n102. Im Garten vor dem Hause Wendlinger Straße 32 stehend, trägt es auf
dem schlichten, quaderförmigen Sockel die Inschrift: „ZU EHR GOLES HAT
DER EHRBAHRE JINGLING IOHAN GEORG SCHITER DISES CREITZ
ALHERO AUFRICTEN LASEN 1753". Pflugeisen und Rebmesser weisen auf
den Beruf des Stifters hin. Ein Blick in die Kirchenbücher gibt interessanten
Aufschluß. Johann Georg Schitterer (geb. 10. April 1724 Wendlingen) heiratete
am 26. Januar 1756 die Jungfrau Maria Köchin „ex Uffhusen vulgo in dem
Bechelhirschen". Das Paar brauchte wegen Blutsverwandschaft 3. und 4. Grades
Ehedispensation und wurde von Johannes Ehrath („aedilis Ecclesiae paroch:
ad S. Georg.") (Ziff. 1) als Trauzeuge an den Altar begleitet. Nicht nur Johannes
Ehrath, auch die Braut Maria Köchin stand in enger Beziehung zur Merdinger
Sonnenwirtin Maria Sellinger geb. Köchin (Ziff. 1). Nach dem „Verzeichnis und
Register der wirklich in der Pfarrgemeinde St. Georgen Vorhandenen Geschlechter
" wohnte Johann Georg Schitterer von 1768 an im Hause Nr. 36 zu
Wendlingen, während er vorher mit seiner Familie im Heim des Schwiegervaters
„Francisci Koch, Zieglers in Bechtelhürsten" untergebracht war103. Ziegler
Franciscus Koch war ein Onkel der oft genannten Merdinger Sonnenwirtin

100 Emile Verhaeren: Rubens — Insel-Verlag Leipzig, 1920, S. 74 — Nr. 2 u. Abb. 2.

101 Weihe am 6. Februar 1780 — Jetzt im Pfarrhaussaal Merdingen.

102 Mitteilung von H. H. Stadtpfarrer Hans Stärk, Freiburg-St. Georgen.

103 Pfarrarchiv Freiburg-St. Georgen, Totenbuch 1772—1784, „Genealogia paroch:", S. 199.

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