Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0069
gewesen. Daß Johann Georg Schitterer selber zum ausgedehnten Verwandtenkreis
des Bildhauers Sellinger zu zählen ist, beweist der erwähnte Eheeintrag
vom 26. Januar 1756. Eine Zuschreibung des Schitterer-Kreuzes an J. B. Sellinger
läßt sich aber nicht nur von den persönlichen Verbindungen her begründen,
sondern ergibt sich auch aus der stilistischen Übereinstimmung mit dem
St. Georgener Friedhofskreuz des Jahres 1752.

Weniger glücklich waren meine Nachforschungen über den Stifter des Sellinger
-Kreuzes in Staufen, das erst im 20. Jahrhundert an seinem heutigen
Platz unter den Platanen (gegenüber der Landwirtschaftsschule) aufgestellt
wurde. Privatgelehrter Rudolf Hugard (1863—1922), der sich zeitlebens mit
Forschungen zur Geschichte der Stadt Staufen beschäftigte, photographierte
1898 das Kreuz und versah das Bild mit der Bemerkung: „v. Joh. Christ. Wen-
zinger? d. a. 1758"104. Auf welche Belege sich die Datierung Hugards stützte,
ließ sich nicht ermitteln. Was darüber hinaus die Inschrift am Sockel des Kreuzes
berichtet, ist dürftig: „JESUS RECORD ARE FAMILIAE BENEFACTO-
RIS". Es blieb jedoch eine vergebliche Mühe, hinter das Geheimnis der Stifterfamilie
zu kommen. Auch das Wappen in der Sockel-Kartusche konnte nicht
gedeutet werden. Über einen in ein Lindenblatt ausgezogenen Schildfuß wölbt
sich ein mit Büffelhörnern gezierter Berg. Ist das ein Familienwappen oder nur
eine wappenähnliche Zierde des Kreuzes? Das wird schwer zu sagen sein, wenn
nicht weitere Vorkommen des Wappens zu Rate gezogen werden können.
Überdies wäre zu bedenken, daß man sich während des 18. Jahrhunderts in
manchem Fall und selbst bei Adelswappen wenig um die strengen heraldischen
Regeln kümmerte. Obwohl die Suche nach dem Stifter des Staufener Kreuzes
erfolglos verlief, ist an der Urheberschaft J. B. Sellingers nicht zu zweifeln.
Der ungünstige Standort unter den Bäumen ließ das Steinkruzifix zwar unansehnlich
werden, konnte aber das typische Gepräge der Sellinger-Kreuze
nicht zerstören. Das Kreuz in Staufen läßt sich mit allen Einzelheiten in das
Werk unseres Bildhauers einreihen.

Das Steinkreuz neben dem Eingang der Pfarrkirche zu Biengen läßt sich
gleichfalls nur auf Grund seiner Stilmerkmale J. B. Sellinger zuschreiben. Am
hohen Stamm des Kruzifixes ist die Jahreszahl 1759 eingemeißelt. Damit wird
diese Arbeit unseres Meisters in einen größeren Zusammenhang gerückt. Baumeister
Joseph Hirschbihl von Freiburg105 besichtigte am 5. Februar 1759 den
Turm der 1730 von Peter Thumb II106 nach dem Brande des Jahres 17 28107 wieder
errichteten Biengener Pfarrkirche. Den Angaben der „Kirchen = Rechnung Sancti
Leodegarij Zue Biengen Pro Anno 1759" folgend, wurden die Glocken vom
Turm geholt, bevor das Glockengeschoß und eine Turmzwiebel nach den Plänen
Hirschbihls neu aufgebaut wurden. Auf der Litschgi-Waage in Krozingen
gewogen, von Andreas Roost108 zu Lörrach umgegossen, kamen die Biengener
Glocken zur Weihe durch den Abt des Klosters St. Trudpert am 7. August 1759
zurück. 1830 fiel die Turmzwiebel Hirschbihls einem Blitzschlag zum Opfer und
wurde durch ein Pyramidendach ersetzt109. Für das Kreuz Sellingers fand ich

10-1 Im privaten Besitz von Herrn Bürgermeister Dr. E. Ulmann, Staufen.
105 Fr. Hefele, Vorarlberger u. Allg. Bauleute, Alemania, IV—3, S. 118.
10G Lieb-Dicth, Die Vorarlbcrger Barockbaumeister, 1960, S. 118.

107 Pfarrarchiv Biengen: „Heimatgeschichte des Dorfes Biengen" von Max Berlis, 1930, S. 1 (Umbau des
Kirchturms 1759 nicht erwähnt).

108 J. Sauer, Geschichte und Schicksale der Glocken Badens, Frbgr. Diözes. Arch., N. F. 37, 1936, S. 128.

109 M. Berlis, Heimatgesch. Biengen, S. 2.

69


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0069