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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0070
in den Kirchenrechmmgen keinen Beleg. Wer unserem Bildhauer den Auftrag
erteilte, muß ungeklärt bleiben, weil keine anderen Archivalien aus dem Jahre
1759 vorhanden sind. Sellingers Arbeit in Biengen dürfte unter seinen Kreuzen
die schwächste Leistung sein. Ich möchte annehmen, daß sich dieser Eindruck
durch die Beschädigungen des Kreuzes im zweiten Weltkrieg und durch eine
unsachgemäße Instandsetzung verstärkt hat. Im Gegensatz zu den bisher besprochenen
Kruzifixen trägt der Corpus Christi in Biengen eine zopfförmig
geflochtene, stachellose Dornenkrone auf dem tief gesenkten Haupt.

Mit dem Steinkreuz im Friedhof von Waltershofen setzt sich die Reihe
der Sellinger-Kreuze fort. Auf dem quaderförmigen, mit seitlich zurückgesetzten
Voluten verbreiterten Sockel steht zu lesen: „ME .... EVOTIONE .... VGVSTI
.... VS HAENSLER .... VIS ... . WALTERSHOFFEN". Wettereinflüsse zerstörten
einen Teil der Inschrift, hinterließen aber auch an anderen Stellen des
Kreuzes ihre Spuren. Einem Eintrag in den alten Wippertskircher Kirchenbüchern
ist die Feststellung des Stifters zu danken. Am 2. Mai 1763 verstarb
„Josephus Flaensler. Insignis Eccl. parochialis benefactor"110. Die von Joseph
Haensler mit Stiftungen bedachte Pfarrkirche Waltershofens war das Gotteshaus
der Benediktinerpropstei Wippertskirch gewesen. Auf dem Wippertskircher
Friedhof fanden bis zum Jahre 1816 auch die Toten der Gemeinde
Waltershofen ihre letzte Ruhestätte. Ich möchte deswegen aus dem Sterbeeintrag
des Joseph Haensler schließen, daß sein Kreuz einst in Wippertskirch
stand. Für diese Vermutung spricht außerdem der Teil der Sockelinschrift, der
den Joseph Haensler als Bürger von Waltershofen ausweist (CI)VIS (IN)
WALTERSHOFFEN). Bei einer Aufstellung des Kreuzes in Waltershofen wäre
die Erwähnung des Ortsnamens wohl überflüssig gewesen. Zu Beginn des
19. Jahrhunderts zwang die unselige Säkularisation auch das Kloster Wippertskirch
, seine Pforten zu schließen; Pfarrei und Friedhof wurden nach Waltershofen
verlegt. Am S.Juli 1816 übergaben die Waltershofener ihren ersten Toten
der Erde des neuen Gottesackers111. Im Zuge der Pfarrei- und Friedhofsverlegung
dürfte auch das Haensler-Kreuz nach Waltershofen gebracht worden
sein. Sehr überrascht war ich, als ich im Zusammenhang mit Joseph Haensler
auf verwandschaftliche Beziehungen des Kreuzstifters zur Familie Berne in
Offnadingen stieß. Bei den drei älteren Geschwistern des Joseph Haensler
ließen sich eine Anna und eine Maria Berni von Ofeltingen (Offnadingen) als
Taufpatinnen feststellen112. Das ist aufschlußreich im Hinblick auf den Off-
nadinger Vogt Antonius Berne, der sich im Jahre 1754 als Stifter einer anderen
Sellinger-Arbeit auszeichnete. Eine Beschreibung des Haensler-Kreuzes in
Waltershofen kann ich ersparen, weil die Einzelheiten denen des St. Georgener
Friedhofskreuzes entsprechen. Lediglich das auf der rechten Corpus-Seite als
Stoffkaskade fallende Lendentuch zieht in breiteren, platten Falten vor dem
muskulösen Leib vorbei. Das Sterbedatum des Stifters legt die Entstehungszeit
des Waltershofener Friedhofskreuzes auf die Zeit vor oder um 1763 fest.

Das letzte, zeitlich bestimmte Sellinger-Kreuz steht beim Haus Sonneck in
Bad Krozingen. In die Mauerecke eingelassen, von tief hängenden Baumzweigen
überschattet, zeigt dieses Straßenkreuz in deutlicher Ausprägung die typi-

iio Totenbuch Wippertskirch 1605—1815, S. 83 (Pfarramt Waltershofen). — Im Frühjahr 1963 wurde das
Häusler-Kruzifix wegen Baufälligkeit der Aufbauten beseitigt und unverständlicherweise zerstört. Photographische
Aufnahmen des vernichteten Sellinger-Werkes befinden sich im Besitz des Verfassers.

in Pfarrarchiv Waltershofen, Totenbuch 1811—1843, S. 70.

112 Taufbuch Wippertskirch, 1602—1801, S. 85, 89 und 90 (Pfarrarchiv Waltershofen).

70


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