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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0071
sehen Stilmerkmale J. B. Sellingers. Corpus, Kreuz und Sockel entsprechen dem
Schitterer-Kreuz in St. Georgen, während das Lendentuch mehr in der Art des
St. Georgener Friedhofskruzifixes ausgearbeitet ist. Auf dem bis zur Inschrift
im Grund des Gehweges steckenden Sockelstein liest der Betrachter: „O IESU
DU SOHN DAVID ERBARME DICH UNSER R ANO F 1770". Dem Stifter
mit dem oder den Namen „R - - F" kamen wir in den Krozinger Kirchenbüchern
nicht auf die Spur113. Auch läßt der heutige Zustand des Schriftbildes keine
Vermutung zu, daß die nicht zu deutenden Buchstaben „R-F" ursprünglich
„B-E" hießen. „B-E" ergäbe im ausgedehnten Verwandtenbereich unseres
Bildhauers die Familiennamen Bleile und Engler. Am 22. Januar 1770114 heiratete
ein Joseph Blayle ex Crotzingen die Jungfrau Catharina Englerin von Nieder-
rimsingen (Ziff. 3). Doch sei mit diesem Hinweis die Frage nach dem Stifter des
Krozinger Sellinger-Kreuzes nicht beantwortet.

Keine Anhaltspunkte fand ich für das Kreuz neben der Pfarrkirche in
Oberrimsingen. Kreuzaufbau und Corpusbearbeitung verraten die Hand
J. B. Sellingers. Zeitlich dürfte das Oberrimsinger Kreuz nach dem Biengener
Kreuz, etwa zwischen 1760 und 1770, einzuordnen sein.

In die Reihe der Sellinger-Kreuze fügt sich das Steinkreuz am Ortsausgang
von Munzinge n (Richtung Oberrimsingen) zwar nicht ein, eine gewisse Ähnlichkeit
mit den Arbeiten unseres Bildhauers zwingt mich aber, nicht achtlos
vorbeizugehen. „Erneuert Heinrich Graf von Kageneck 1827" verkündet eine
Inschrift am Kreuz. War dieser Kruzifixus in der Baumgruppe am Dorfausgang
eine Stiftung der Munzinger Ortsherrschaft gewesen, im 18. Jahrhundert an der
Abzweigung des Weges zur Ehrentrudiskapelle errichtet? Ist hier eine Verbindung
zu dem Eintrag des Erbschaftsinventariums, der finanzielle Beziehungen
J. B. Sellingers zum „titl: Herrn Grafen von Kagenegg" nachwies, zu suchen?
Auf die erste Frage kann nur mit einer Vermutung geantwortet werden, weil
im Munzinger Hausarchiv Nachrichten über das Kreuz fehlen115. Das Kreuz
selber verneint die zweite Frage. Der schlanke, ruhigere Corpus will nicht zu
den von Sellinger gefertigten Kruzifixen passen, obgleich Sockel, hoher Kreuzstamm
und Kleeblattendungen der Kreuzbalken an unseren Bildhauer denken
lassen. Ein Vergleich des Munzinger Kreuzes mit dem Holzkruzifix, das die
Nachkommen des Merdinger Stein- und Bildhauers Dominikus Scher er (Ziff. 10)
besitzen, ist nicht ohne Reiz. Das Scherer-Kreuz (83 cm; Corpus 47 cm) zeigt
einen ähnlich schlank-gestreckten, ruhigen Christus-Typ, dessen Haupt mit
einer Krone aus Naturdornen umwunden, dessen Lendentuch ruhiger, weich
und einfach geformt ist. Dürfen die beiden Kreuze dem Sellinger-Schüler Dominikus
Scherer zugeschrieben werden? Die persönliche Bekanntschaft der
Schwiegereltern (Ziff. 4) zur Munzinger Herrschaft könnte dafür sprechen. Solange
allerdings keine gesicherten Arbeiten Scherers bekannt sind, wage ich die
Zuschreibung nicht auszusprechen.

Mit der kleinsten Arbeit möge die Besprechung der Sellinger-Kreuze abgeschlossen
sein. Zum Eigentum der Pfarrkirche Merdingen gehört ein Holz-
kruzilix (80 cm), dessen stilistische Übereinstimmung mit dem St. Georgener
Friedhofskreuz keinen Zweifel an der Urheberschaft J. B. Sellingers erlaubt.
Das Kreuz, aus naturalistisch bearbeitetem Holz zusammengefügt, steckt in

113 P. Priesner (Ziff. 7).

11* Pfarrarchiv Niederrimsingen, Ehebuch 1681—1784, S. 115.

115 Mitteilung von Herrn Alfred Graf von Kageneck, Munzingen (7. April 1961).

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