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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0076
dem Neumagen steht und neben dem Merdinger Remigius und der Udalricus-
statue in Oberhausen zu den herausragenden Leistungen unseres Meisters gehört.
Meine Zuschreibung kann sich nicht nur auf die stilistische Übereinstimmung
mit den bisher genannten Arbeiten, sondern auch auf die verwandtschaftlichen
Beziehungen stützen. Die Hoffnung, den Brückenheiligen mit einem schriftlichen
Beleg für J. B. Sellinger sichern zu können, mußte ich aufgeben, weil nach dem
Zweiten Weltkrieg die alten Bestände des Krozinger Gemeindearchivs der Vernichtung
anheimgefallen sind127. Mit begeisterten Worten beschreibt Museumsdirektor
Dr. H. Gombert in der Ortschronik von Bad Krozingen128 die Skulptur
des Johannes Nepomuk. Auf dem 170 cm hohen, geschweiften, auf der Brückenbrüstung
aufgestellten Sockel bietet sich die 205 cm messende, 22,7 Zentner
schwere Heiligenfigur129 fürwahr in prächtiger Weise dem Auge des Betrachters
dar. Die etwas zu lange Soutane staut sich in typischer Manier auf dem Boden,
dabei stark zerknitterte Falten und die eigentümliche quastengezierte Doppel-
verknöpfung zeigend. Der breite Spitzensaum des Chorrockes stimmt in den
Stickerei-Motiven mit denen des Merdinger Remigius überein. Auch die wellenförmig
hochschlagenden Enden der Längsfalten verraten untrüglich Meister
J. B. Sellinger. Einen besonderen Effekt erzielt die feine plissee-artige Oberflächenbehandlung
des Chorrockes. Kräftige Hände halten ein Kruzifix schräg
vor der Brust, wobei die Linke über einem Tuch zufaßt, das frei über das untere
Kreuzende fällt und in seiner Ausarbeitung an die Lendentücher der Steinkruzifixe
erinnert. Um die Schultern ist ein Pelzumhang gelegt, dessen tiefreichender
Rückenteil mit einer ungewöhnlich großen Quaste abschließt. Das
bärtige Haupt mit den lockigen Strähnen des LIaares trägt ein Birett. Alles in
allem ist der Krozinger Johannes Nepomuk eine Leistung, die in besonderem
Maße die Kunst des Bildhauers in der dekorativen Aufmachung der Gewänder
offenbart. — Die Inschrift am Statuensockel gibt einen wichtigen Hinweis auf
die persönlichen Beziehungen Sellingers nach Krozingen: „D.T.O.M. NECNON
DNO JOANNI NEPOMUCENO FAMA PERICLITANTIUM TLIAVMA-
THURGO POSUIT EX VOTO LÜBENS MERITO JOSEPHUS MOSER A.S.R.
MDCCLIII." Vogt und Kirchenpfleger Joseph Moser130, dessen Grabstein noch
hinter der Pfarrkirche von Bad Krozingen steht, stiftete demnach 1753 die
Statue auf die Brücke. Daß Joseph Moser 1751 als Trauzeuge bei der Hochzeit
der Krozinger Stabhalterstochter Ursula Mayerin und des Sonnenwirtssohnes
Anton Seelinger aus Merdingen (Ziff. 7) fungierte, zeigt deutlich, wo die Verbindung
zwischen Bildhauer Sellinger und dem Stifter des Brückenheiligen zu
suchen ist. — Noch ein Wort zu der in der Bad Krozinger Chronik131 geäußerten
Vermutung, daß der Johannes Nepomuk auf Grund stilistischer Verwandtschaft
mit der St.-Cyriak-Statue am Äußern der alten Pfarrkirche von Wiehre-Adelhausen132
dem Freiburger Bildhauer Anton Xaver Hauser zugeschrieben werden
dürfte! Obwohl ich dieser Zuschreibung nicht zustimmen kann, möchte ich
andererseits einen gewissen, noch zu besprechenden Zusammenhang zwischen
den Bildhauern Xaveri Hauser und J. B. Sellinger anerkennen. Es sei nur an
die Unterstützung erinnert, die Hauser im Jahre 1753 der Bewerbung Sellingers
um das Freiburger Bürgerrecht angedeihen ließ. Ähnlichkeiten in einzelnen

127 Mitteilung von Herrn Dr. W. Fauler, Bad Krozingen (28. September 1960).

128 „Bad Krozingen — Vergangenheit und Gegenwart": Dr. H. Gombert, Vom schönen alten Erbe, S. 60/61.

129 Mitteilung von Herrn Architekt Alfred Ruch, Bad Krozingen (7. November 1961).

130 p. Priesner (Ziff. 7).

131 ..Bad Krozingen — Vergangenheit und Gegenwart", S. 60.

132 J. L. Wohleb, Die alte Pfarrkirche von Wiehre-Adelhausen, Schau-ins-Land 1934, Tl. 61, S. 50, 35 und 36.

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