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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0083
unseres Meisters, zu stützen, sondern ist auch mit den stilistischen Eigentümlichkeiten
der Wendelinus-Figur auf dem Stockbrunnen zu begründen. In der faltenreichen
Ausarbeitung des knielangen Rockes läßt sich J. B. Sellinger ebenso
erkennen wie an der typischen Art des bärtigen Wendelinus-Gesichtes. Auf den
Schultern trägt der Heilige, der in Merdingen besondere Verehrung genoß141,
ein Lamm, neben dem rechten Fuß kauert ein Rind. Sturmhut, Regenumhang
(über der linken Brustseite zu einem Faltensturz zusammengerafft), eine an
kräftigen Lederriemen baumelnde Hirtentasche, Fangstab und Stulpenstiefel
kennzeichnen die Wendelinus-Statue, die dekorativ gefällig den Brunnenstock
krönt. Nur eines gelang Sellinger nicht. Er brachte die Proportionen der breit
angelegten Skulptur in kein günstiges Verhältnis zum Aufstellungsplatz, so
daß der Wendelinus zu kurz geraten, beinahe zwergenhaft erscheint. Stärke
und Schwäche Sellingerscher Bildhauerkunst fallen auch an diesem Werk des
Meisters auf. Auf den Schüler Dominikus Scherer muß ich noch einmal zurückkommen
, bevor ich das Lhema wechsle. Im Jahre 1895 hielt der Merdinger
Pfarrer Lorenz Kohler mündliche Überlieferungen der Dorfbevölkerung über
den Kirchenbau fest14-. Was er über den Meister der wunderschönen Immaculata
des Kirchenportals hörte, verlangt nach einer kritischen Würdigung: „Das
Bild Immaculata Conceptio B. M. V. soll der Übernehmer der Steinhauerarbeit
an der Kirche, Scher er aus Österreich, gefertigt haben, wie Küfer Karl Kürz
versichert. Andere sagen, der Steinhauer Wenzinger, Stifter des Spitals in Freiburg
, habe es gefertigt." Steinhauer Dominikus Scherer hatte am 12. Juni 1741,
als die von dem Ortsgeistlichen Franz Carl Joachim zum Preise von 200 fl
rauher Währung gestiftete Immaculata in der Turmnische der Merdinger Kirche
aufgerichtet wurde, erst ein Lebensalter von drei Jahren erreicht. Hinwiederum
darf die Mitteilung an Pfarrer Kohler nicht einfach abgetan werden; denn
Küfer Kar] Kürz143 verwirrte mit seiner Aussage nur verschiedene richtige
Überlieferungen. Er war mit Maria Josepha Scherer144, einer Urenkelin des
Steinhauers Dominikus, verheiratet gewesen und gab vermutlich das weiter,
was er von seiner Frau über die Zusammenhänge wußte. Österreich konnte aber
nicht das Heimatland des Steinhauers Scherer (dessen Großvater schon in
Merdingen seßhaft war) gewesen sein, sondern dürfte als Erinnerung an die
Herkunft des Andreas Natterer verstanden werden. Der „Übernehmer der
Steinhauerarbeit an der Kirche", Andreas Natterer145, ist mit seiner Frau
Barbara Felder zwischen 1728 und 1737 viermal im Taufbuch der Pfarrei Heimbach
genannt140. Er verarbeitete sowohl für den Kirchenbau als auch für den
Stockbrunnen der Gemeinde Merdingen den grobkörnigen Sandstein aus der
Gegend von Heimbach. Zumal die Namen Natterer (Natter) und Felder für
St. Peter und Ettenheimmünster belegt sind, gehört keine Kühnheit dazu, auch
das Ehepaar Andreas Natterer und Barbara Felder zu den aus Vorarlberg zugewanderten
Bauleuten zu zählen. Die mündliche Überlieferung der Scherer-
Nachkommen knüpfte an der Aufstellung der Wendelinus-Statue im Jahre
1756 an, konnte jedoch in der vierten Generation nicht mehr zwischen ihrem
Vorfahren, Andreas Natterer und Johann Christian Wenzinger unterscheiden.

141 Wendelinuskapelle Merdingen, 1831 zu einem Armenhaus umgebaut.

1-42 Pfarrarchiv Merdingen, Verzeichnis der ganzen Pfarrgenossenschaft, S. 377, Notta-Nr. 4.

143 1854—1934, Merdingen.

144 1853—1931, Merdingen.

145 Gemeindearchiv Merdingen, IV—3, F. 92 — Kirchenbaurechnung 1759/40.

14G Mitteilung von Herrn Kreisarchivar E. Hetzel, Emmendingen (21. Juli 1960).

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