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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1963/0084
Mangel an guter Proportion haftet dem 140 Zentimeter hohen König David
nicht an, der noch auf dem Speicher des Pfarrhauses von Hugstetten steht
und in der neuen Kirche einen würdigen Platz erhalten soll. Beim ersten Blick
glaubte ich eine Sellinger-Statue entdeckt zu haben. Gesicht und Haltung der
Figur sowie die Drapierung des um die Schultern geschlungenen Mantels, der
auf der linken Llüfte in einem diagonal über den Brustpanzer laufenden Tragriemen
hängt, erinnern zu sehr an J.B.Sellinger. Die schlank-gestreckte Gestalt,
die feinere Bearbeitung der Haupt- und Barthaare, griffig-zupackende Hände,
die schlichte, großflächige Faltenbildung des knielangen Rockes und der elegantere
Gesamteindruck warnten mich jedoch vor einem eilfertigen Urteil. Wer
war der Meister dieser König-David-Statue? In den Akten des Pfarrarchivs
fand ich keine Auskunft auf die Frage. Zwar enthält das Standesbuch der Jahre
1771 bis 1812 eine Abschrift der Grundsteinlegungsurkunde (25. Mai 1772) für
die Kirche Hugstettens, die nach den Plänen des Freiburger Baumeisters Johann
Bapt. Hering147 erbaut wurde. Der Bruder des Baumeisters, Pfarrer Johann
Sebastian Hering, war 25 Jahre bis 1774 Seelsorger von Hugstetten und eine
Zeit Dekan des Kapitels Freiburg gewesen. Dessen Mutter, Maria Anna
Heringin geborene Sohmin von Immendingen148, hatte schon am 29. Dezember
1751 im Hugstetter Pfarrhaus ihr Leben beschlossen. Sonst förderte die Durchsicht
der greifbaren Archivalien keine Angaben über die Beteiligung von Künstlern
an der Ausstattung der Kirche zutage, wenn ich von der Weiheurkunde
(2. Mai 1779) des Wetterkreuzes („sculpsit Mathias Faller") absehen will. Eine
alte Photographie des Kircheninneren erlaubt lediglich noch die Feststellung,
daß die König-David-Statue bis ins 20. Jahrhundert eine Seite des Chorbogens
zierte. Mir bleibt nichts anderes übrig, als unsicheren Boden zu betreten. Gab
es außer Dominikus Scherer noch andere Bildhauer, die als Schüler oder Mitarbeiter
J. B. Sellingers zu beachten wären? Kageneck-KreiTz in Munzingen und
Scherer-Kruzifix in Merdingen zeigen gleichsam die schlank-gestreckten Gestalten
mit leichterer Ausarbeitung der Details. Im Gesichtsschnitt sind sich
darüber hinaus der Christus des Scherer-Kreuzes und der König David von
Hugstetten sehr ähnlich. Sollte zwischen diesen Arbeiten ein Zusammenhang
bestehen? Hat es etwas zu bedeuten, daß Reichsgraf Friedrich Fridolin
von Kageneck als Mitzehntherr ein Drittel der Baukosten für den Chorraum
der Flugstetter Kirche bezahlte? Schlüsse zu ziehen, möchte ich mir versagen.
Ohne schriftlich gesicherte Arbeiten als Vergleichsmöglichkeit wäre dies ein
sinnloses Unternehmen.

Der Eigentümlichkeit J. B. Sellingers, Mantel- und Gewandteile mit einem
Riemen oder Band zu fassen und hochzuraffen, begegnen wir auch am Putto
der Merdinger Remigius-Statue. Vom rechten Flügel des dicken Engelchens fällt
ein Tuch um den nackten Leib. Ein etwas zu kräftiges, von der linken Schulter
schräg nach unten laufendes Band zieht das am Haltepunkt abknickende Tuch
vor die Schamgegend. Als weiteres Beispiel für den dicken, von einem Tuch
umwallten Puttentyp wären die drei Engel zu nennen, die auf den Kanten
des Neuershausener Kanzelkorbes sitzen.

Eine Probe Sellingerscher Arbeitsweise bietet ebenfalls die Immaculata auf
der Neumagenbrücke zu Bad Krozingen dar. Mit 2,40 Meter Höhe und 23,4
Zentner Gewicht149 den neben ihr stehenden St. Johann Nepomuk etwas über-

147 H. Ginter, Der Barock in Südbaden, Sonderdruck aus Oberrh. Pastoralblatt, 26. Jg., 1924, S. 1".

148 Lieb-Dieth, Die Vorarlberger Barockbaumeister, 1960, S. 93.

149 Mitteilung von Herrn Architekt Alfred Rudi, Bad Krozingen (7. November 1961).

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