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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0011
der Ludwigskirche sieht man überhaupt nichts mehr. Grauenvoll sehen die
ehemalige Rhein- und Albertstraße und die ganze Gegend um den Stadtgarten
aus. Die dicksten Bäume sind ausgerissen, zersplittert, kreuz und quer
herumgeworfen. Man hört, daß die Nichte von Seiler21, Schwester in der
Halsklinik, umgekommen ist und ebenso im Josefskrankenhaus Dr. Küpferle.

Von der Universitätskirche stehen nur noch die Fassade (völlig intakt)
und die Umfassungsmauern, ein Teil der Seitenschiffgewölbe; das [Gewölbe]
des Mittelschiffs ist vollständig weg und der Hochaltar restlos verbrannt. In
der Pfründhauskapelle ist, wenn auch stark verschwärzt, das Abendmahl in
der Hauptsache erhalten geblieben. An der Universität ist vom westlichen
Trakt die ganze Nordostecke weggesprengt und dadurch unser Fakultätszimmer
bös mitgenommen, das moraltheologische und kanonistische Seminar
zum Teil verschwunden. In meinem Seminar natürlich auch ein böses Durcheinander
, aber immerhin nicht alles vernichtet.

3. Dezember

Heute, Sonntag nachmittag, werden vereinzelt Bomben auf den Stühlinger
(hier ist die Herz-Jesu-Kirche schwer beschädigt), Kyburg und Nägelesee-
straße geworfen.

ßreisack

Wie sehr Joseph Sauer auch an Breisach hing, braucht nicht erst aus seinem
Tagebuchbericht abgelesen zu werden, hielten ihn doch seit langem Lieblmgs-
studien mit dem Breisacher Münster verbunden. Man kann wohl sagen, daß
er, da er hier weniger als in Unzhurst oder Freiburg auf die Einzelheiten
zu achten hatte, desto greifbarer das Wesentliche sah und zu deuten verstand.

23. Juli, Sonntag [1945]

Heute vormittag meldete Helm22, daß Direktor Eckert23 um 2.15 Uhr mit
[dem] Auto nach Breisach fahre und mich mitnehmen könne. So hat sich endlich
Gelegenheit zu dieser längst fälligen Fahrt ergeben. Bei drückender
Hitze fuhren wir über St. Georgen, Tiengen, Munzingen, Oberrimsingen, wo
wir im Ort einige schwere Bombenzerstörungen sahen. In Hochstetten war
nahezu der ganze Ort, offenbar durch Artillerie, zerstört.

Bei der Annäherung an Breisach zeigte sich das stolze Münster in seiner
bejammernswerten Verwüstung, der ganze Bau zerhackt in ragende Trümmerreste
. Den Bahnhof trafen wir merkwürdigerweise ganz intakt, aber
sonst alles stadteinwärts nur als ragende Giebel und Umfassungswände,
überall die Rauchspuren verzehrenden Feuers.

Wir fuhren zuerst nach der Josefskirche24, wo die Gemeinde —■ im ganzen
heute 1200 Menschen — im Schatten der Nordseite unter Bäumen versammelt
war um einen provisorisch aufgerichteten Altar mit dem Sanctissimum. Es
war schon eine Andacht gewesen, dann hielt der Stadtpfarrer25 eine kurze
Ansprache über die unerhörten, bis zum Äußersten gesteigerten Leiden, Heimsuchungen
, das grenzenlose Elend und die trotz aller Schikanen und Teufe-

21 Aus der Verwandtschaft der Geschwister Sauer; sie war Operationsschwester.
-2 Ordinationsrat Msgr. Dr. Friedrich Helm, f 25. 6. 1963.

23 Apostol. Protonotar Prälat Dr. Alois Eckert, damals Caritasdirektor der Erzdiözese Freiburg.

24 Die Kapelle des früheren Friedhofs.

25 Stadtpfarrer Hugo Höfler, jetzt Pfarrer in Hagnau am Bodensee und Dekan des Dekanats Linzgau.

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