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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0012
leien der französischen Besatzung gleichbleibende freudige Entschlossenheit,
in der Heimat auszuharren und sie wieder aufzubauen. Viele Frauen und
Männer wischten sich die Tränen aus den Augen. Dann hielt Eckert eine Ansprache
: Was ist Euch noch geblieben? Und was kann geschehen, Euch zu
helfen? Ein ernstes Gebet über die totale Hilflosigkeit und den grenzenlosen
Jammer und ein Gesetz des schmerzhaften Rosenkranzes beschloß diese Feier
mit dem eucharistischen Segen, die einen tiefen Eindruck hinterließ. Ich sah
die Kirche innen an, die völlig wiederhergestellt ist trotz der schweren Schäden
besonders im Chor, wo die halbe Decke anfänglich fehlte. Alles ist wieder
aufgeräumt und tadellos imstande. Die Grabsteine und Gräber von Rosmann
und Grieshaber sind in gutem Zustand.

Wir gingen nun zu Fuß hinauf zum Münster durch Straßen, die tadellos
aufgeräumt und sauber gehalten waren, aber nur zwischen gähnenden Ruinen,
die einen lähmenden Eindruck auf einen machen. Die Wände stehen fast noch
überall, ein Zeichen, daß Brandgranaten das Werk der Zerstörung schufen.
Das Gasthaus „Zur Post", die schöne, stolze Apotheke, das Haus Ulimann,
dann die terrassenförmig aufgebauten Häuser auf der Süd- und Südwestseite
des Münsterberges, alles nur Brandruinen, wohin man auch sehen mag. Friedlich
und majestätisch wälzt darunter der Rhein seine Fluten; drüben Neubreisach
in der Ferne sieht ungefähr ähnlich aus. Das Rathaus völlig ausgebrannt
und das Münster in fast hoffnungslosem Ruinenzustand; ein riesig
klaffendes Loch im Westjoch der Nordseite über der Höllendarstellung des
Innern; der Helm des Nordturmes weg, ebenso das ganze Schiff dach. Ganz
besonders gespickt mit kleinen Einschlägen die Westfront. Die Verschalung
des Tympanon erhalten, der südwestliche Strebepfeiler der Fassade fast weggefegt
, am südwestlichen Fassadenfenster Gewinde und Teile des Mauerwerks
weggerissen. Der Südturm steht nur noch mit einer hochragenden Flanke
seines Aufbaues, muß wohl ganz neu aufgebaut werden. In der Giebelwand
des südlichen Querschiffarmes kam ein bisher unbekanntes Rundfenster zum
Vorschein; durch die obere Südwand des Chores ist ein riesiges, ein Meter
hohes Loch gerissen. Das Innere sieht eigentlich beruhigender aus. Räumlich
ist das Ganze geblieben. Im Schiffgewölbe ist in dem nordöstlichen Joch ein
großes Loch durchgeschlagen, ferner durch das Gewölbe des südlichen Quer-
schiH'flügels neben dem Schlußstein, weiter etwa drei kleine Löcher. Der Chor
ist im Gewölbe nicht beschädigt, nur an einigen Stellen rauchgeschwärzt. Der
Bau ist jetzt gut abgeschlossen.

Wir gingen nun in das wieder tadellos hergestellte Pfarrhaus, wo über die
Hilfsaktionen für die Gemeinde beraten werden soll in Gegenwart von Eckert2*
und Caritasdirektor Hermann26, des Bürgermeisters Ehlsbacher und des Arztes27
. Es fehlt den Leuten, auch den früher reichsten, buchstäblich alles. Hilfe
kann nur so geboten werden, daß in Nachbargemeinden wie Endingen Lebensmittel
, und in Bodenseegemeinden wie Radolfzell und Überlingen, den
Patenschaftsgemeinden, Kleider und Wäsche gesammelt werden. Der Bürgermeister
ist sehr mutig und einsatzfreudig, unverdrossen nach all den Enttäuschungen
. Ebenso ist die ganze Gemeinde von einem beispielhaften Helden-
und Opfergeist. Man muß diese um alles gebrachten, noch täglich geängstigten
Menschen in ihrer Entschlossenheit, vorwärts zu gehen» einer für alle, ge-

2C Dr. Franz Hermann, Caritasdirektor der Stadt Freiburg.
27 Dr. Löwe.

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