Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0058
und nur umgeformt wurde, die fünf Fußbodenschichten östlich der ca. 1675
um 33 Schuh nach Westen vorverlegten Giebelwand festzustellen waren und
schließlich der Ansatz einer offenbar bei einer Grablege ansgebrochenen
Mauer vor dem südlichen Seitenaltar hervortrat, läßt sich der gesamte Grundriß
der hochmittelalterlichen Kirche rekonstruieren. Er zeigt die bei den
frühen Dorfkirchen am alemannischen Oberrhein übliche Form, die wir aus
Hügelheim, Broggingen, Tüllingen, Reichenbach, Kuhbach, Freistett, Nonnenweier
, St. Oswald im Höllental, Dörlinbach, Höllstein usw. kennen. Nur eines
ist dabei zu bemerken: diese Kirche übertraf die anderen bedeutend an Größe.
Während jene durchschnittlich etwa 10 m lang und 6 m breit waren bei einer
Chorraumspanne von etwa 4,50 m im Quadrat oder annähernd im Geviert,
hat man hier doch einen Grundriß von 19,75 m lichter Länge und 10,5 m lichter
Breite vor sich, während der Chorraum die Innenausmaße von 6,50 X 5,50 m
aufwies. Dies darf vielleicht als ein Hinweis auf die Bedeutung Kirchzartens
verstanden werden, dessen Pfarrei im Hochmittelalter ja noch das ganze
Zartener Becken mit den anschließenden Tälern umfaßte (am Ende des Mittelalters
sind es noch 44 Ortschaften und Weiler). Von den noch erhaltenen
frühen Dorfkirchen Südbadens weist nur der Grundriß von Umkirch eine
gleiche Größe auf, wenngleich sich dort eine halbrunde Apsis an Stelle des
Rechteckchors findet6.

Zu weiteren Überlegungen gibt die Tatsache Raum, daß die Turmfunda-
mente auch schon mit dem älteren Kirchenbau nicht in direkter Verbindung
standen, — so wie dies in Niederrottweil der Fall ist, wo ein Stück der Langhausnordwand
zugleich die Turmsüdmauer bildet. Turm und ältere (wie auch
jüngere) Bauteile stehen außerdem nicht vollkommen parallel bzw. rechtwinkelig
zueinander. Nur die ihrerseits etwas schräg laufende, bei der
Grabung ermittelte ehemalige östliche Chorabschlußwand stimmt in gerader
Linie mit der Turmostmauer überein! Das weist doch wohl darauf hin, daß
der Turm erst angesetzt wurde, als eine Kirche mit Chorraum schon bestand.
Zumal aber andererseits das freigelegte alte Rundbogenfenster in der
Kirchennordwand mit der Fenstergestaltung im 5. Turmgeschoß übereinstimmt
, welches - nach dem Material der Turmeckquader und ihrer Gestaltung
zu schließen in einem einzigen Bauabschnitt mit den beiden
untersten Turmgeschossen entstand, und zumal somit die Nordwand und die
drei unteren Turmgeschosse in etwa ein- und derselben Zeit entstammen, darf
man dies in Anbetracht der Brandschuttreste in den unteren Fußbodenschichten
und des Fehlens anderer Mauerfundamente wohl so deuten, daß nach der
Zerstörung der ersten hier in Steinbau errichteten Kirche (durch Brand) auf
den bisherigen Fundamenten der Bau wiedererstellt wurde, wobei dann
anschließend auch der Turm im nördlichen AVinkel von Langhaus und Chor
entstand. Und dies dürfte schon längere Zeit vor 1200 geschehen sein. Denn
das 4. und 5. Turmgeschoß, d. h. die beiden hochromanischen Klangarkadengeschosse
, sind erst jüngst bei einer eingehenden Untersuchung der Säulchen-,
Kapitell- und Sattelsteinausformungen, „der steilen attischen Basen in Verbindung
mit einfachen Eckzehen" usw., in die erste Hälfte des 13.Jahrhunderts
datiert worden7. Andererseits sind Türme an Dorfkirchen dieses Gebietes

6 Grundrisse zusammengestellt bei L. Leonards, a. a. O. Tafeln 115 und 116.

1 L. Leonards, a. a. O., S. 126. — Vielleicht sind die geringen Brandschuttreste der zweiten Fußbodenschicht
(von unten) mit einer Dacherneuerung, verbunden mit der Turmaufstockung um die beiden Klangarkadengeschosse
, in Parallele zu setzen.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0058