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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0106
Kunst- und Buchraub am Oberrhein im Jahre 17961

Von Ludwig K 1 a i b e r f

I

Im Gefolge der französischen Revolutionsarmeen, die von 1794 an in
Deutschland eindrangen, befanden sich Kommissare, deren Aufgaben sowohl
politischer als auch verwaltungsmäßiger und disziplinarer Natur waren2. Eine
wichtige Tätigkeit war die Beschlagnahme und Wegführung von Kunstwerken
, Büchern, Handschriften und Archivalien nach Paris. Die Pariser
Nationalmuseen sollten nach dem Willen der französischen Revolutionsmänner
mit den erhabensten Werken der europäischen Kultur geschmückt
werden. Paris sollte damit der kulturelle Mittelpunkt Europas werden, wie
es als Ausgangspunkt der großen Revolution auch als der politische Mittelpunkt
des Kontinents angesehen wurde. „II sera beau de voir l'armee de Rhin
et Moselle se reunir a celle d'Italie pour embellir le sol de la Republique de
ce que la nature et le genie offrent de plus precieux dans le pays que leur
courage rend tributaire de ses lois" schreibt das Directoire Executif am 3. Juli
1796 an den Kommissar Haussmann. Und der Abbe Gregoire, einer der
kulturellen Führer der Revolutionsbehörden, ruft am 31. August 1794 vor dem
Convent aus: Certes, si nos armees victorieuses penetrent en Italie, l'enleve-
ment de l'Apollon du Belvedere et de FHercule de Farnese serait la plus
brillante conquete. C'est la Grece qui a decore Rome, mais les chefs-d'ceuvres
des Republiques grecques doivent-ils decorer de pays des esclaves? La Republique
francaise devrait etre leur dernier domicile."3 Die Auswahl der
Kunstwerke, die einer Reise nach Paris für würdig befunden werden sollten,
trafen die Kommissare teils selbst, teils ließen sie sich von beigegebenen
Fachleuten beraten, meist aber arbeiteten sie nach Anweisungen, die innen
vom Comite d'instruction publique mitgegeben oder zugeschickt wurden.
Diese Anweisungen wurden von fachkundigen Experten aus der Literatur,
und zwar in der Hauptsache aus den gelehrten Reisewerken des 17. und
18. Jahrhunderts, geschöpft. Auf diese Weise wurden zuerst in den rheinischen
Ländern, in den Niederlanden, in Belgien, in Italien und Spanien zahlreiche
Kunstwerke, Handschriften, Karten, Bücher und andere Sammlungsgegenstände
wie naturwissenschaftliche Instrumente, Steinsammlungen, ja selbst
Pflanzen aus den botanischen Gärten nach Paris verschleppt. Manches weniger
Wertvolle wurde an Ort und Stelle verschleudert, anderes ging auf der Reise
zugrunde. Besonders die klösterlichen und anderen Sammlungen des Rhein-

1 Der am 8. März 1944 im Breisgauverein Schauinsland gehaltene Vortrag konnte zunächst nicht gedruckt
werden. Das aus dem Nachlaß stammende Manuskript wurde etwas gekürzt. Die Redaktion.

2 J. Godechot, Les commissaires aux armees sous le Directoire. 2 Bde. Paris 1937.

3 J. Guillaume, Gregoire et le vandalisme (La Revolution francaise 41, 1901, S. 266/67). — Eine gute Darstellung
der Ereignisse von deutscher Seite gibt H. Degering, Französischer Kunstraub in Deutschland
1794—1807 (Internationale Monatsschrift für Wissenschaft, Kunst und Technik, 11. Jg., 1916).

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