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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0112
bürg ab. Haussmann hatte sich inzwischen mit anderen Dingen beschäftigt. So
schlug er dem Minister am 6.Thermidor (24. Juli) aus Strafiburg den merkwürdigen
Plan vor, den Lauf des Rheins auf die Ostseite Breisachs zu verlegen
, um die Stadt als Brückenkopf des linken Rheinufers ausbauen zu
können, ein Projekt, das vom Direktorium günstig aufgenommen wurde18.
Am 9. August finden wir ihn in Schwäbisch-Gmünd, von wo er dem Direktorium
von seiner Beute aus dem Stuttgarter Konservatorium berichtet. Wenn
die beabsichtigte Plünderung Freiburgs nicht mehr ausgeführt und auch das
Breisacher Rheinprojekt fallen gelassen wurde, so lag dies nur am überstürzten
Rückzug Moreaus über den Rhein, in dessen Verlauf Freiburg im
Oktober geräumt wurde. Es wurde zwar von den Franzosen in den folgenden
jähren noch einige Male besetzt, aber wir hören nichts mehr von planmäßigen
Entführungen von Kunstwerken.

Ehe wir uns den Verhandlungen über die Rückgabe der geraubten Freiburger
Gemälde zuwenden, sei noch die weitere Tätigkeit Metternichs am
Oberrhein verfolgt. Es mußte ihn locken, von Freiburg aus die reiche Abtei
S t. P e t e r im Schwarzwald für seine Zwecke aufzusuchen. Metternich, der im
Gasthaus zum Wilden Mann wohnte, ließ sich für den 23.Juli vom Magistrat
eine Chaise mit zwei Pferden für eine Reise nach St. Peter stellen10. Über
seinen Besuch dort berichtet Abt Speckle in seinen Memoiren20 in anschaulicher
Weise. Er schreibt (S. 24): „Hr. Metternich, nachdem er gestern bei der Universität
und dem Münster die berühmten schönen Gemälde und andere
Raritäten in Requisition genommen, reisete heute in gleicher Absicht nach
St. Peter. Zum Glück erhielt ich die Nachricht davon und veranlaßte, daß
P. Thaddä denselben dahin begleitete21. Die Sache war glücklich dahin eingeleitet
, daß er nichts mitnahm als einige M. S. chinesische und arabische
Papiere; aber er forschte sehr nach Landkarten und alten Münzen, indem er
wohl wisse, wie er vorgab, daß dergleichen vorhanden gewesen. Man entschuldigte
sich, daß bei langer Dauer des Krieges wegen dem gehabten Spitale
etc. das Wenige, was vorhanden war, verschleppt worden." Ferner (S. 35/36):
„Bemerkt zu werden verdient noch das auffallende Betragen des Herrn
Metternich, der zuvor Professor der Physik in Mainz und einer der berühmten
Mainzer Klubbisten war, hernach bei der Capitulation den Franzosen abgegeben
und sich jetzt Commissaire des recherches sur les effets d'arts et
sciences dans les pays conquis nennt. Mit Ungestüm forderte er die Kataloge,
die Landkarten, das Münzkabinett; da man sich entschuldigte, nichts Wichtiges
zu haben, fluchte er, stellte sich an, als wolle er ein Protokoll führen, welches
er aber wieder zerriß, verlangte in die Prälatur geführt zu werden, schimpfte
auch dort, da er nichts fand; befahl, als er zu Tisch saß, drei Bouquets von
Rosen auf den Tisch zu stellen; schimpfte über den Wein und forderte einen
besseren, hernach roten Wein; schalt auch diesen und trank am Ende doch so
viel, daß es nicht mißkannt Aver den konnte, er hätte etwas zu viel; befahl
Kaffee zu machen etc.; behauptete allerlei exotica und führte sich überhaupt
nicht auf wie ein Mann von Bildung und Lebensart. Ferner ist das Urteil des
Majors von dem Regimente der Chasseurs, der in Eschbach lag und mehrmals

18 Godechot a. a. O., I, S. 551.

19 Ratsprotokoll Nr. 54 vom 22. Juli 1796.

'•io Die Memoiren des letzten Abtes von St. Peter (Ignaz Speckle), hrsg. von St. Braun, Freiburg i. Br. 1870.
'-i P. Thaddä Rindcrle befand sich mit noch einigen anderen Patres in dem der Abtei gehörenden Peterhof
in Freiburg.

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