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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1964/0125
iind kommt von schüren, scheuern, reinigen; er bedeutet „dies absolutionis",
Tag der Lossprechung. Diese Erklärung befriedigt keineswegs. Man weiß
nichts von einer Lossprechung, wenn man auch an diesem Tag in alter Zeit
den öffentlichen Sündern ihr Bußgewand und die geweihte Asche gab. Von
einer Schur, d.h. Abscherung des Haares, ist auch nichts bekannt. Sie würde
auch zur Erklärung nicht passen, weil der Begriff des Essens und Trinkens
nicht gedeutet wäre. Auch Schafschur kommt kaum in Frage. Und was das
Zeitwort scheuern (reinigen) angeht, so ist es nach Kluge-Götze viel zu
jung bezeugt, als daß es an dem Schurtag zugrunde liegen könnte; es fehlt
auch in den alten Mundarten5. Somit wäre auch die Vermutung des Schweizer
Idiotikons0 hinfällig, die besagt, der Schurmitiwoch sei eigentlich der Scheueroder
Reinigungsmittwoch, wenn auch nicht im kirchlichen Sinne, ebenso die
dortige Andeutung, das gegenseitige Anrußen oder „beschüren" als Volksbelustigung
möge mit der Aschenbestreuung zusammenhängen.

Vielmehr bedeutet schüre n in Lothringen neben dem später nachweisbaren
scheuern auch einfach: „Unfug treiben in der Fastenzeit
"c. Der Aschermittwoch, schweizerisch auch „Beschürele" genannt, heißt
in Piemont „mercordi s c u r o 11". Diese Beschürele dauerte in einigen Gegenden
der Schweiz vom Aschermittwoch bis zum folgenden Sonntag, während
welcher Zeit einst durchgetanzt wurde.

Nach H. Fischer7 gab es in der Gegend von Riedlingen a. d. Donau ein Wort
Schür wecken (verderbt auch Schidwecken), das ein Zechgelage
am aunseligen (schmotzigen) Donnerstag vor Fastnacht bezeichnete.*" Um
Buchau herum bedeutete S c h i e r w e c k e n8 ein Fest mit Käs, Weißbrot
und Bier am lumpigen (schmotzigen) Donnerstag, wo man mit Spinnen und
Lichtkarz aufhörte. In Reutlingen war das Schi er wecken ein Markt
am Mittwoch nach Reminiscere mit Wecken (später angeblich Pasteten) und
Wein.

Wer denkt nun bei diesem Schürwecke n (Schierwecken) nicht sofort
an unseren Schurtag, also an Fastnachtsbräuche?

Das genannte Idiotikon6 bringt eine altgenuesisch-lateinische Stelle (vor
1500): „1 n die prima quadragesime, que dicitur scurotus = Am ersten Tag
der 40tägigen Fasten, der scurotus heißt." Schwerlich liegt hier scurare
zugrunde, das nach Kluge-Götze „für etwas sorgen" bedeutet. In Hohenzollern
gib! es ein Wort „schuurabuuzala" im Sinne von „Purzelbaum schlagen" (von
Narren und Kindern), um Freiburg herum den Begriff „ S c h ü r b iirzler ",
der G a ukler, Landstreicher, Gauner.

Diese Wörter scheinen mit Schurtag. beschürelen. Schürwecken, jemand
schauern, scuratus. scurott etwas gemeinsam zu haben, nämlich den Begriff
„Fastnachtspossen mit Essen und Trinken". Solche sind ja vor
Beginn der einst strengen Fastenzeit nur zu begreiflich! Schürelen dürfte
dann nicht dem Tag den Namen gegeben haben, sondern umgekehrt: Am
Schurtag tut man eben „ s c h ü r e 1 e n ", d. h. eine von den vielen anderen
Possen oder Dummheiten!

5 K.luge-Götze, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1934, S. 515.

Schweizer Idiotikon, Band 8, Sp. 1290.
< Hermann Fischer u. PfLeiderer, Schwäbisches Wörterbuch, Bd. 3, Sp. 813.
8 H. Fischer, a. a. O., Band 5, 814.

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