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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0028
bänke am Fischmarkt, dem Mittelteil der heutigen Kaiser- Joseph-Straße nördlich
des ehemaligen Bertoldsbrunnens. Gewöhnlich sieht man in diesen Lauben
die Vorgänger jener sich heute in erneuerter Form unter den Häusern der
Kaiser-Joseph-Straße hinziehenden Bogengänge, die ihre Entstehung und Ausgestaltung
aber erst dem Erfindungsgeiste unserer heutigen Städtebauer verdanken02
. In Wirklichkeit handelte es sich bei den ältesten Lauben nicht um
Laubengänge unter den die Kaiser-Joseph-Straße begrenzenden Gebäuden,
sondern um selbständige leichte Bauwerke, wohl aus Holz, die mitten auf
dieser Marktstraße standen. Die einzigen Ausnahmen bildeten die sogenannten
Lugstühle an der Ringmauer des Spitals in der heutigen Münsterstraße, die
aber erst etwa Mitte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sind03. Es mag
zwar auch in Freiburg einzelne Verkaufsstände und sogenannte Gaden oder
Lädemlin an den Häuserfronten der Marktstraße gegeben haben, aber die
eigentlichen Marktstände oder Bänke, wie sie im Mittelalter hießen, lagen in
den genannten Metzigen und Brotlauben, welche wir uns als mitten auf der
Straße stehend vorzustellen haben63a.

Wir müssen es uns vorbehalten, die Belege für diese Behauptung später
einmal ausführlicher auszubreiten64. Heute möchten wir uns mit dem Hinweis

02 Die frühen Ansichten Freiburgs lassen keine derartigen Laubengänge erkennen. — Hefele
(Pranger a. a. O. S. 58) hat sich schließlich für Laubengänge unterhalb der Häuser entschieden.
Dabei war er schon auf dem Wege zur richtigen Deutung, wie ein abschriftlich erhaltener Brief
von ihm an F. Beyerle zeigt, in dem er schreibt (30. September 1929, StA Nachlaß Geiges):
„Von der Meinung, daß man sich hier unter der Lauben gedeckte Laubengänge vorzustellen
hat, wäre ich beinahe abgekommen, als ich auf der Pürschgerichtskarte von Rottweil aus dem
Jahre 1564 sah, daß dort vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert mitten auf den beiden sich
kreuzenden Hauptstraßen mittelalterliche Bauten standen, nämlich ein Kaufhaus, die Brotlaube,
die Metzig und ein Warenhaus. In Villingen soll es, wie ich mündlich vernahm, ähnlich gewesen
sein. Die ungewöhnliche Breite der Straßen in Rottweil und Villingen rührt daher. In
Freiburg dürfte dies aber nicht zutreffen." — Während Hamm (Städtegründungen a. a. O. S. 57)
sich zunächst nicht deutlich erklärt, sagt er (ebd. S. 111) bei der Besprechung der Verhältnisse
in Rottweil: „Daß diese Lauben auch in Villingen und Freiburg i. Br. am Markt (= Kaiser-
Joseph-Straße) lagen, ist erwiesen. Es sind die charakteristischen Verkaufslauben der Marktgründung
. . . . Sicher waren es einfache Verkaufslauben, die inmitten dieser Marktstraßen
standen und deshalb auch die große Breite des Marktstraßenkreuzes veranlaßt haben mögen.
Weil man sie nicht, wie in Freiburg, unmittelbar vor die Hausreihen baute, sondern in der
Mitte, mußte die Straße natürlich viel breiter werden, als in Freiburg i. Br." Hierzu wäre zu
bemerken, daß die Marktstraße in Freiburg mit 22 Metern fast die gleiche Breite aufweist wie
gleichartige Straßen in Villingen und Rottweil. — Dagegen hat Karl Gruber (Die Gestalt der
deutschen SLadt, München 1952, S. 59) zutreffend bereits festgestellt: „Zwei Tore . . . schlössen
die Marktstraße ab, in deren Mitte wieder zwei Metzigen standen." Dementsprechend rekonstruiert
er die Anlage (ebd. Abb. 44) mit nunmehr richtiger drei Lauben auf der Hauptstraße
(Abb. 20).

63 Erste Erwähnung 1329 (Freib. Münsterbl. 7, 1912, S. 73). Vgl. auch 1339 Aug. 19 ebd. 4, 1908,
S. 36; 1339: Hamm, Städtegründungen a.a.O. S. 61.

r>3aZu den in der Reihe der begrenzenden Häuser zu suchenden Lauben gehörte sicher das „loeblin
ze der winden" von 1300 Juni 27 (FUB Bd. II, S. 378 Nr. 300) und vielleicht die 1311 Juli 17
zuerst und dann häufiger erwähnte Wechsellaube, die aber auch, wie die Gerichtslaube, ihren
Platz durchaus in der Nähe der Niederen Metzig gehabt haben könnte (ebd. Bd. III, S. 164
Nr. 215).

04 Es liegen zahlreiche Belege in Urkunden und vor allem Berainen vor. Am besten erkennbar
wird die Anlage im Spätzustand im Protokollbuch der Metzger 1462—1517, das offenbar einen
aus früherer Zeit stammenden Text überliefert (StA VI eE 44), vgl. z. folgenden auch Beyerle,
Stadtrechte a. a. O. S. 137 ff. Das ganze Problem ist auch deshalb so wichtig, weil es sich um
einen der wenigen Punkte handelt, an denen die umstrittene Frage einigermaßen geklärt werden
kann, ob die Gründung Freiburgs durch den Fernhandel oder durch die Bedürfnisse des
Gewerbe- und Nahhandels erklärt werden muß. Die Obere und Niedere Metzig scheinen jedenfalls
schon ursprünglich dem Lebensmittelhandel der Bäcker und Metzger gedient zu haben.
Nur die etwas weniger günstig gelegene Laube am Spital, die mit der später sogenannten
Kramlaube (1223 Febr. 16: „de domo quadam an den kraemen" FUB I, S. 23 Nr. 38, vgl. ebd.
Anm. 1) gleichzusetzen ist, war also wahrscheinlich den als „mercatores" anzusehenden Fernhändlern
allein vorbehalten.

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