Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0036
Es ergibt sich für Freiburg nun natürlich die weitere Frage, wo diese
Bauten auf der Marktstraße, der heutigen Kaiser-Joseph-Straße, geblieben
sind. Zu ihrer Beantwortung haben wir davon auszugehen, daß der Freiburger
Markt sich seit dem 14. Jahrhundert immer mehr nach dem Münsterplatz verschob
, wofür die erst im 14. Jahrhundert erfolgte Anlage der Lugstühle in der
Münsterstraße, die spätere Errichtung des Kaufhauses und des Kornhauses
am Münsterplatz Zeugnis ablegen77. Auch die Brotbänke folgten nach und
fanden, ebenso wie andere Kaufstände, an der den Münsterfriedhof umgebenden
Einfassungsmauer ihren Platz78. Dann hat offenbar die österreichische
Stadtherrschaft eingegriffen und die, wie sich aus anderen Quellen ergibt,
schon nicht mehr sehr stark benutzten Metzigen und Brotbänke auf der Kaiser-
Joseph-Straße wohl aus städtebaulichen Gründen oder wegen einer Um-
Organisation der Zünfte zum Verschwinden gebracht79. Eine Urkunde von 1457
spricht von: „ein metzbank wilend an der nidern metzigen", die abgängig war,
weil: „die metzige des ends uf geschäft unseres gnädigen herrn von Österreich
abgebrochen und auf einen anderen Ort gesetzt worden"80. Der Tatbestand des

77 S. oben Anm. 63.

78 Hamm, Städtegründungen a. a. O. S. 61; — Brot- und andere Bänke am Münsterplatz: ca: 1496:
„an den banck an dem kilchhoff" (StA O 3, Bl. 19 v); ca. 1500: „laden am kilchhoff" (StA VI e),
1495 (StA R. Pr., Bd. 4a, Bl. 15 v); 1502 Sept. 10 (ebd. R. Pr., Bd. 7, Bl. 283); 1509 Febr. 6 (R. Pr.,
Bd. 10, Bl. 114 v); 1538 Sept. 27 (ebd. R. Pr., Bd. 11, Bl. 27 v); 1542 Febr. 2 (ebd. R. Pr., Bd. 12,
Bl. 11); 1546 Febr. 19 (ebd. Bl. 342). — 1477 wird das Korn „an offenem Kornmarkt vor dem tantz-
hus am kirchof" verkauft (ebd. R. Pr., Bd. 4, Bl. 11; R. Pr., Bd. 7, Bl. 72). Später werden die Metzger
mit ihren Ständen in das 1498 als Tantz- und Kornhaus erneuerte Gebäude gelegt, das seitdem
oft auch als Metzig bezeichnet wird. — Außerdem erhielten die Metzger auch am Münsterfriedhof
Stände: 1507 Juli: „uf hut der metzgi halb mit den schwinen der becken abgeredt
und erkannt, daß man die metzgi an die brotlauben setzen sol" (ebd. R. Pr., Bd. 10, Bl. 57 v).
Auch das 1378 erstmals erwähnte Kaufhaus (StA P Ia 1, Bl. 9), das wohl zunächst seine Hauptfront
der späteren Schusterstraße zuwandte, muß sich schon früh auch zum Münsterplatz erstreckt
haben, vgl. Urk. v. 1405 März 10: „hus an dem kilchhofe neben dem koufhus" (StA
XVIIIa) und 1406 Jan. 21: „hus zem roten Stern gelegen ze Friburg an dem kirchhoffe zwi-
schent dem koufhuse und dem gässlin hindenan" (ebd.). Mit der erst 1514 erfolgten Verlegung
der Totenbestattung nach der Neuburg, wie Kempf (Freiburg, Die Stadt und ihre Bauten
a. a. O. S. 425) meint, hat die Übersiedlung des Marktes also nichts zu tun. Auch vermögen
wir kaum zu glauben, daß der anwachsende Verkehr allein Anlaß für diesen Vorgang gewesen
sein könnte, wie Hamm (Städtegründungen a. a. O. S. 61) vermutet. Der Kirchhof, der
trotz des Begräbnisplatzes zu allen Zeiten noch genügend Raum für Marktstände bot, hatte
eben die bessere Geschäftslage. Hier kam die Bürgerschaft wegen der zahlreichen Messen
und Gottesdienste dauernd zusammen. Man braucht nur an das Bild zu denken, das noch
heute ländliche Gemeinden nach dem Gottesdienst am Kirchplatz bieten. Deshalb waren nicht
nur in Freiburg, sondern überall in Deutschland die Kirchhöfe bevorzugte Handelsplätze.
Auch die Gerichte traten aus diesem Grunde hier zusammen.

79 1473: „habend die brotbecken begert inen 1 1b nach zu lassen an der oberen louben, denn sy
netten nit so vil benck besetzt" (StA R. Pr., Bd. 3, Bl. 15). Wenn sich diese Nachricht nicht auf
die Brotbänke an der Einfriedung des Münsterkirchhofs bezieht, dann kann man auf Grund
dieser Angabe nur annehmen, daß die Obere Metzig erst etwas später verschwunden ist als
die Niedere Metzig und die Kramlaube.

80 1457 Juli 23 (StA XVf.). In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kam es auch anderenorts zum
Abbruch der auf den Hauptstraßen und Marktplätzen errichteten, wahrscheinlich meist recht
leicht gebauten Marktgebäude. In Bern verschwanden so die obere Brotschaal schon 1405
(Strahm, Gründungsgeschichte a. a. O. S. 60 f.) und die niedere Brotschaal und die Fleischschaal
wurden 1468 abgebrochen bzw. an andere Stellen verlegt (Kdkm Bern a. a. O. S. 68). Ferner
hat W. Heß darauf aufmerksam gemacht, daß in Marburg (Lahn) Landgraf Ludwig I. von Hessen
bereits 1419 „alle broidschirn, fleischirn und schuchschirn" beseitigen ließ unter Hinweis auf
die „groissen gebrechen und schaden unser stad Marpurg, den sie bisher an dem markte daselbst
geleden hain . . . also dass man da nicht wale gewandern noch gewagenen (= Wagen
fahren) mochte, besundern kouflute und geste". (Zit. nach E. Nickel, Der alte Markt in Magdeburg
, D. Akad. d. Wiss. z. Berlin, Schriften d. Sekt. f. Vor- und Frühgesch., Bd. 18, 1964, S. 20,
Anm. 20). Ebd. auch Angaben über ähnliche Vorgänge etwa zur gleichen Zeit in Grünberg in
Hessen, Göttingen, Braunschweig und Lübeck.

56


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0036