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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0037
Abbruches der Marktanlagen und ihrer Versetzung auf eine andere Stelle
geht auch aus einem Zusatz des ausgehenden 15. Jahrhunderts zum Günterstaler
Berain von 1344 und aus der Sturmordnung der Stadt von 1523 hervor81.
Nach der zuletzt genannten Quelle wurde der Sammelplatz der Bürgerschaft
bei Gefahr vom Münsterplatz auf den Fischmarkt, also den mittleren Teil der
Kaiser-Joseph-Strafie, an jene Stelle verlegt, „da die alt metzig gestanden ist".
Daß es sich hier nicht um eine unbebaute Hofstätte gehandelt haben kann,
liegt nach dem Gesagten auf der Hand.

Die ursprüngliche Gerichtslaube auf der Kaiser- Joseph-Strafie ist also etwa
um 1443 offenbar mit den älteren Metzigen und den vormaligen Brotlauben
zusammen ebenfalls verschwunden. Das Schultheißengericht wurde nun aber
zunächst nicht dauernd in die Ratsstube, wo es bereits seit einiger Zeit in
schlechten Jahreszeiten meist zusammenzutreten pflegte, verlegt. Vielmehr erscheint
nun plötzlich bei im Sommer stattfindenden Verhandlungen noch ein
Richthns. Dieses muß ein geschlossenes, wenn auch offenbar nicht heizbares,
Bauwerk gewesen sein, denn man urkundete - - wie wir sahen - - gelegentlich
„imme Richthns" oder „in deme richthns". Schon deshalb kann man unter
Richthus nicht eine andere Bezeichnung für die heute als Gerichtslaube bezeichnete
Ruine auf dem Rathaushof verstehen. Eine reine Vermutung müßte
es auch bleiben, wollte man das Gerichtshaus etwa in der Wohnung des Schultheißen
oder besser noch in dem Haus des Gerichtsschreibers suchen82. Vielmehr
kommt nur ein anderer Teil des Rathauses am Franziskanerplatz, der sich
nicht mit der Ratsstube deckt, als Richthaus in Frage. Die Gründe, welche für
diese Lösung des Problems sprechen, werden wir im Zusammenhang mit Rathaus
und Ratsstube besprechen, denen wir uns jetzt zuwenden müssen83.

Geschichte des Freiburger Rathauses bis ins 16. Jahrhundert

Wenn die Ruine in der Turmstraße — wie wir meinen nicht die ursprüngliche
Gerichtslaube der Stadt Freiburg gewesen ist, welche Bedeutung
hatte sie dann? Unbestritten ist aus stilistischen Gründen, daß das untere
Stockwerk des Bauwerks in den Anfang des 14. Jahrhunderts hineingehört;
es muß also schon damals eine wichtige Aufgabe gehabt haben, ist es doch für
diese Zeit sehr kunstvoll und aufwendig hergestellt (Abb. 21).

81 Zusatz aus der Zeit um 1460 in GLA Karlsruhe, Berain 3210 (Günterstal), Bl. 110 v: „dies und
alles daz zuo der metzge und zuo der brot lovben gehört, hat die stat ze Friburg an sich gezogen
". — 1523 März 2: StA X.

Das Verschwinden der Metzigen wird auch durch die Eintragungen in den Ämterbesetzungsbüchern
erwiesen, 1378 ff. erscheinen dort nämlich zunächst Beauftragte des Rates, die gesonderte
Aufsicht über die Obere Metzig, die Niedere Metzig, über den Kornmarkt und die
Müller, „die die tröge hant", die „meczler" und „die brotbecken" führen (StA P Ia 1, Bl. 9 v
und öfter). 1406 sind es nur noch drei Aufsichtsführende über die „ober metzig und brot-
schawer" und die gleiche Zahl über die „nieder metzig und brotschawer" (ebd. Bl. 28). 1415
werden sie als die „über die metzigen und brotschawer" bezeichnet, wobei ihre Zahl schwankt
(ebd. Bl. 34 ff.). Später erscheinen bis 1464 nur noch die „3 über die metzigen und brotschawer"
(StA P Ia 2, Bl. 18). Seit 1465 werden nur noch drei Brotschauer erwähnt (ebd. Bl. 22). Aufsicht
über die Metzigen war also nicht mehr notwendig, da diese offenbar abgebrochen waren.
S2 Vgl. Anm. 46. — Das Gericht muß auch bald eine eigene Kanzlei besessen haben. Ein Archiv
des Gerichts wird 1378 sogar ausdrücklich genannt, denn es werden Beauftragte des Rats
„über tore und verlorne bürgschaften und das gewelbe von dem gerichte" bestimmt (StA P Ia 1,
Bl. 10 v).

83 Vgl. unten S. 43 f.

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