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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0048
anf Grund einer neuen Analyse der Quellen vorgeschlagenen Deutung der
historische Wert der traurigen Ruine auf dem Ratshof unseres Erachtens eher
gesteigert wird. Nicht ein Ort spitzfindiger rechtlicher Auseinandersetzungen
und Querelen oder einer noch recht mittelalterlich anmutenden Strafgerichtsbarkeit
war von Anfang an hier. Vielmehr spielten sich politische Vorgänge
erster Ordnung und Bedeutung für die Stadt nicht nur in der zwar sehr gefällig
ausgestalteten, aber doch schon einer Spätzeit der städtischen Autonomie
angehörenden neuen Ratsstube, sondern schon erheblich früher in dem darunter
gelegenen, heute allerdings wenig eindrucksvoll wirkenden Raum ab11".

UnsereDeutung läßt nämlich den früher schon öfter versuchten, von den Vertretern
der Gerichtslaubentheorie freilich immer wieder beiseite geschobenen
Beweis zu, daß in der unteren, also der eigentlichen alten Ratsstube, und nicht
in dem später abgebrochenen und erneuerten oberen Raum, der Reichstag von
1498 sich abgespielt hat111. Er ist zwar in der Reichsgeschichte nicht sonderlich
günstig einzuschätzen. Für unsere Stadt bedeutete er aber nicht nur ein glanzvolles
Ereignis, sondern er ist auch ein Beleg dafür, daß nach dem die Blütezeit
des 13. Jahrhunderts ablösenden Niedergang eine neue Epoche der geistigen
und wirtschaftlichen Nachblüte für die Stadt begonnen hatte, die sich auch
politisch auswirkte112.

Daß der Reichstag aber tatsächlich in dem unteren bis heute wenigstens in
seinem Grundbestand erhaltenen Raum getagt hat, ergibt sich aus der von
der Freiburger Historie so häufig besprochenen Mitteilung des Stadtschreibers
Jakob Mennel über den Ablauf dieser Sitzung. Es kam bekanntlich zu Rangstreitigkeiten
zwischen den Fürsten und den Kurfürsten und ihren Gesandten,
da diese auf einem erhöhten Sitz ihren Platz hatten113. Dabei fällt das Wort
von der ungeschickten Stube, das verständlich wird, wenn man bedenkt, daß
in einem Raum von rund I2V2 mal 7lU Meter allermindestens etwa 70 Personen
bei starker Sommerhitze unterzubringen waren. Man beschloß jedenfalls den
Rat zu veranlassen, eine Abänderung in der Anordnung der Sitze vorzunehmen
. Und während dies geschah, tagte ein Ausschuß des Reichstags mit den
königlichen Räten „an einem anderen ort ober der ratstuben"114. Wenn man
an der bisherigen Theorie festhalten will, nach der das Gebäude an der Turmstraße
unten die alte Gerichtslaube und darüber die Ratsstube enthalten habe,
dann müßte das Bauwerk nach dieser Nachricht entweder drei Stockwerke
gehabt haben, oder aber die erwähnten Verhandlungen des Ausschusses hätten
in einer Art Bodenkammer stattgefunden. Nun ist aber die ursprüngliche
Konstruktion des unteren Raumes der Ruine für mittelalterliche Verhält-

110 Die Sitzung, die Bürgermeister und Rat sowie das Stadtgericht mit der Gräfin von Tübingen
im Jahre 1356 hier abhielten, sei z. B. erwähnt. Vgl. oben S. 21 f.

111 A. Braun, Die Verhandlungen zwischen Maximilian I. und den Reichsständen auf dem Reichstag
zu Freiburg i. Br., Diss. phil. ebd. 1898.

112 H. Flamm, Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs i. Br. und die Lage des städtischen Grundeigentums
im 14. und 15. Jahrhundert, Karlsruhe 1905.

11:1 StA Akten Land- und Reichssachen, Österreich 1: Protokoll betr. den abgehaltenen Reichstag
zu Freiburg 1498, Bl. 46 v — 47 r: „Da war ein zwytracht zwischen den gemeinen fursten, des
seß halben. Die wollten nit zu der churfürsten füssen sitzen, denn es war ein ungeschickte
stube, und ain banck gar viel hoher, da die churfürsten und ihr botschaften oben sassen,
also das die andern fürsten, geistlich und werntlich gleich iren füssen sitzen sollen. Das
wollten sie nit tun".

114 ebd. Bl. 47 r: „also das denselben tag nit gehandelt und ward beschaiden, das man die penck
gleich in einer hoe machen und des andern morgens wider erscheinen sollt. Die vom aus-
schuss mitsamt den Kon.Maj .räthe zu handeln an einem andern ort ober der ratsstuben und
die gemein Versammlung furter verhorde zu halten in der Cölnischen sache".

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