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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0101
reicht nun nicht mehr bis zum Boden. „Die Mittelöffnung dürfte aber nicht
zur Verbindung der Räume gedient haben: Sie diente als Durchblick vom
Herrensitz und Laienraum zum Altar. Man darf annehmen, daß sie im übrigen
vergittert war", meint er (S. 51). Hier tritt uns eine recht fragwürdige Auffassung
von der römischen Liturgie entgegen, die so den Blick zum Altar für
das Wichtigste ansähe. Aber wie und wo empfingen Herren und Laien die
heilige Kommunion? Etwa wie arme Sünder durch ein Gitter hindurch? Liier
muß es doch bei der alten Deutung dieses Durchlasses als einer Türe zum
Altarraum bleiben. Krypta, Hochchor, der Altar davor und die Schrankenmauer
muß man einer einheitlichen Baumaßnahme zurechnen.

Bei der Behandlung der Krypta und ihrer Deutung heißt es, daß die Konzeption
eines Westchores die Errichtung einer Nonnenempore im Westen ausgeschlossen
habe; wir kennen aber mehrere Nonnenkirchen mit Emporen in
einer Westapsis. Über die Höhe der Stirnwand der Krypta, die mit 2 m angegeben
wird, wissen wir nichts Sicheres, da die Wand hier nur im Abbruch
so hoch erhalten ist und sich ursprünglich noch um ein unbestimmbares Maß
nach oben fortsetzte. Die Apsis der Krypta habe ursprünglich drei Rundbogenfenster
enthalten. Dafür gibt es keine Beweise; im Scheitel der Apsis,
wo List ein drittes Fenster einsetzt, saß vor dem Abbruch, den ich selbst vorgenommen
habe, ein rechteckiges Kellerfenster — dieses späte Kellerfenster
war vermauert worden und nicht ein Rundbogenfenster, wie List behauptet.
Von einem Rundbogenfenster fand sich überhaupt keine Spur.

Die Deutung des Hochchors als Sanktuarium ist recht fraglich. Das
sogenannte Altarfundament ist später durch den ursprünglichen Boden, der
in vorliegendem Werk nirgends erscheint, roh durchgeschlagen, ist also eine
spätere Zutat. Ich habe versucht, diesen hochgelegenen Raum als eine nachträglich
zugefügte Nonnenempore zu deuten, wobei ich das Ungewöhnliche
einer solchen Anlage nicht verschwieg. Nun wird behauptet, daß „die Vorstellung
, daß die Nonnen diese Treppe zu ihrem ,Nonnenchor' Tag und Nacht
emporgeklettert seien, vollständig abwegig ist" (S. 57), und daß die Nonnen
zuerst den Dachstuhl über dem Seitenschiff erstiegen, um von dort zu ihren
Emporen zu kommen. Die Treppen, die nun einmal in ihrer Steilheit da sind,
könnten „nicht als täglicher Zugang zu dem Altarraum gedient haben". Die
Lösung ist wieder etwas gequält: „Die Treppen gehören zur Front des Aller-
heiligsten; sie wehren mehr ab, als sie einladen. Ihre Benutzung dürfte vor
allem bei Prozessionsumzügen in Frage gekommen sein und bei besonderen
Anlässen" (S. 60). Dafür sind sie offenbar nicht zu steil. Im übrigen sind die
Treppen durchaus nicht so schwer zu begehen; aber List muß ihre Benutzung
anzweifeln, weil er andere Treppen und andere Emporen rekonstruieren will.
Er fand beim Bau der Sakristei Fundamente eines rechteckigen Raumes in der
Ecke zwischen dem Seitenschiff und dem Überstand des Mittelschiffs und einen
eingemauerten Balken in der inneren Längswand über dem Hochchor. Sie
kombiniert er nun mit den schon längst von W. Noack beobachteten Türen,
die in der Nordwand des Hochchores übereinander lagen und mit einer Tür,
die im Süden den Dachboden des Seitenschiffs mit dem Mittelschiffraum verband
. In den Eckräumen an den Ostenden der Seitenschiffe nimmt er Treppenanlagen
an. Die Treppe im Norden habe zu einer als „Schwalbennest" in den
Hochchor auskragenden „Gästeempore" geführt. Der Gästeempore habe unmittelbar
gegenüber eine gleich konstruierte und gleich gestaltete Nonnen-

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