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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0148
Juden" 187959 und Hansjakob00 erzählt nach einem Besuch in Endingen über
das Eingeständnis der Juden „ohne Wehtun und Marter" mit der Meinung:
„Die Juden aber als solche und in Masse für solche geheimnisvolle Morde verantwortlich
zu machen, ist sicher ein Unrecht". J. Sauer01 schreibt unter Beifügung
eines Bildausschnittes der „Kindiisglocke" von 1714: „. .. bemerkenswerte
Darstellung der dortigen Lokalheiligen . . ." Und immer wieder, wann
über Endingens Vergangenheit erzählt wird, ist die Erinnerung an den Mord
der unschuldigen Kinder dabei62.

Mein Versuch, alle Quellen zu erschließen und alle Stimmen zu hören,
kann keinen Beweis für die Schuld der angeklagten und hingerichteten Juden
erbringen, sondern läßt zumindest vermuten, daß ihnen Unrecht geschah. Es
wurde aufgezeigt, wie furchtbar sich Vorurteile voller Haß jahrhundertelang
auswirken können. Das Bemühen um ein Verständnis zwischen den Christen
und anderen Religionsgemeinschaften, vornehmlich mit den Juden, ist nach
dem Verbrechen der Vernichtung von Millionen unschuldiger Menschen notwendig
und verdient unser aller Mitwirken. In dem „Freiburger Rundbrief"63
schreibt F. M. Müller-Claudius von der „seelengefährdenden Verdunkelung"
des Antisemitismus, bei dem „die Gewissen blind bleiben vor Gott und Menschen
". - - „Das Gebot der christlichen Verantwortung kann nicht ohne Wahrhaftigkeit
ausgeübt werden". - Er weist aber auch mit Deutlichkeit darauf
hin, daß die Kirche unablässig gegen die Drohungen, Schmach und Verfolgung
der Juden Einspruch erhoben habe, meist jedoch ohne sich durchsetzen zu
können.

Das Bemühen, einen in seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung und Lehre über
die Heimatgeschichte hinausgehenden Vorfall im Mittelalter aus bisher falschen
Vorstellungen herauszuheben und nach Möglichkeit den Begriffen Wahrheit
und Menschlichkeit näherzubringen, soll zugleich ein Beitrag zur Besinnung
der Lebenden auf ein friedliches, brüderliches Miteinander sein. Als Schlußwort
aber gelte das Bekenntnis einer großen Frau unseres Jahrhunderts, die
ihre Kraft gleichermaßen aus der Erziehung in einer strenggläubigen Judenfamilie
, aus ihrem exakten Studium (auch in Freiburg) und aus ihrem späteren
Bekenntnis zum katholischen Glauben geschöpft hat, bis zum bitteren Ende,
das sie als Klosterfrau 1942 im KZ erleiden mußte: Edith Stein. Ihr Wort gilt
auch für unser Forschen über die unschuldigen Kinder von Endingen:

Laßt uns nicht richten, daß wir nicht gerichtet werden!
Uns alle trügt der Dinge äuß'rer Schein.
Wir sehen Rätselbilder hier auf Erden;
Der Schöpfer einzig kennt das wahre Sein!

59 SchL, VI, S. 36 und 37.

00 „Sommerfahrten" 1903, S. 16.

01 Ekkhart, 1920, S. 101, „Die schönsten Glocken unseres Landes".
«2 z.B. Franz Hirtler in: Badische Heimat 1929, S. 215.

ß3 Zur christlichen Betrachtung der Judenfrage, herausgegeben von Gertrud Luckner, der „Botschafterin
der Menschlichkeit", 1951, S. 34.

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