Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0157
das ist erfreulich daran, doch die verwandtschaftlichen Verbindungen der
Ehrenstetter Wentzinger klar zu erkennen. Martin Wentzinger, seit 1694
Herrenmüller in Ehrenstetten, sorgte, selbst kinderlos geblieben, nach dem Tod
seiner Frau für die vier Stiefkinder Johannes, Simon, Catharina und Maria
Würmblin. Dreißig Jahre sollte er die Mühle und das damit verbundene Lehen
des Klosters St. Peter nutzen dürfen, eine Abmachung mit seiner Frau, die
wohl dazu diente, ihm die wirtschaftlichen Mittel für seinen Lebensunterhalt,
aber auch für die angemessene Versorgung der vier Würmblin-Kinder zu
sichern. Daß er sich lange vor Ablauf der gesetzten Frist als Herrenpfründner
in das Freiburger Heiliggeist-Spital zurückzog, konnten die beiden benachteiligten
und deshalb gerichtlich klagenden Kinder nicht gutheißen. Sie fürchteten
, daß Joachim Wentzinger, der die Arbeit als Müller übernommen hatte,
sie aus den Erbrechten an der Mühle verdrängen würde. Um ihre Anteile zu
behaupten, bemühten sie mit Erfolg das Ortsgericht. Martin Wentzinger
wurde von seinen Pflichten nicht freigesprochen, Joachim Wentzinger wurde
als alleiniger Besitzer der Mühle nicht anerkannt. Die Rechte der Erbengemeinschaft
blieben bis zur gütlichen Regelung gewahrt. Nachdem sich
Joachim Wentzinger mit Maria Würmblin, einer Schwester der klagenden
Würmblin-Kinder, verehelicht hatte17, fällt es nicht schwer zu verstehen, daß
Martin Wentzinger in seinem Bruder als dem Ehemann einer Stieftochter den
gegebenen Nachfolger erblickte, dem er Mühle und Besitz in Ehrenstetten zufallen
lassen konnte. Dieses Vorhaben schien von den Würmblin-Kindern
grundsätzlich gebilligt worden zu sein, denn erst die Beerbung des verstorbenen
Bruders Simon rief den Argwohn Johannes Würmblins und der mit Michael
Seltz von Offnadingen verheirateten Catharina Würmblin gegen den Schwager
Joachim Wentzinger wach.

Was rückblickend als kleinlicher Kampf um Erb- und Versorgungsansprüche
erscheint, erlaubte mir die sichere Erfassung der Familienverhältnisse,
in die 1710 Bildhauer Wentzinger hineingeboren worden ist. Trotz der Gerichtsentscheidung
des Jahres 1713 ist wohl alles bei dem von Martin Wentzinger
herbeigeführten Zustand geblieben. Martin Wentzinger kehrte nicht mehr
in die Mühle zu Ehrenstetten zurück. Sonst hätte er, betitelt als Herrenpfründner
, nicht am 28. Dezember 1715 im Freiburger Heiliggeistspital der Witwe
Maria Sabina Boschin als Testamentszeuge dienen können18. Ihm muß es
schließlich doch gelungen sein, dem Bruder Joachim den Besitz der Herrenmühle
zu sichern. Jedenfalls sehen wir 1735 beim Tode Martin Wentzingers
den nach Freiburg zur Erbschaftsimmission gerufenen Joachim Wentzinger als
„von Ehrenstetten gebürthig" an der Spitze der Geschwister genannt. Dabei
ist dem „gebürthig" keine besondere Bedeutung zuzumessen, denn der Freiburger
Protokollschreiber dürfte bei der Feststellung der Personalien nach
dem Herkunfts-, das heißt Wohnort gefragt haben. Wo die Wentzinger wirklich
herstammten, das berichtete uns der Sterbeeintrag Martin Wentzingers
im Freiburger Totenbuch10. Dem entspricht genau die im „Schau-ins-Land"-
Jahresheft 1892 nachzulesende Vermutung von Karl Schäfer: „In Ehrenstetten

17 Karl Schäfer, „Christian Wenzinger" ... im Schau-ins-Land, 19, 1892, S. 24.

18 Stadtarchiv Freiburg — Akten Erbschaften — Paket 27 — „Letster Wüllen" der Maria Sabina
Boschin geborene Trayerin, Witwe des Ratsherrn Johann Bosch — Den Hinweis fand ich im
Nachlaß von Dr. Hefele, Kollektaneen I.

19 Wie Anmerkung 5.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0157