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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1965/0186
dritte Abschnitt des Kapitels) — das läßt wahrhaftig die Einzelheiten des bäuerlichen
Daseins miterleben: das Hans, das Vieh, die Öllampe, Werk- und Feiertag, Dorfbrunnen
und Wirtschaften. Ein Bild von der Bevölkerung des Dorfes gewinnt man
aus den Bemerkungen über Zu- und Auswanderungen und aus den nach den
Standesbüchern aufgezählten Eheschließungen. Die Krieger, die seit 1793 nicht heimkehrten
, werden ehrend genannt, die 16 des ersten Weltkrieges mit Geburts- und
Todestag, die 28 des zweiten jeder mit seinem besonderen Schicksal.

Wir kennen nun das Dorf und seine Bewohner. Es bedeutet keine Kritik am
Buch, wenn kleine Irrtümer oder Ungenauigkeiten angemerkt werden. Von den
Herzögen von Zähringen kann man kaum sagen, daß sie „vordem einflußreiche
Landesherren in Schwaben" gewesen seien: der Ausdruck paßt nicht für so frühe
Zeit, und ob sie die Burg über Zähringen erbaut haben, die auf Reichsgut lag, wissen
wir nicht; sie nannten sich nach der Burg. Die „Grafen" von Scherzingen, die eine
Burg auf der Gemarkung Sölden hatten, werden doch vielleicht in ihrer Bedeutung
unterschätzt. Aber das ist bald vergessen, wenn man sich der Geschichte des Fides-
Klosters in Sölden zuwendet. Die ersten drei Kapitel des Buches sollten vielleicht
zuletzt gelesen werden. Man kennt die Geschichte des Dorfes dann schon, und die
Bedeutung des Klosters wird um so deutlicher. Das zweite Kapitel erzählt vom
Wirken des hl. Ulrich, von der Gründung des Klosters, von der hl. Fides und dem
zweiten Patron, dem hl. Markus, vom Leben des Klosters und seinem Besitz, von
seiner Blüte und seinem Verfall, das dritte Kapitel von der Übernahme der Verwaltung
durch St. Peter, vom Wiederaufbau als Propstei und der Einverleibung in
die Abtei St. Peter. In dieses Kapitel gehören aber auch die Kriege des 17. und
18. Jahrhunderts, die einen besonderen Abschnitt über Verrohung der Sitten und
Mißstände erforderlich machen. Auf die „großzügige Ausgestaltung des Gotteshauses
unter Abt Philipp Steyrer" folgen „neue Heimsuchungen in den Revolutions- und
Koalitionskriegen" und die Aufhebung der Propstei in der Säkularisation 1806,
„Besitz und Vermögen der Propstei bei der Aufhebung" lassen die wirtschaftliche
Bedeutung des Klosters rückschauend noch erkennen. — Es folgt dann die Geschichte
des Dorfes, von der schon die Rede war.

Wir dürfen die Gemeinde Sölden zu dieser Ortsgeschichte beglückwünschen. Nicht
immer findet ein Bearbeiter so glücklich den Ton, der das Volk anspricht. Wenn der
Verfasser sich am Schluß an den Historiker wendet und betont: „Diese Dorfgeschichte
ist für das Volk geschrieben", so kann er sicher sein, daß der Historiker nicht nur
kritischer Leser ist und gern bekennt: Diese Kloster- und Dorfgeschichte ist ausgezeichnet
.

M. Wellmer

P. Meyer-Siat, Les Callinet — Facteurs d'orgues ä Rouffach et leur ceuvre en Alsace
(Publications de la Societe Savante dAlsace et des Regions de l'Est — Collection
„Recherches et Documents", Tome II), Librairie ISTRA, Strasbourg 1965, DM 58,60
(60 ffrs), 457 S., 48 T.

Mit einer bahnbrechenden Forscherarbeit über die elsässischen Orgelbaumeister
Callinet, zu ihrer Zeit „les premiers facteurs de France", weckte Dr. Meyer-Siat,
Professeur agrege de l'Universite de Strasbourg, nicht nur die Erinnerung an eine
bedeutende Künstlerdynastie, er leistete damit, wie ich noch andeuten werde, auch
zur Geschichte des süddeutschen Orgelbaues einen Beitrag, dem Beachtung geschenkt
werden muß. Aus unserem Nachbarland mit einer so großartigen Arbeit wie der
über die Callinet beglückt zu werden, verwundert nicht, denn Meyer-Siat schloß
sich mit seinen Bemühungen in würdiger Weise nur den Männern an, die zu
Beginn des 20. Jahrhunderts jene Reformbewegung begründeten, die als „elsässische
Orgelreform" in die Musikgeschichte einging. Während in Deutschland und Nordamerika
der simplifizierte Orgelbau um 1900 in künstlerischer Bedeutungslosigkeit

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