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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1968/0139
Buchbesprechungen

Wolfgang Leiser, Der Freiburger Herrschaftswechsel von 1368. 25. Veröffentlichung
des Alemannischen Instituts Freiburg 1968. .— .30 Seiten mit Abbildungen.

' Einen Beitrag eigener Art zum Herrschaftswechsel von 1368 verdanken wir Wolfgang
Leiser, Erlanger Ordinarius für Rechtsgeschichte, den dieser zuerst in einem
Vortrag am 11. Juni 1968 im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten der Stadt Freiburg
darbot. Leiser ist aus der Freiburger rechtsgeschichtlichen Schule von Hans Thieme
hervorgegangen. Der vollständige Titel der Broschüre lautet: „Sie dienen auch jetzt
noch, aber fremden Göttern. Der Freiburger Herrschaftswechsel von 1368." Mit dieser
Überschrift knüpft der Verfasser an den schadenfrohen Kommentar des Fortsetzers
der Chronik des Mathias von Neuenburg an, der die zeitgenössische Sicht des Straßburger
Patriziers zum Ausdruck bringt. Bis heute hat die Bedeutung des Herrschaftswechsels
für die Stadt Freiburg und ihre Bürger, wenn man von Heinrich Schreibers
Stadtgeschichte absieht, keine spezielle Betrachtung gefunden. Dieser Aufgabe hat
sich nun Wolfgang Leiser unterzogen und damit seine Darstellung aus dem bisherigen
Rahmen der Betrachtung gerückt. Seine Fragestellung zielt nicht darauf ab,
wie die Habsburger Freiburg gewannen und die Erben der Zähringer die Metropole
des Breisgaus verloren, sondern welche Bedeutung der Herrschaftswechsel in der
Sicht der Stadt und ihrer Bürger hatte.

Ausgehend von der 1120 erfolgten Gründung Freiburgs stellte Wolf gang Leiser
die Stadt in die politische Geographie des Staates der Herzöge von Zähringen. Von
hier bekommt sie die besondere Funktion eines südlichen Widerlagers des Städtedreiecks
Freiburg Offenburg Villingen, das den Schwarzwald als Rodungsgebiet
verkehrsmäßig erschloß. Den Anschluß an die internationalen Handelswege herzustellen
und dadurch das Kolonisationswerk wirtschaftlich rentabel zu machen, fiel
den mächtigen zähringischen Dynasten nicht schwer. Binnen kurzem konnte sich
Freiburg zum bedeutendsten Handelsplatz rechts des Rheines zwischen Basel und
Frankfurt entwickeln. Das Schloß über der Stadt wurde die bevorzugte Residenz der
Zähringer. Tonangebend in diesem städtischen Gemeinwesen wurden die Großkaufleute
, die sog. Geschlechter oder Patrizier. Der Stadtherr ernannte aus diesem
Kreise einen Schultheißen, der mit 24 patrizischen Marktgeschworenen die Angelegenheiten
der Stadt leitete. Enge Beziehungen bestanden zu der Schicht, die auch den
zähringischen Staat verwaltete, zur herzoglichen Ministerialität. Teils wandten sich
die nachgeborenen Ministerialensöhne dem Handel zu, teils knüpfte die Aristokratie
des Geldes Familienbande zur Aristokratie des Schwertes.

Die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Stadt lag neben dem Fernhandel sicherlich
zu einem erheblichen Maße auch in der Versorgung des Landes und in der Rolle
als Umschlagplatz agrarischer Produkte aus dem Umland. Was die Stadt jedoch groß
machte, war der Bergbau, vor allem der Silberbergbau, der vom Kinzigtal im Norden
bis zum Wiesentäl im Süden betrieben wurde. Der Freiburger Kaufmann war Zulieferer
, Financier und Abnehmer der kapitalintensiven Schwarzwälder Montan
unternehmen. Silber ist der älteste bekannte Exportartikel Freiburgs.

Im Erlöschen des zähringischen Hauses 1218 sieht Wolfgang Leiser ein Ereignis,
das die wirtschaftliche und soziale Struktur Freiburgs grundsätzlich veränderte. Der
„Staat der Zähringer", der Schwarzwald, Oberrhein, Ostschweiz und Burgund vereinigt
hatte, fiel in seine Bestandteile auseinander. Die zähringischen Güter rechts
des Rheines fielen an die Grafen von Urach, die sich alsbald nach ihrem wertvollsten

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