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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0032
Karolingische Schwerter haben gleichbreite Klingen mit spitzbogigeni
Ende. Der Schwerthalter des Königs auf dem Widmungsblatt der sogenannten
Viviansbibel von 845 zeigt eine Waffe mit gleichbreiter Klinge, ebenso der
Henker des Täufers im Chartreser Evangeliar9 aus der ersten Hälfte des
9. Jahrhunderts (Zeichnung II c). Ein besonders schönes karolingisches Schwert
von vor 883 mit der erst im 9. Jahrhundert auftretenden kurzen Parierstange
hält der hochadelige fränkische Stifter in der Kirche von St. Benedikt in Mals
im Vintschgau10. Der Utrecht-Psalter des 9. Jahrhunderts, wohl aus der Schule

Zeichn. II Henkerdarstellungen, Schwertformen, a: Krozingen; b: Münchner Evangeliar Ottos III.;
c: Chartreser Evangeliar; d: Augsburger Codex 15 a

von Reims, bringt unter anderen sehr spitz zulaufende Schwertklingen, die
sich aus dem nervösen Strich dieser schnell hingesetzten Federzeichnungen,
die auf der Grundlage einer spätantiken Handschrift von etwa 400 entstanden,
ergaben (10Abbildungen 84, 106). Bei dem dargestellten Vorgang des Schwertschleifens
erkennt man jedoch deutlich den üblichen karolingischen Spatha-
typus (10Abbildung 96), wie er sich bei gut erhaltenen Schwertern in ausgegrabenen
Gräberfeldern zeigt. Die Schwerter mit sich verjüngender Klinge
ottonischer Zeit haben ihren Schwerpunkt in der Parierstange. Damit war ein
gewisses Fechten möglich, während man in der Karolingerzeit mit der gleichbreiten
Spatha nur zuschlagen konnte, wie die Untersuchungen von H. Jankuhn
, Göttingen, an den Ulfberht-Schwertern des 10. Jahrhunderts ergaben11.

Das Chartreser Evangeliar aus karolingischer Zeit (Zeichnung II c) zeigt
eine brutale Hinrichtung des Täufers. Der Henker steht auf dem rechten
Oberarm des liegenden Opfers, zerrt es an den Haaren, um ihm den Todesstreich
zu versetzen. Der Krozinger Meister vermeidet diese grausame Aktion.
Hier ist, wie in der Münchner Ottofassung (Abbildung 7), die Hinrichtung auf
Königsbefehl vollzogen, das Unabänderliche ist bereits geschehen. Der ergeben
nach vorn geneigte Rumpf liegt blutend vor aller Augen. Die sehr betonte
Herausstellung des Martyriums, des geopferten Lebens, ist nicht zu übersehen.

9 Chartreser Evangeliar, Paris, ms lat 9386, fol 146, 1. Hälfte 9. Jahrh.. bei Alexandre Masseron,
Saint Jean Baptiste dans l'art, Paris 1957, Abb. 97.

10 Wolfgang Braunfels, Die Welt der Karolinger, Callwey 1968, Abb. IV.

11 H. Jankuhn, Festschrift für Gustav Schwantes, herausgegeben von Karl Kersten 1951.

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