Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0040
Augensterne sind sehr betont am oberen Lid oder gegen die Augenwinkel
gesetzt, so bei Christus, Herodias, Kain und Abel (Abbildungen 3 bis 6, Zeichnung
Va, l),c). Dieses Expressive, Ekstatische der Augen ist in ottonischer
Zeit für die Reichenau bezeichnend. Die „Ruodprecht-Schule" nimmt nach
Knocpfli neben besonderen Einflüssen von Byzanz, Tours und Verona Strömungen
anderer Reichenauer Malerschulen auf6.

Zeichn. V a: Christus, Krozingen; b; Abel, Krozingen; c: Christus, Ruodprecht Evangelistar
; d: dessen rechter Fuß

Die sehr gelängte, an ihren Schultern wie aufgehängt wirkende Gestalt des
Heiligen mit dem sehr weichen Stand, besonders des linken Fußes, erinnert
irgendwie an großformatige Gewandfiguren von St. Georg in Oberzell auf
der Reichenau, wie zum Beispiel auch an die Stellung des linken Fußes von
Christus bei der Auferweckung der Tochter des Jairus. In unserem Falle sind
jedoch Körper und Fluß des Gewandes bescheidener gehalten.

Die Buchmaler des Münchner Evangeliars Ottos ITT. und der Bamberger
Apokalypse verwenden verschiedentlich eine Proportion von etwa 1:6 bei
Kopf zu Körperlänge. Die öfters angeführte Wandmalerei von Reichenau
Oberzell bringt eine gesteigerte Längentendenz von etwa 1:8, ebenso das
Perikopenbuch Heinrichs des Heiligen von 1 :7 bis 1:8. Für Krozingen ermittelt
man für den Heiligen und den Diener etwa 1:7,5. Burgfelden zeigt für den
Engel neben Christus ein Verhältnis von 1:8,5, im Erzengel mit Schild sogar
1:9,5, wenn die Restaurierung einigermaßen verläßlich ist.

Die Malereien auf der rechten Seite der Chorostwand der Glöcklehof-
kapelle sind leider weniger gut erhalten (Abbildung 4). Sie zeigen eine Tischplatte
, die mit gemusterten Tüchern behangen ist. Diese erinnern in Darstellung
und Faltenwurf an seit langem gern gebrachte Wandbehangimitationen
in der Sockclzone von Apsidenausmalungen. Nicht ganz vollständige sonnen
artige Scheiben mit Strahlungsfalten sind im Tiefpunkt der weichen Tücher
schwünge noch zu erkennen.

jjfm Gegensatz zum runden Tisch des Münchner Ottocodex (Abbildung 7,
oben) handelt es sich hier um eine rechteckige Tischforni, wie wir sie im Perikopenbuch
Heinrichs des Heiligen vor 1014 dargestellt finden. Ein frühes Beispiel
wäre nach H. Aurenhammer46 in einem nordfranzösischen Evangeliar
der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts aus dem Prager Domschatz zu erwähnen
.

Hinter der Tafel Haben Herodias, deren Krone noch gut zu erkennen ist,
in weitem kurzärmeligem Gewand mit einem Schultcrtuch, daneben König
Herodes auf einem Kissen Platz genommen, dessen Ende in lebhafte Faltungen

38


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0040