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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1971/0045
Helen Grace Zagona ist in ihrer Untersuchung „The Legend of Salome and
the Principle of Art for Art's Sake" dem Bedeutungswandel der Gestalt Salomes
im Laufe der Zeit nachgegangen44: Der Tanz einer Prinzessin bei einem Festmahl
in Judäa war ungewöhnlich. Für die Legendenbildung lassen sich zwei
Quellen fassen. Cicero, wo Cato davon spricht, Lucius Flamininus habe bei
einem Gastmahl in Gallien einen Gefangenen getötet. Dieser Vorfall war in
der frühchristlichen Welt überall bekannt. Flavius Josephus verbindet als
Geschichtsschreiber in keiner Weise Herodias mit dem Täufer. Die Prinzessin
nennt er Salome. Herodes fürchtete den großen Einfluß des Täufers auf
das Volk. Um einen Aufstand zu vermeiden, läßt er ihn in das Gefängnis
von Macherus werfen und dort töten.

In der Bibel erscheint Salome mehr als gelehriges, fügsames Mädchen. Aber
ihre Gestalt nimmt nach 350 Jahren immer mehr unmoralische Züge an. Die
Kirchenväter nehmen die Errichtung einer Kirche gegen Ende des vierten
Jahrhunderts in Alexandrien zu Ehren des Täufers und der damit auftauchenden
Salome zum Gegenstand frommer Angriffe und verweisen in ihrer
Mißbilligung des Tanzes auf Salome, auf das Böse, das daraus entstehen kann.

Mit Beginn der Kreuzziige 1096 wächst die Verehrung des Täufers, während
das Ansehen der Salome um so mehr leidet. Sie erhält um Tausend ihren
festen Platz in der Malerei, in der Plastik und in der volkstümlichen Erzählung
. Soweit Helen Grace Zagona.

Für Krozingen bestätigen das mehr Negative auch die „Bänder der Lust",
wie sie in der kirchlichen Symbolik verstanden werden, ebenso das besonders
Leidenschaftliche ihres Tanzes.

Die Gestalt Christi im Kreuznimbus, in weißer Albe mit roter Ärmelborte
und rotem Mantel, zeigt auch ottonisch-reichenauische Züge (Farbtafel),
in der schon erwähnten Augenbildung, in dem kräftigen Halsansatz, ähnlich
Abbildung V c, aber auch in den überlangen Fingern, wie wir sie bei der
„Liuthargruppe" besonders in der Bamberger Apokalypse und in dem Peri-
kopenbuch Heinrichs des Heiligen in Bamberg feststellen können. Der Gewandschwung
des Oberschenkels bei Christus findet sich bei dem Evangelisten
Matthäus im Evangeliar Ottos III. als Kontur am linken Oberschenkel
wieder45.

Vom „Pantokrator", dem Weltenherrscher, übernimmt die „Majestas" in
Berührung mit der byzantinischen Kunst in ottonischer Zeit Buch und
Segensgestns, der in der Fingerstellung etwas verändert wird. Durch das
Reformkloster Cluny sehr gefördert, findet dieser Bildtypus im 11. und
12. Jährhundert große Verbreitung46.

Doch steht Krozingen auch in der Nachwirkung des frühchristlichen, apollinischen
Typus. Es zeigt diesen jugendlichen Schwung im runden, bartlosen
Kinnansatz. So dürfte die leider nicht mehr auf uns gekommene Ausführung
mehr von einer gewissen expressiven Transparenz besessen haben, die in der
sehr betonten dunklen Augenbildung gipfelte.

44 Helen Grace Zagona, The Legend of Salome and the Principle of Art for Art's Sake, Paris i960,
S. 15/21.

45 Anm. 6, Abb. 50.

46 H. Aurenhammer, Lexikon d. christl. Ikonographie, Wien 1959, S. 528, 529, 535.

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