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die Hauptträger parallel zur Eisenbahn- beziehungsweise Strafientrasse angelegt
waren beziehungsweise sind. Wenn letzteres auch nicht sehr entscheidend
gewesen sein mag, so ist es dennoch sehr bemerkenswert, wie weit die Situationen
in Hecklingen und Staufen übereinstimmten (Abb. 3).
Dem System nach ist die Brücke von Hecklingen eine sogenannte Bogen-
hänge- und Sprengewerksbrücke. Sie ist mit Recht sowohl eine Hängewerks-
ais auch eine Sprengewerksbrücke, weil die Brückenfahrbahn sowohl an den
Trägern eines Hängewerks hängt als auch durch ein Sprengewerk unterstützt
wird. Als Sprengewerk kann man den unteren der beiden Bogen ansehen, der
zumindest in der Nähe der Widerlager die Brückenfahrbahn von unten stützt.
Daß sowohl das Hänge- wie auch das Sprengewerk bogenförmig verlaufen,
gibt Anlaß zu der zusätzlichen Bezeichnung Bogen-Hänge- und Sprengewerk
(Abb. 4). Das System ist statisch gesehen reichlich undurchsichtig und hat sich
Abb. 4 Ansieht der Brücke
einer exakten Berechnung zur Zeit der Erbauung der Brücke das soll im
Jahre 1845 gewesen sein sicher entzogen. Eine Biegetheorie, die hilfsweise
an Stelle einer exakteren Lösung zur Berechnung hätte herangezogen werden
können, gab es erst seit 1826 durch Navier und dürfte auf so komplizierte
Gebilde nicht angewendet worden sein. Dies im übrigen um so weniger, als
ja das Tragwerk als Bogentragwerk konzipiert war, also weniger auf Biegung
als auf Druck beansprucht ist. Eil. Fachwerktheorie war zu dieser Zeit
überhaupt noch nicht entdeckt. Dies geschah erst 1851 durch Culmann und
unabhängig davon auch durch Schwedler. So wird vermutlich die aus dein
Massivbau stammende Bogentheorie Grundlage für eine grobe rechnerische
Betrachtung gewesen sein. Der Bogentheorie entspricht dieses komplizierte
Tragwerk im übrigen dann auch am ehesten.
Becker, der in seinem 1853 erstmals erschienenen Buch „Der Brückenbau"
diese und ähnliche Brücken e *wähnt, gibt auf eine Berechnung keinen Hinweis
. Dasselbe gilt für Müller „Die Brückenbaukunde". Man wird statt dessen
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