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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 133
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0135
Die Freiburger Normalschule (1772 —1829)

Reformschule und Lehrerbildungsanstalt zwischen Staat und Stadt

Von Renate Stegmaier

Am 29. August 1772 erging von der vorderösterreichischen Regierung und
Kammer, der Wien unterordneten Landesstelle in Freiburg, ein Dekret an
den Priester Seitz, den Freiburger Lateinschullehrer Rauch, den Kameral-
buchhaltungsakzessisten Pipus und den Universitätsabsolventen Joseph Hauser
„die Anstellung dieser 4 subjectes zu der in Vorderösterreich und zwar
in der Provinzhauptstadt — einzurichtenden Normalschule"1. Die Schulreform
, die von Staats wegen in allen deutschen Ländern der k. und k. Monarchie
durchgeführt wurde und die sich Kaiserin Maria Theresia sehr angelegen
sein ließ, erreichte auch die Vorlande zwischen Rhein und Donau. Die vier
genannten Lehrer sollten noch im selben Jahre nach Wien reisen, um sich an
der dortigen Normalschule in die ihnen gestellten neuen Aufgaben einweisen
zu lassen. Es ging dabei um die Verbesserung der deutschen Schulen in Stadt
und Land. Sie sollte zum einen durch straffe Organisation möglichst unter
Regierungsaufsicht — und zum andern durch Einführung neuer wirksamerer
Lehrmethoden geschehen. Beides sah man in Österreich dem Abte Johann
Ignaz Felbiger von Sagan2 ab, der in den 60er Jahren das niedere Schulwesen
in Schlesien mit Erfolg neu geordnet hatte. Seine Einrichtungen erlangten
einen weitverbreiteten guten Ruf. Aus vielen katholischen Ländern des Reiches
kamen Schulleute, um bei ihm die sogenannte Sagansche Methode zu
lernen. Der Wiener Rektor Joseph Meßmer und Gründer der dortigen Normalschule
, der sich selbst schon viel Nützliches zur Schulverbesserung hatte
einfallen lassen, orientierte sich ebenfalls an Felbigers Beispiel und ließ einen
seiner Lehrer, Anton Felkel3, in Sagan ausbilden.

Ignaz Felbigers „neue Lehrart"

Ebenso wie das praktische Beispiel von Sagan wirkte Felbigers 1768 erschienene
Schrift von „Eigenschaften, Wissenschaften und Bezeigen rechtschaffener
Schulleute"4, in der er neben immer noch recht modern klingenden, auf
Humanität abhebenden Verhaltensmaßregeln für Lehrer die Kernpunkte der
„neuen Lehrart" aufzeigt: Nicht mehr einzeln sollte in Zukunft der Lehrer
seine Zöglinge fördern, sondern im Klassenverband. Zusammenunterrichten
hieß Felbigers Stichwort Nummer eins. Stark zergliederndes Fragen
oder Katechisieren wurde empfohlen, die Buchstaben ni e -
t h o d e als eine Möglichkeit der Lernkontrolle angeboten, bei der der Lehrer
die Anfangsbuchstaben wichtiger Wörter oder alle Wörter ganzer Sätze und

1 Generallandesarchiv (GLA) Karlsruhe 79/3040.

2 J. Panholzer: Johann Ignaz Felbigers Methodenbuch. Freiburg 1892. (Bibl. für katholische Pädagogik
Bd. V). S. 39 ff.

* Schreibweise nach Panholzer, a. a. O., S. 32. Nach Akten GLA 79/3040 auch Lesart „Felbel" möglich
.

4 Hrsg. v. W. Kahl. Paderborn 1915.

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