Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
90.1972
Seite: 150
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1972/0152
Das genannte Panoramabild hat die stattlichen Ausmaße von 1,48 X 2,07
Meter und zeigt als Hauptgegenstand einen Blick aus der sogenannten „Vogelperspektive
" von etwas oberhalb der Ludwigshöhe des Schloßberges auf die
damalige Stadt. Diese Hauptansicht wird umgeben von 34 in kleinen länglichen
achteckigen Vignetten innerhalb von reichem Ornamentwerk ringsherum
angebrachten Einzelansichten von wichtigen städtischen Gebäuden,
auf die wir später noch einzeln kurz einzugehen haben werden. In der oberen
und unteren Mitte der Vignetten und auf beiden Seiten ist Raum für Inschriften
vorgesehen, die oben und unten das Bild selbst betreffen. An den Seiten
wird dagegen auf die Entstehung und den Zustand der Stadt im Jahre 1852
Bezug genommen. Über der unteren Inschrift befindet sich außerdem ein Medaillon
mit einem Profilporträt des Großherzogs Leopold von Baden, während
in den beiden unteren Ecken auf Piedestalen die beiden Zähringerherzöge
Bertold III. und Konrad III. (!) offenbar nach dem Vorbild des alten Bertoldsbrunnens
auf der Kaiserstraße als romantische Bitter dargestellt sind. Von
besonderer Bedeutung ist die untere Inschrift, da sie uns Auskunft über Entstehung
und Maler des Bildes gibt. Sie lautet: „Angefertigt auf Anordnung des
Gemeinderats durch los.(eph) Willi.(elm) Lerch von Freiburg im lahre
1852".

Damit scheinen die näheren Umstände der Entstehung des Bildes und
sein Schöpfer genügend erklärt. Die Stadt Freiburg wäre als für künstlerischtopographische
Aufgaben aufgeschlossener Auftraggeber anzusehen. Man
könnte sich also an das 16. Jahrhundert erinnert fühlen, in dem die Stadt in
großzügiger Weise Aufträge für Stadtansichten an Rudolf Manuel Deutsch,
Gregor Sickinger oder Job Korntawer erteilt hatte. Das erneute Freiburger
Mäzenatentum des 19. Jahrhunderts erscheint um so anerkennenswerter, als die
Jahre nach dem Badischen Aufstand von 1848/49 als ausgesprochene Notzeiten
bekannt sind. Suchten doch gerade damals sehr viele Badener aus wirtschaftlichen
Gründen jenseits des Ozeans eine neue Heimat. Daß man allerdings
den Stadtvätern von 1850 in bezug auf die Förderung der Künste und Wissenschaften
nichts Vergleichbares mit Städten wie Frankfurt/Main oder gar
Schweizer Städten zutrauen darf, wird deutlich, wenn man sich mit der Person
des Malers jenes Panoramabildes und den wahren Umständen der Entstehung
dieses Werkes näher beschäftigt.

Den Namen Joseph Wilhelm Lerch sucht man in einem Standardwerk wie
dem 37bändigen „Allgemeinen Lexikon der bildenden Künstler" von Thieme-
Becker vergebens. Auch Monographien über die Maler des Schwarzwaldes,
wie die von M. Scheffolt oder J. Krummer-Schroth, nennen wie man übrigens
hinzufügen muß, mit einigem Recht — den Namen Lerch nicht. Selbst
unter den Mitgliedern der bekannten Freiburger Künstlergesellschaft „Ponte
Molle"' in der Mitte des 19. Jahrhunderts scheint der Name nicht auf. Lerch
gehörte eben nicht zu den wirklichen Künstlern, obwohl sein Werk gerade
für den Historiker von unschätzbarem Wert ist. Vielmehr haftet seiner Art
viel Handwerkliches an. Lebte er doch in einer Zeit, in der die Photographie
ihren Siegeslauf gerade eben erst anzutreten begann. Deshalb mußte das auch
damals schon große Bedürfnis nach Zeichnungen rein gegenständlicher Art,
nach Porträts und wissenschaftlichen Darstellungen usw. noch überwiegend
von einer Reihe mehr handwerklich arbeitender Maler und Zeichner befriedigt
werden. Und in diese Kategorie wird man den Verfertiger des Freibur-

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