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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0055
Nun drängt sich die Frage auf, ob Menradt auch der Meister von Nimburg sein
könnte. Bei den Apostelfiguren glaubt man Ubereinstimmungen erkennen zu können
. Dies muß man aber vermutlich eher auf die Benützung geläufiger Vorlagen als
auf die gleiche Hand zurückführen. Die unterschiedliche Auffassung des Weltgerichtes
muß bedenklich stimmen, insofern als bei gleicher Urheberschaft das ausdrucksvollere
Werk vor dem einfältiger konzipierten anzusetzen wäre. Das ist
aber höchst unwahrscheinlich. Dennoch soll die Frage hier bis zu einer gründlichen
stilkritischen Untersuchung offen gelassen werden.

Zur Barockzeit weit verbreitet

Ob der Nimburger Pfarrer Vulpius 1718 nun Malterdingen kopiert oder gar
den gleichen Maler angestellt hat oder nicht, muß sein Entschluß in weit größerem
Rahmen gesehen werden. Das ist die Überraschung, die bei der Behandlung dieses
Themas auftauchte. Die Ausmalung protestantischer Kirchen im 17. und 18. Jahrhundert
ist nicht das Kuriosum, für das man sie gerne halten wollte, sondern in
jener Zeit eine recht landläufige Sache. Eine Restaurierung der fünfziger Jahre förderte
Wandbilder auch in der evangelischen Kirche von Knielingen bei Karlsruhe
zutage18. Die Inhalte ähneln den schon beschriebenen Beispielen: Moses, die Evangelisten
Markus und Lukas, Abrahams Opfer und Jakob, schlafend unter der
Himmelsleiter - wieder mit Unterschriften und Stifternennungen. Uberfliegen wir
noch die Liste der Kirchenausmalungen in nachreformatorischer Zeit, die Professor
J. Schlippe 1956 zusammenstellte19, finden wir neben dem damals schon bekannten
Nimburg noch die Stadtkirche Hornberg, Wintersweiler mit Apostelbildern des
Schweizer Malers Stutz von 1765, Weisweil mit Göserbildern an der Emporenbrüstung
und Meißenheim mit einem Deckengemälde von Pfunner.

Das Ergebnis der vorliegenden Untersuchung lautet also, daß nachreformatori-
schen Kirchenausmalungen keineswegs „große Rätsel" oder Auswirkungen zu
„großzügiger oder unkritischer" Haltung barocker Pfarrherren darstellen. Die Leistung
der betreuenden Geistlichen - im Falle Nimburgs des Pfarrers Vulpius - beschränkt
sich auf ein theologisch klug durchdachtes Konzept, auf die Zusammenstellung
einer lehrreichen Bilderpredigt, die sich der Prä- wie der Kontrafiguration
bedient, gleich- oder in Gegenbewegung verlaufende Vorgänge des Alten und
Neuen Testamentes in Beziehung zueinander setzt und sie auf den Fixpunkt Christus
hinordnet.

Zur gleichen Aussage kommt auch Martin Scharfe20 in seiner Untersuchung über
das evangelische Andachtsbild in Württemberg. Wenn er allerdings hinsichtlich der
Motive feststellt, erotische Szenen seien vermieden worden, so mag das für Würt-

18 Heinrich Niesterer, Neuentdeckte Wandmalereien in der evangelischen Kirche zu Karlsruhe-Knielingen.
In Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden Württemberg. April 1958, Jg. 1, Heft 1. S..4 ff.

19 Josef Schlippe, Denkmalpflege an evangelischen Kirchen, Ausmalung in nachreformatorischer Zeit. In
Nachrichtenblatt der öffentlichen Kultur- und Heimatpflege Regierungsbezirk Südbaden. 1956, 7. Jg.
II/III. S. 28.

20 Martin Scharfe, Evangelische Andachtsbilder. Veröffentlichungen des Staatlichen Amtes für- Denkmalpflege
Stuttgart Reihe C: Volkskunde Bd. 5. Stuttgart 1968. S 4 ff.

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