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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1973/0124
werden sollte) eigene Bedeutung, als er 1763 auf Empfehlung des Fürstabtes Meinrad
Trooger von St. Blasien nach Freiburg übersiedelte, um eine sichere Existenz anzustreben
und Universitätsbildhauer zu werden. Während die Skulpturen des Freiburger Bildhauers
Wentzinger ein geradezu klassisches Barockideal verkörperten und der Schwarzwälder
Matthias Faller flotte Rokokoarbeiten schuf, stieg Joseph Hörr im Breisgau zum Hauptmeister
des frühen Klassizismus auf, einer Stilrichtung, wie sie etwa Simon Göser im Bereich
der Malerei vertrat. Erlesene Werke aus Holz, Stein, Stuck und Metall, die auch
heute noch durch sanfte Anmut, Würde und Beseeltheit bezaubern, gingen aus der Werkstatt
des Bildhauers hervor. Daß Rudolf Morath alle ihm bekannten Arbeiten Joseph
Hörrs ohne Ausnahme in photographischen Abbildungen vorstellt, ist als erfreuliche Be-
sondereit zu vermerken. Wert und Ergebnisse der Morathschen Forschungen werden in
keiner Weise beeinträchtigt werden, wenn es gelingt, da und dort noch einzelne Bildhauerwerke
dem Oeuvre Joseph Hörrs neu hinzuzufügen. Eine kleine Liste von Zuschrei-
bungen möchte ich selbst beisteuern: Mitarbeit an der Hochaltarrückwand in der Peterskirche
Endingen a. K.; Epitaph des Reichsgrafen Friedrich Fridolin von Kageneck im
Chor der Kirche Munzingen; Grabmal der Gräfin Maria Franziska von Hennin in Riegel;
1784 Entwurf für einen Silberaltar in das Freiburger Münster; gegossene Minerva-Medaillons
an den Balkongittern des D. O. Palais' in der Freiburger Salzstraße und am Schloß
in Oberrimsingen sowie der Entwurf für einen Gnadenaltar in die Klosterkirche St. Märgen.

Unter Mitverwertung früherer Forschungen der Blasiwälder Lehrer K. F. Wernet und
J. Fitterer fügte der Autor in den übrigen Kapiteln ein buntes Mosaikbild aus Geschichte
und Gegenwart seines Heimatdorfes zusammen. Darunter sind die Abschnitte über die
sanktblasianischen Glashütten, die Glockengießerfamilie Muchenberger und den Bau des
Schluchseewerkes wirtschaftsgeschichtlich interessant. Neben den mehr lokal bedeutungsvollen
Kapiteln wäre noch die neu bearbeitete Wappentafel der Äbte St. Blasiens zu erwähnen
. Alles in allem: Ein reiches, empfehlenswertes Heimatbuch!

Hermann Brommer

Rudolf Morath, Kurzgefaßte Regeln der Schreibkunst, samt Vorschriften, zum Gebrauch
der St. Blasischen Landschulen ((1772) Privatdruck Ulm a. D., 1972. 16 Blätter mit
8 Abbildungen.

In einem Bauernhaus der Schwarzwaldgemeinde Blasiwald fand Rudolf Morath (Ulm
a. D., Wörthstr. 1), hervorgetreten durch Veröffentlichungen über sein Heimatdorf und
den Freiburger Barockbildhauer Joseph Hörr, die schulgeschichtlich interessanten „Regeln
der Schreibkunst", wie sie in den Siebziger jähren des 18. Jahrhunderts zum Gebrauch
der Landschulen im Herrschaftsbereich der Abtei St. Blasien verordnet worden waren.
Unter persönlichen Opfern ließ der Entdecker die 16 Blätter umfassende Zusammenstellung
als Faksimile (in verkleinertem Format) nachdrucken. Er machte damit allen, die sich
für die schulischen Reformbestrebungen vor zweihundert Jahren interessieren, eine Quelle
zugänglich, deren Beachtung sich lohnt. Bei genauerem Studium der vermittelten st. blasi-
schen Lehrvorschriften erkennt der Leser ohne Mühe Absichten und Forderungen, mit denen
Fürstabt Martin Gerbert (1720 1793), zusammen mit den zuständigen Dienststellen,
den Unterricht in Schön- und Rechtschreiben zu vereinheitlichen und die Lernerfolge zu
verbessern suchte. Der Freiburger Professor Alphons Lugo bemerkte 1797 in der „Statistik
der Kaiserl. Königl. Vorlande" über die schulischen Bestrebungen seiner Zeit: ,,. . . In
Trivialschulen wird die Jugend in dem Christenthume, im Buchstabiren, Lesen, Rechnen,
Schön- und Rechtschreiben unterwiesen. Im Jahre 1771 entschloß sich die Kaiserin Maria

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