Freiburger historische Bestände - digital

Ritter Wilhelm Böcklin von Böcklinsau

Hofmarschall - Dompropst - Stifter in Freiburg

Von Hermann Kopf

Der Hofmarschall

und war der herr Pocklin hofmarschalk
mit sein trabanten bestellt.
Hans Jakob Fugger,
Augsburg 26. VIII. 1551

Hans Jakob Fugger, der dem Rat der Stadt Augsburg angehörte, hat eine mit
Gründlichkeit und erstaunlicher Objektivität verfaßte Aufzeichnung über die am
26. August 1551 erfolgte Ausweisung zehn protestantischer Prediger aus der Reichsstadt
Augsburg, in der der Reichstag tagte, gefertigt1. Fortgesetzte Angriffe der
Augsburger Prädikanten gegen den Kaiser Karl V. während der Reichstage, bei
denen der Kaiser mit Herodes verglichen wurde, hatten seine Geduld erschöpft.
„Es schelten die Stadtprediger allhier täglich auf die Papisterei so sehr", schrieb der
sächsische Gesandte Ulmam, „als meines Erachtens der Herr Martinus Luther jemals
darnieder geschrieben".

Vizekanzler Seid, der aus Augsburg stammte, hatte die 2 Stadtpfleger, die 5 „Geheimen
", 6 Bürgermeister samt dem Oberrichter und Mathäus Welser auf 8 Uhr
vormittags auf das Rathaus bestellt. Um 11 Uhr begab man sich in die Herberge
des Bischofs von Arras, Antoine Perrenot, eines Sohnes des verstorbenen Kanzlers
Granvella. Dort waren auch die zehn Prädikanten eingetroffen. Zu beiden Seiten
des Bischofs saßen der Vizekanzler Seid, der die Verhandlung führte, und vier
Räte des Kaisers, an einem Tischlein der Sekretär Obernburger. Der Vizekanzler
eröffnete den Predigern, daß sie die Bestimmungen des Augsburger Interims nicht
eingehalten, sondern dagegen gepredigt hätten, und daß sie innerhalb drei Tagen
die Stadt, aber auch „das reich Teutscher nation" zu verlassen hätten. Man gab den
Predigern Gelegenheit, sich auf drei vorbereitete Fragen zu äußern und ließ sie den
von Seid vorgesprochenen Eid leisten, daß sie der Auflage des Kaisers nachkommen
würden. Alle schworen bei Gott, einige ließen die Anrufung der Heiligen aus der
Eidesformel weg. Als einer der Prädikanten erklärte, das Interim sei stracks wider
die Schrift und Gottes Wort, wurde der Bischof von Arras, der in vornehmer Zurückhaltung
und wegen der Schwierigkeit der sprachlichen Verständigung die Verhandlung
Seid überlassen hatte, „rabisch wütend" und schrie (nach einem anderen
Bericht): „Heb dich hinaus, du bestia". Wenige Tage zuvorhatte Arras einen Mem-

1 Druffel, Beiträge zur Reichsgeschichte III, 726.

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