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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0010
Scherz zu sagen, es seien nicht Flöhe, sondern Dämonen. Dies war kein Scherz,
sondern eine Eingebung. Vor einigen Tagen wurde ein Weib verbrannt, das, obwohl
sie einen Gatten hatte, 18 Jahre lang heimlichen Verkehr mit einem rivalisierenden
Dämon gehabt hat. Dieses Weib gestand neben anderen Verbrechen, daß
sie durch ihren Liebhaber einige große Säcke mit Flöhen in diese Stadt geschickt
hat. Der Ort, in dem sie verbrannt wurde, heißt Kylchove (Kirchhofen), und ist
von hier zwei Meilen entfernt. Im Stehen schreibe ich dies, während sie mich überall
stechen auf eine ungewöhnliche Weise wie Flöhe, die sich nicht fangen lassen.
Ist soviel den Übeltätern gestattet worden? Leb wohl". Den Glauben an die dämonische
Herkunft der Tierchen hat Böcklin mit Erasmus, haben Christen mit
Ketzern geteilt41*.

Ein später Nachklang dieser Dämonisierung der kleinen Quälgeister findet sich
in Goethes Faust, wenn Mephisto sich als „Herr der Ratten und der Mäuse, / Der
Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse" bezeichnet.

Zwei Jahre nach diesem Vorgang bat Wilhelm Böcklins Bruder Claudius den
Rat der Stadt Freiburg, ihm Nachrichter nach Kirchhofen zu schicken, da er „vier
bese wyber in Gefengknus" habe. Es wird nicht gesagt, durch welche Folter die Geständnisse
der „bösen Weiber" erpreßt worden sind.

1534 erscheint Böcklin als Schultheiß zu Freiburg. Zwei Urkunden des Heiliggeistspitals
Freiburg aus diesem Jahr berichten, daß vor dem aus 7 Mitgliedern bestehenden
Schultheißgericht, das in der Ratsstube tagte, ein Rebstück verkauft und
ein Wasserrecht bestellt wurde. In beiden Fällen ließ sich der Schultheiß Böcklin als
ein hoher Herr durch „seinen Statthalter" Johann Schwartz im Vorsitz vertreten5.
Böcklins Beziehungen zu Straßburg, wo sein Vater Claudius Stettmeister gewesen
war und sein Bruder Claudius (t 1570) 1565 dasselbe Amt erhalten sollte, dauerten
fort. Sein Vater Claudius entzweite sich mit dem Bischof Wilhelm von Honstein
und zog sich nach Schlettstadt zurück. Seinem Vater 13. V. 1537) und dessen
zweiter Frau Magdalena Schnewlin zum Weyher 18. III. 1539) hat Wilhelm
Böcklin in der Pfarrkirche Schlettstadt ein Denkmal setzen lassen. Auf dem Grabstein
seiner Mutter befinden sich die Wappen Wiger, Stauffer, Fürstenberg und
Baden.

Wilhelm Böcklins Geburtsjahr dürfte zwischen 1500 und 1510 anzusetzen sein.
Ein glaubhafter und seriöser Zeuge, der Straßburger Festungsbaumeister Daniel
Specklin5b, der mit Böcklins Schwiegersohn Lazarus von Schwendi befreundet war,
berichtet, daß Wilhelm Böcklin zunächst für den geistlichen Stand bestimmt war,
Kanonikus an Altpeter in Straßburg wurde, sich dann ein Weib nahm und Vater
der Tochter Eleonora wurde, die Schwendi heiratete. Die Übernahme des vermutlich
mit dem Genuß einer Pfründe verbundenen Kanonikats erforderte nicht den
vorherigen Empfang der Priesterweihe.

Es wäre verständlich, wenn Böcklin bei der Einführung der Reformation in
Straßburg aus seinem geistlichen Amte ausgeschieden wäre. Eine unterschwellige

*b Borst Arno, Die Katharer, 1953, S. 186. Döllinger I. v., Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters II,
323.

5 Urkunden des Heiliggeistspitals Freiburg III 1927, Nr. 2418 ff.
5b Über Specklin vgl. Jahns, Geschichte der Kriegswissenschaften 1889.

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