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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0021
führte Böcklin aus, daß der unchristliche König von Frankreich neue Unruhen im
Reich anstifte, Christoph solle daher die Anwerbung von Knechten in seinem Lande
untersagen. Böcklin berührte aber auch die Frage der Nachfolge des Kaisers durch
seinen Sohn, den Prinzen Philipp. „Der römische König vermöchte nicht, das Reich
in Fried, Recht und Einigkeit zu erhalten". Diese Mitteilung mußte das Mißtrauen
des Herzogs wecken, der wenige Tage später sich in Wimpfen mit Albrecht von
Bayern, Friedrich von der Pfalz und Wilhelm von Jülich über die Abwehr der spanischen
Nachfolge verständigte18. Christoph antwortete Böcklin nur „per genera-
lia", er wolle sich als gehorsamer Fürst zeigen und französische Konspirationen in
seinem Lande nicht dulden. Ein achtjähriger Aufenthalt in Frankreich hatte Christoph
mit französischen Verhältnissen vertraut gemacht. Böcklin begab sich für
einige Zeit nach Freiburg.

Um die Jahresmitte 1553 entsandte der in Brüssel weilende Kaiser Böcklin zu
den rheinischen Kurfürsten und erneut zu Herzog Christoph. In Heidelberg trat
er bei Kurfürst Friedrich von der Pfalz dem Verdacht gegen den Kaiser, daß er
seinen Sohn Philipp auf den Kaiserthron bringen wolle, entgegen. Gerade diesen
Verdacht hatte er bei seiner früheren Besprechung mit Christoph geweckt19. Bei
Herzog Christoph warb Böcklin im Auftrag des Kaisers um den Beitritt zum Egerer
Bund, der unter Mitwirkung König Ferdinands zur Erhaltung des Landfriedens
gegründet worden war. Aber Christoph hatte sich bereits dem unter Mitwirkung
vorwiegend protestantischer Fürsten gegründeten Heidelberger Bund angeschlossen
. Er trug Böcklin seine Bedenken gegen seinen Beitritt zum Egerer Bund vor,
wobei er auf die weite Entfernung der Partner, die hohen Kosten und die Erschöpfung
des Kammerguts hinwies. Inter pocula wurde Böcklin seiner Übung gemäß
gesprächig und erzählte, daß auf dem kommenden Reichstag der Egerer Bund auf
Württemberg und Bayern ausgedehnt werden sollte. Herzog Albrecht von Bayern
lehnte auf die Werbung des Obersten Jörg Spet den Beitritt zum Egerer Bund
gleichfalls ab.

Böcklin scheint die ausweichende Antwort Christophs mißverstanden oder dem
Kaiser über seine Verhandlung einen allzu optimistischen Bericht gegeben zu haben
. Unrichtig informiert, mahnte der Kaiser am 19. VIII. 1553 von Brüssel aus
Christoph, den Eintritt des Heidelberger Bundes in den Egerischen Bund zu fördern
oder, in einem späteren Vorschlag, die beiden Bündnisse zu vereinigen. Aber
Christoph erklärte in Heilbronn, Böcklin habe seine Antwort dem Kaiser anders
überbracht, als ihm befohlen worden, dies sei nicht mit seinem Willen geschehen.
Er bat, die Sache des Egerischen Bundes bis zum Reichstag zu verschieben.

Die Absicht des Kaisers, seinem Sohn Philipp die Nachfolge als Kaiser zu ermöglichen
, erwies sich wegen des Widerstandes sowohl des Königs Ferdinand als auch
der Reichsfürsten als undurchführbar. Böcklin hatte im Sinn des Kaisers gehandelt,
wenn er bei seinem Gespräch mit Christoph am 26. I. 1553 für die Nachfolge des
Kaisers durch seinen Sohn sich eingesetzt hatte. Das Gerücht über die Sukzession
des Prinzen überdauerte den Winter 1553/54, als der Kaiser und seine Berater be-

18 Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation V, 245.

19 Bfw. II 249, 234, 260, 271, 265, 307.

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