Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0023
Die Verhandlungen zwischen dem französischen König Heinrich II. und deutschen
Fürsten, allen voran dem zum Kurfürsten erhobenen Herzog Moritz von
der albertinischen Linie, über ein gemeinsames Vorgehen gegen den Kaiser waren
aufgenommen worden. Anfang Oktober 1551 kam im sächsischen Jagdschloß
Lochau (heute Annaburg) eine Vereinbarung der deutschen Fürsten mit dem Gesandten
des französischen Königs, dem Bischof von Bayonne Jean de Fresse, zustande
. Sie wurde am 15. Januar 1552 im Schloß Chambord vom französischen
König bestätigt. Markgraf Hans von Küstrin, der Bruder des brandenburgischen
Kurfürsten, Böcklins späterer Verhandlungspartner, hatte sich von Lochau schmollend
entfernt, da er nur an einem Defensiv-, nicht aber an einem Offensivbündnis
gegen den Kaiser teilnehmen wollte. Von Basel aus drängte der Landsknechtführer
Schärtlin von Burtenbach, der seine Briefe diskreterweise mit »Knebelbart* unterzeichnete
, als »der getreue Eckhart<, den im Dienste des Kurfürsten stehenden
Kriegsobersten Hans von Heideck, „dem Kaiser ins Herz zu ziehen" 22. Ein Anschlag
auf den Kaiser, der in die Niederlande ziehen wollte, mit Hilfe von „200
Teutsch Reuter" wurde erwogen. Noch befand sich aber der Kaiser in Augsburg
und ließ in Ulm und Speier „furieren". Der Kaiser hat Wilhelm Böcklin in die ihm
durch die Herkunft seiner Familie verbundene Stadt Straßburg geschickt, um Proviant
, Geschütz und Durchzug zu begehren, wodurch nach Meinung des im sächsischen
Dienste stehenden Gabriel Arnold „der Franzos nit schwach angefasst"23.

Kurfürst Moritz entwickelte inzwischen die Virtuosität seines Doppelspiels.
Während er die geheimen Verhandlungen mit „Hildebrand",, dem französischen
König fortsetzte, zog er am 9. November 1551 als Reichsexekutor mit Lazarus von
Schwendi, dem Kriegskommissar des Kaisers, in die geächtete und monatelang belagerte
Stadt Magdeburg ein. Sie sollte einmal Böcklins Schicksalsstadt werden.
Moritz versprach auch Schwendi, den Kaiser zur Regelung aller strittigen Fragen
in Innsbruck aufzusuchen. Dort wurde sein Besuch mit Ungeduld erwartet. Aber
Moritz, der den Aufstand der Fürsten gegen den Kaiser vorbereitete, kam nicht.

Ende 1551 wurde Wilhelm Böcklin vom Kaiser in die Seestädte, und zu den
Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg entsandt. Er sollte seinen Gesprächspartnern
nahelegen, sich jeder Unterstützung der vermuteten Umtriebe zu enthalten
, und über die verdächtigen Maßnahmen des Kurfürsten Moritz dem Kaiser zu
berichten. Die Stationen seiner Reise lassen sich verfolgen. „Die Heiligen Tage"
des Weihnachtsfestes verbrachte er in Hamburg, wo er „herrlich traktiert" wurde.
Die Lübecker baten ihn, sich beim Kaiser zu verwenden, damit sie das von Frankreich
gewährte Privileg des freien Passes im Krieg und Frieden gebrauchen könnten
. Ihr traditioneller Handel mit französischen Weinen dürfte schon damals geblüht
haben. Aus Lüneburg, das damals zu den Seestädten gerechnet wurde, berichtete
Böcklin am 3. I. 1552 der Schwester des Kaisers, der Königin Maria in Brüssel,
die Leute des Kurfürsten Moritz hätten in den Seestädten verbreitet, der Kaiser
wolle ihre Prädikanten wie in Augsburg mit Gewalt vertreiben, er habe sie beruhigt
, da doch ihre Religion „ganz besser und auf andere Meinung als im Oberland

22 Druffel I, 786 10. X. 1551.

23 Druffel I, 787, Gabriel Arnold an Heideck 11. X. 1551.

21


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0023