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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0063
und Procurator der Fundation. Sie alle werden „als günstige liebe Herren und vertraute
Freunde" bezeichnet. Wie Lazarus von Schwendi in seinem Testament vorsah
, daß der Rat der Stadt Straßburg jährlich am St. Lazarustag zu einem Mahl
eingeladen wird, sollen sich auch die 10 Exekutoren der Böcklinschen Stiftung jährlich
zum Gedächtnis des Stifters zu einem Imbiß versammeln. Nach der jährlichen
Rechnungsabhör sollen Almosen unter die Armen im großen Spital, in der Siechenstube
, im Blattern- und in dem für Aussätzige bestimmten Gutleuthaus ausgeteilt
werden. Jährlich sollen drei arme aus der Stadt Freiburg gebürtige Töchter anstelle
eines Almosens je 30 Gulden zur Ehesteuer erhalten.

Als Jurist hatte der Stifter alle Möglichkeiten zu bedenken. Falls eine Änderung
der katholischen Religion eintreten sollte, „was Gott der Allmächtige gnädiglich
verhüten wolle", soll die Stiftung revoziert und die Verteilung der 200 Gulden in
anderer Art geregelt werden. Der Schaffner der Bauhütte soll auch bei einem „Abfall
vom Glauben" sein Amt behalten.

Auf die Erhaltung der Kapelle im Münster und ihrer Ausstattung in gutem Zustand
legte der Stifter besonderen Wert. Die Kapelle soll sauber gehalten, die
Ornate gut aufbewahrt, auf den Epitaphien soll alle Monate der Staub „mit einem
Federwisch oder anderem" gekehrt werden.

Zur Ausstattung der Kapelle hat Böcklin „Kirchen- und Altarzierden" gestiftet:
Meßgewänder, einen Kelch, Leuchter, Meßkännchen und einen Kessel, aus Silber.
Das aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammende Scheibenkreuz der Böcklins-
kapelle ist zwar im Inventar vom 8. IL 1588 aufgeführt als ein „silbernes, zum
teil vergultes grosses Cruzifix ob dem Altar an der Wand angehaft mit den 4 Evangelisten
und einem Agnus dei". In der Stiftungsurkunde wird dieses Kreuz nicht
angeführt, und man nimmt daher an, daß es nicht aus der Böcklinschen Stiftung
stammt116. Zum Inventar gehörten, vermutlich von Böcklin stammend, neben Meßgeräten
und Tafelbildern 4 Meßgewänder^und 4 Alben. Hat Böcklin sie aus Magdeburg
mitgebracht? Hat er sich ihrer bedient, wofür er der Weihen bedurft hätte?
Ist er in Verbindung mit dem Barmherzigkeitsbild des Lucas Granach in der Sakristei
zu bringen, das mit dem Wappen des Kurfürsten Albrecht IL, Erzbischofs
von Mainz und Magdeburg und der Jahreszahl 1524 versehen ist und das 1809 von
der Freifrau Franziska von Pfirt dem Münster geschenkt wurde? Hat Böcklin dieses
Bild von Magdeburg nach Freiburg gebracht? Ein Zeitgenosse Böcklins, Jopp
von Pfirt (f 1577), ist im Seitenschiff begraben.

Vergebens befrägt man die Toten: sola tacentibus mors muta . . . fatetur et de-
monstrat, schrieb der Elsässer Jacob Balde. „Den Verstummten nur verräts der
stumme Tod".

Böcklins Enkel Hans Wilhelm von Schwendi und seine Frau Klara vonRaissenau
haben die im Stile der Renaissance gehaltene Umrahmung des Böcklinkreuzes und
die noch erhaltene Predella des Altars gestiftet117. Die Umrahmung bestand aus
einem von zwei Pilastern getragenen Giebelaufbau und zwei die oberen Ecken der
Wandfläche ausfüllenden Metallornamenten. Diese Umrahmung ist nach dem

116 Hermann Gombert, Der Freiburger Münsterschatz, Herder 1965, S. 46 ff.

117 Korrespondenz des Freiherrn Rupprecht von Böcklin, Böcklinarchiv.

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