Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0066
zweiten Weltkrieg entfernt worden. Die gewandelten Auffassungen der Denkmalpflege
dürften diese einem puristischen Kunstempfinden entspringende Maßnahme
heute schwerlich mehr gutheißen.

Böcklins an der Außenwand der Kapelle aufgerichtetes Grabmal zeigt den Verstorbenen
bärtig mit dem Harnisch eines Ritters und dem Ornat des Dompropstes.
Er steht auf einem Löwen, und wird von Engeln flankiert, die Weihrauchfässer
halten, und von einem Bogen überwölbt, der die Wappen seiner Vorfahren zeigt:
Mans, Haricort, Schamle, Böcklin, Schnewlin zum Wiger (Weyer), Staufen, Fürstenberg
und Baden, französischen und alemannischen Blutanteil. Das Grabmal
entschlüsselt sein Selbstverständnis: Ritter und Kleriker, geistliches und weltliches
Amt vereinte sich in seiner Person. So sah er sich, und so wünschte er gesehen zu
werden.

Am 14. X. 1585 verschied Böcklin. Als Grabinschrift hatte er sich die Worte des
Psalms 131 gewählt: „Haec requies mea in saeculum saeculi, hic habitabo, quoniam
elegi eam."

Neben Böcklins Grabmal erinnert ein Tafelbild an Jakob von Scherenzgi aus Polen
(t 1584) der 22 Jahre lang als „Hofjunker" in seinem Dienste stand.

Die irdische Wohnung, die Böcklin für seine sterblichen Reste gewählt hatte,
wurde am 10. IX. 1739 in Gegenwart des Münsterpfarrers Johann Jacob Vicari,
der Präsenzherren und der Cooperatoren des Münsters, geöffnet. Der Procurator
der Münsterfabrik F. Joseph Roos fertigte das Protokoll118. Man wird an Rethels
großartig-makabres Gemälde im Aachener Rathaus erinnert, das Kaiser Otto bei
Öffnung des Grabes Karls des Großen zeigt. In einem aufrechten, von vier Quadersteinen
gebildeten Kasten fand sich ein kupferner 7 Schuh hoher Sarg, in dem sich,
von einem schweren Kreuze mit der Jahreszahl 1585 bedeckt, die vermoderten Reste
des Verstorbenen befanden: cinis atque pulvis. Sie waren eingehüllt in ein Gewand
aus schwarzbraunem Sammet, das mit schwarzem Taft gefüttert war. War es
der Ornat des Dompropstes, vom Violett zum Braun verdunkelt, in dem der Ritter
Wilhelm Böcklin von Böcklinsau sich vorgenommen hatte, der Auferstehung des
Jüngsten Gerichts entgegenzuschlummern, und, noch im Tode in aufrechter Haltung
, des Anrufs seiner Posaunenklänge zu harren?

Böcklin: der Mensch

Coincidentia oppositorum.
Nikolaus von Kues.

Viele Jahre stand Böcklin als kaiserlicher Rat, Hofmarschall auf Reichstagen,
Gesandter in zahlreichen Verwendungen im Dienste des Kaisers Karl V., der auch
die Berufung Böcklins und Schwendis in seinen Reichshof rat vorgesehen hatte. Der
küchenlateinische Spruch: „nihil est intus, dixit Carolus quintus" (drinnen da ist

118 Bisher nicht auffindbar. Heinrich Schreiber, Geschichte und Beschreibung des Münsters zu Freiburg, 1820,
S. 258.

Engler, Münsterstiftungen. Marmon S. 141.

64


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0066