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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0069
und realistische Ziele verfolgt, orientiert sich Schwendi an Wertvorstellungen und
ordnet seine Ziele in große Zusammenhänge ein: das Vaterland, das Reich, das
stets mit dem Numinosum des „Heiligen" umkleidet wird, die Freistellung der
Konfessionen, die Gerechtigkeit bei Musterung und Verwaltung. Schwendi richtet
seinen Kurs nach den Sternen, Böcklin nach dem sichtbaren Küstenrand, von Kap
zu Kap, von Bucht zu Bucht. Diente das Latein im Zeitalter der Humanisten beiden
als Lese- und Schreibsprache, so bediente sich Schwendi, mehr Europäer als Böcklin,
in seiner Korrespondenz mit Karl V. fast ausschließlich dessen Muttersprache, des
flüssig gehandhabten Französischen, das Böcklin nicht anwandte. Seine eigenwillige
Rechtschreibung und Phonetik und seine bildhafte Diktion verleugnen nicht die
elsässisch-alemannische Herkunft. Er brauchte nicht dem Volke aufs Maul zu
schauen, er handhabte selbst seine Sprache.

Böcklin war als Rat und Hofmarschall ein treuer Diener seines kaiserlichen Herrn
und ein eifriger, wenn auch nicht immer erfolgreicher Sachwalter seiner Interessen
. Seine gescheiterten Bemühungen um die Teilung des Erzstifts Magdeburg und
seine eigene Berufung zum Erzbischof sind als Maßnahmen eines Intriganten bezeichnet
worden. Aber vielleicht hätten Mit- und Nachwelt anders geurteilt, wenn
ihm Erfolg beschieden gewesen wäre. Er hat Macht, Ehre und Reichtum erstrebt,
die Ehre wohl zumeist, ohne allzu wählerisch beim Gebrauch seiner Mittel zu sein.
Sein Amt des Dompropstes des „Primat Erzstifts Magdeburg" empfand er als Auszeichnung
, die ihn von niedriger Gestellten abhob und höher Gestellten gleichsetzte
. Der Glaube an die Bedeutung seiner Person und die Würde seines Amtes war
tief in ihm verwurzelt. In Notzeiten lieh er der Bürgerschaft seiner Stadt, als Stifter
der „Almosen" den sozial Schwachen seine hilfreiche Hand. Aber mit Alt- und
Neugläubigen, mit seinen fürstlichen Zeitgenossen, die im säkularen Bereich nach
Macht und Gütern strebten und in christlicher Ergebung ihre Seele aushauchten,
teilte er die Stärke seiner christlichen Überzeugung und die zuversichtliche Erwartung
, vom Heile nicht ausgeschlossen zu sein.

Schrifttum :

Amerbachkorrespondenz, hgg. v. Alfred Hartmann Bd. VI. Basel 1967.

Bader, Karl S. und AI. Platen: Das große Palatinat des Hauses Fürstenberg. Veröff. des

F. Fürstenb. Archivs 15. 1954, Allensbach.
Brandl, K.: Kaiser Karl V. München 1937.

Buchholtz, F. B. v.: Geschichte der Regierung Ferdinands I. Wien 1831-38.
Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wirtenberg, hgg. v. Dr. Victor Ernst, Stuttgart
1899.

Dobler, Eberhard: Das kaiserliche Hofpfalzgrafenamt 1950.
Druffel, August von: Beiträge zur Reichsgeschichte, München.

Engler, Felicius: Beiträge zur Geschichte der Münsterpfarrei in Freiburg i. Br. Freib. Diö-

zesanarchiv Bd. 24, 1895, S. 137.
Erasmus von Rotterdam: Opus Epistolarum, hgg. von P. Y. Allen, Oxford 1934. Bd. VIII.

Briefe (in Auswahl) übersetzt von Köhler, Sammlung Dieterich.

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