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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0084
Schlüssellochmotive, wie sie deutlich ein Stück aus Straßburg in spätrömischer Tradition
wiedergibt, anklingen (Abb. 6)10 oder ob andere Formelemente hier umgewandelt
wurden, ist kaum auszumachen.

Bertil Almgren hat auf seiner Karte I, die England, Friesland und die Rheinlande
bringt, die Verbreitung der damals bekannten Schlüsseltypen aufgeführt
(Abb. 4). Dabei gehört südlich Straßburg das Colmarer Exemplar auf die linke
Rheinseite.

Im badischen Gebiet fällt auf, daß der Raum bis zur alamannisch-fränkischen
Sprachgrenze an der Murg keine Schlüsselfunde zeigt. Unser Stück ist nach Mitteilung
von Gerhard Fingerlin11 bis heute für Südbaden das einzige geblieben. Auch
die Schweiz scheint bis jetzt keine ähnlichen Funde aus merowingischer Zeit zu besitzen
, wie mir R. Moosbrugger12 mitteilte. Bei einem Gußrohling mit am Bart abgebrochenem
Schaftende im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen lassen sich
Herkunft und Fundumstände nicht mehr klären (Abb. 3)13.

Man hat also im eigentlichen alamannischen Raum sehr wahrscheinlich anfänglich
keine Bronzeschlüssel und die dazu gehörigen komplizierten Schlösser hergestellt
. Es fehlte an einer lebendig gebliebenen Überlieferung dieser spätrömischen
Handwerkskunst in diesem ausgesprochenen Agrarland. Ganz im Gegensatz zu so
alten Städtegründungen wie zum Beispiel Mainz, Speyer und Straßburg, die im
Westen des fränkischen Gebiets liegend, nie ganz diese Verbindung mit der Spätantike
über die Jahrhunderte hinweg aufgegeben haben. In einer dieser linksrheinischen
, westfränkischen Werkstätten müßte unser Schlüssel angefertigt worden sein.

Die Einführung des Christentums in Alamannien durch fremde Missionare hatte
vielfach auch politische Ziele. Sie sollte den fränkischen Einfluß in diesen nach 526
unterworfenen Gebieten festigen.

Im Breisgau begründete im Münstertal der Wandermönch Trudpert - wohl
irischer Observanz - in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts mit Hilfe eines vermutlich
fränkischen Edlen namens Otbert diese älteste klösterliche Zelle rechts des
Rheins14. Das geschah weniger mit dem Gedanken einer planvollen Missionierung
des umliegenden Gebiets als vielmehr, um ein Leben in Askese und Arbeit zu
führen. Wahrscheinlich stammte die Stifterfamilie Otberts aus dem Elsaß und hatte
hier im Münstertal einst in irgendeinem Zusammenhang Besitz erhalten15. Die

10 Almgren, ebenda Tabelle I Rheinlande R 7 Straßburg.

11 Oberkonservator Dr. Gerhard Fingerlin, Leiter der Außenstelle Freiburg/Br. der Abt. Bodendenkmalpflege
des Landesdenkmalamtes Baden Württemberg.

12 Dr. R. Moosbrugger-Leu, Kantonsarchäologe Kanton Basel Stadt. Univ. Prof. Dr. Fritz Felgenhauer, Institut
f. Ur- u. Frühgeschichte, Universität Wien, konnte mir für Österreich keine derartigen Bronzeschlüsselfunde
benennen.

13 Almgren, ebenda Tabelle I Rheinlande R 44 Schaffhausen, wohl Schalenguß = Keßler, ebenda 1932 Abbildung
3. — Nach freundlicher Auskunft von Direktor Dr. W. V. Guyan, Schaffhausen, hat das nicht inventarisierte
Stück mit Allerheiligen nichts zu tun. Herkunft und Fundumstände sind unbekannt.

11 Werner Sebert, Die Benediktinerabtei St. Trudpert im Münstertal, Freiburger Diözesanarchiv Bd. 82, 1962/
63, S. 12. — Zum folgenden auch: a) Theodor Mayer, Beiträge zur Geschichte von St. Trudpert, Freiburg
1937 in Veröffentlichungen d. Oberrheinischen Instituts f. geschichtliche Landeskunde Freiburg: St. Trudpert
und der Breisgau. Eine Zusammenfassung S. 11—30. b) ebenda Norbert Fickermann, Über die metri
sehen Subskriptionen der Passio Trudperti, S. 31 60. c) Marcel Beck, St. Trudpert bis zum 10. Jahr
hundert, S. 61 84. d) Johanna Bastian, Der Güterbesitz des Klosters St. Trudpert, S. 169 ff.

15 Sebert, ebenda S. 15.

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