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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1974/0086
zu haben20. Nach der Passio sancti Trudpert martyris, einer in dem St. Galler Codex
577 erhaltenen Niederschrift um 900, zerfiel sie aber später21. Baugeschichtlich
müßte nach Werner Sebert etwa um 815 die Weihe eines Klosterneubaus, die Stiftung
Ramperts, eines Verwandten (abnepos) des ersten Gründers Otbert, erfolgt
sein22

Unser Schlüssel ist wie gesagt ohne datierende Beifunde dem 7. oder 8. Jahrhundert
zuzuordnen. Vielleicht können wir diesen Zeitraum von den überlieferten Ereignissen
her doch etwas einengen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit für seine
erste Verwendung rinden. Waren doch Schloß und Schlüssel für diese Zeiten der
Metallarmut ein wichtiger wertvoller Gegenstand, den man anfangs anschaffte und
solange wie möglich verwendete, wie das auch gerade die starken Abnützungsspuren
an unserem Fundstück zeigen.

Fest steht, daß die Größe des Schlüssels, auch bezüglich der Wandstärke der Türe,
eher zu einem kleinen Gotteshaus gehörte. Die Verwendung keiner geläufigen
Kreuzform auf seiner Griffplatte, könnte auf ältere Bezüge deuten, wobei dieGlok-
kenform mehr über seine Bestimmung aussagen könnte.

Eine Anfertigung für den Neubau um 815 würde unsere Spanne ebenso zeitlich
wie formal überschreiten. Sie wäre auch bei der geringen Größe für diesen gewiß
stattlicheren Bau unwahrscheinlich. Die Waldbrüder dürften sehr in der Tradition
des Heiligen gelebt und wenig verändert haben. Von einer Zerstörung seines Gotteshauses
berichtet die Vita nichts.

So könnte man vermuten, daß dieser einfache, gut geformte Schlüssel eher aus
der Zeit Trudperts selbst stammen könnte und das Stück in Straßburg, als der am
nächsten gelegenen Bischofs- und Handelsstadt, die zahlreiche Bronzeschlüsselfunde
aufweist, gegossen wurde. Für Straßburg wurde neuerdings auch die Herstellung
von Keramik mit Rollstempelmustern nach römischem Vorbild für Alamannien
nachgewiesen23.

Ob dieser Bronzeschlüssel einst beim heutigen „Dreherhof" verlorenging, dort
versteckt oder eingeschwemmt wurde oder ob - nach topographischen Gesichtspunkten
nicht ganz unwahrscheinlich für so eine bescheidene Gründung — hier in
der Nähe der erste Schritt durch Trudpert getan wurde? Wer könnte das heute
noch ohne die Hilfe des Spatens ergründen? Wenn im Laufe der Zeit wichtige
Spuren im Boden zerstört wurden, bleibt auch ihm eine Klärung versagt24.

Unser Schlüssel ist ein früher Beleg für die über die Franken einsetzende Christianisierung
der Alamannen im Breisgau. Er bezeugt damit auch einiges von dem
Wahrheitsgehalt in der Vita sancti Trudperti.

20 Sebert, ebenda S. 20, 25.

21 Monumenta Germaniae scr. Merov. IV, 357 363.

22 Sebert, ebenda S. 118.

23 U. Lobbedey, Untersuchungen mittelalterlicher Keramik, vornehmlich aus Süddeutschland 1968/S. 17, 18.

24 Bei Erweiterungsbauten am „Dreherhof" im Herbst 1973 fanden sich nach Aussagen des Besitzers keine Anzeichen
alter Holzreste in den Geröllschichten. Ein grauer Scherben eines Topfdeckels mit Rädchenverzierung
, 14. Jh., wurde etwa 20 Meter bachab bei Fundamentarbeiten entdeckt.

Abbildungen: 1 und 2 Aufahmen: Foto Glaubrecht Müllheim/Bd.; 3 jupp franz Strasbourg. Freundliche Vermittlung
von Dr. Hans Zumstcin, Konservator für Mittelalterliche Archäologie Städtische Museen Straßburg;
4 bis 6 Ablichtung nach Bertil Almgren Uppsala, siehe Anmerkung 3.

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